„Was wären wir denn bitte ohne Europa?“

Mit einer Veranstaltungsreihe wirbt das Landratsamt für die Wahl des EU-Parlaments am 9. Juni

Emmendingen. Am 9. Juni finden in Baden-Württemberg die Kommunalwahlen statt. Gleichzeitig wird an diesem Tag auch über die künftige Zusammensetzung des EU-Parlaments abgestimmt. Um letztere noch mehr in den Vordergrund zu rücken, bietet das Landratsamt im Vorfeld eine Veranstaltungsreihe an.

Zwischen dem 6. und 9. Juni wird in allen 27 EU-Mitgliedsstaaten das Europaparlament gewählt. In Baden-Württemberg wird die Abstimmung wie immer mit der Kommunalwahl kombiniert. In der ganzen EU sind insgesamt 450 Mio. Menschen dazu aufgerufen, abzustimmen – darunter erstmals Jugendliche im Alter von 16 und 17 Jahren. Mit ihrem Votum legen sie die Verteilung der 720 Sitze im Straßburger Gremium fest. Als einwohnerstärkstes Land stellt Deutschland mit 96 Abgeordneten die meisten Politiker im EU-Parlament.
„Europa ist ein sehr erfolgreiches Friedensprojekt – und das seit mehr als sieben Jahrzehnten“, machte Landrat Hanno Hurth beim Pressegespräch am Montag nochmal deutlich. Innerhalb der EU-Staaten herrsche außerdem schon lange Freizügigkeit. Grenzkontrollen gebe es nicht mehr. Bezahlt werde mit einer gemeinsamen Währung. Und viele weitere Projekte wie beispielsweise das Erasmus-Bildungsprogramm brächten die Menschen zusammen. „Selbstverständlich ist das nicht – das haben die geschlossenen Grenzen während der Corona-Pandemie nochmal für eine gewisse Zeit vor Augen geführt“, findet Hurth.
Eine Entwicklung ist das Ergebnis vieler kleiner Entscheidungen. Getroffen werden sie im EU-Parlament. Um die Bedeutung der Europawahlen noch einmal herauszuheben, hat die Presse- und Europastelle des Landratsamtes im nächsten Monat eine Veranstaltungsreihe organisiert. Gemeinsam mit der VHS Nördlicher Breisgau lädt sie am 13. Mai zu einem Bildvortrag mit Lesung in die Aula der Emmendinger Musikschule ein. Unter dem Titel „Zeit als Ziel – seit 27 Jahren im Bulli durch Europa“ referiert dort ab 20 Uhr der Reisejournalist Oliver Lück. Der Vortrag ist kostenfrei, jedoch ist eine telefonische Anmeldung unter 07641/9225-0 notwendig.
Junge Menschen ansprechen sollen zudem zwei Veranstaltungen, die mit der Stadt Emmendingen angeboten werden. Am 16. Mai findet im dortigen Jugendzentrum in der Steinstraße der Kino- und Infoabend „Popcorn in Europa“ statt. Eingeladen sind alle, die zum ersten Mal ihre Stimme bei den Kommunal- und Europawahlen abgeben dürfen. Der Jugendgemeinderat und die Jugendpflege Denzlingen stellen ihre Arbeit vor und Silke Tebel-Haas, Europabeauftragte des Landkreises und federführende Organisatorin der Veranstaltungsreihe, gibt Infos zu den Wahlen. Gezeigt wird außerdem die französische Filmkomödie „Nichts zu verzollen. Am 16. Mai bieten die Kreisjugendarbeit sowie die Kinder- und Jugendarbeit im Landkreis Emmendingen von 9 bis 16 Uhr einen Ausflug ins EU-Parlament nach Straßburg an. Geplant ist zudem eine Stadtbesichtigung. Anmeldungen unter: eveeno.com/europaEM24
Höhepunkt der Veranstaltungsreihe wird am 24. Mai der Europatag, der diesmal auf dem Emmendinger Marktplatz stattfindet. Von 9.30 bis 13.30 Uhr legt dort die Kaffee-Ape einen Zwischenstopp einlegen. Bei Kaffee oder Cappuccino gibt es Informationen, ein Quizrad, ein Europa-Riesenpuzzle, eine Fotobox, ein Torwandschießen, Musik sowie einen virtuellen Ausflug ins EU-Parlament oder in die Landesvertretung nach Brüssel. Das Staatsministerium, das Landratsamt, die Stadt Emmendingen und die VHS geben außerdem Infos zur Wahl und laden zu Gesprächen ein.
„Was wären wir denn bitte ohne Europa?“, sagt auch Emmendingens OB Stefan Schlatterer. Er selbst sei als Kind öfter über die damalige Pontonbrücke nach Frankreich gefahren. Auf der anderen Seite des Rheins hätten französische Zollbeamte dann Kontrollen durchgeführt, dahinter Soldaten mit Maschinengewehren Wache gehalten. Heute könne man einfach so nach Frankreich fahren. „Dies ist nur eines von vielen Beispielen, wie viel Freiheit die EU uns in den letzten Jahrzehnten ermöglich hat“, so der Rathauschef. Er selbst fühle sich „mindestens so europäisch wie deutsch“. Und als Demokrat sei es eine „absolute Selbstverständlichkeit, dieses Friedensprojekt zu unterstützen“.
 Daniel Gorzalka