Oberbergen (bos). Nach dem Auftakt im März wurde die erste urkundliche Erwähnung des Winzerdorfs Oberbergen am vergangenen Freitag mit einem Festakt in der Turn- und Festhalle groß gefeiert. Neben den festlichen Reden und einem spannenden historischen Vortrag begeisterte auch die Winzerkapelle Oberbergen die zahlreichen Ehrengäste und Besucher der Veranstaltung. Ortsvorsteher Udo Beck durfte sich im feierlichen Rahmen in das Goldene Buch der Stadt Vogtsburg eintragen.
Beck betonte in seiner Eröffnungsrede, dass die Menschen, die in Oberbergen lebten, über Jahrhunderte hart gearbeitet hätten, um das Notwendigste zum Überleben zu haben. Dabei erinnerte Beck auch an die Auswanderungswelle im 19. Jahrhundert Richtung Amerika und Nordafrika und die beiden Weltkriege. Bis in die 1960er Jahre seien viele Familien in Oberbergen Selbstversorger gewesen, in einem festen Arbeitsverhältnis standen nur wenige. „Die landwirtschaftlichen Betriebe wurden in den folgenden Jahren und Jahrzehnten komplett auf Weinbau umgestellt“, so Beck. Entscheidend für den Erfolg der hiesigen Weine sei auch die Flurneuordnung gewesen. Auch das Qualitätsstreben der Oberbergener hob Beck dabei heraus, was sich nicht zuletzt in der Auszeichnung der WG Oberbergen als Beste Deutschlands gezeigt habe. „Der Wandel schreitet fort“, betonte er, auch die jüngere Generation müsse für die Weinwirtschaft gewonnen werden. Weiter blickte Beck auch auf bedeutende Infrastrukturmaßnahmen wie den Schulbau in den 1960er Jahren und den Bau der Turn- und Festhalle, an dem sich viele Bürger ehrenamtlich beteiligt hatten. Die Vereine seien das „Rückgrat der Dorfgemeinschaft“. Beck erinnerte an die Gemeindereform in den 1970er Jahren. „Oberbergen hat sich ebenso wie die Gesamtstadt Vogtsburg positiv entwickelt.“ Der Weinbau, aber auch Gastronomie und Tourismus seien entscheidende Wirtschaftszweige. Mit Eugen Biser und Franz Keller erwähnte Beck auch zwei der berühmtesten Oberbergener in seiner Rede mit ihrem Wirken in der Gemeinde. Der Ortsvorsteher bedankte sich für alle Mitwirkenden am Jubiläum und betonte: „Dieses Jubiläumsjahr soll der Anstoß sein, sich in den nächsten Jahren auch mit neuen Ideen in Oberbergen zu beschäftigen und uns den Anforderungen der Zukunft zu stellen.“
Vogtsburgs Bürgermeister Benjamin Bohn brachte in seinem Grußwort das noch heute vielen älteren Oberbergenern lebhaft in Erinnerung gebliebene 1.000-jährige Jubiläum zur Sprache. 1972 wurde zehn Tage am Stück gefeiert. „Das machen wir zwar jetzt nicht, aber wir haben ein sehr beachtliches Jubiläumsprogramm über das Jahr zusammengetragen.“ Er bedankte sich bei allen Helfern, die sich ehrenamtlich für die Jubiläumsveranstaltungen engagierten, insbesondere auch der Oberbergener Weinwirtschaft, die sich für die zwei Jubiläumsweine verantwortlich zeigten. Auf die Frage, was Oberbergen eigentlich ausmache, nannte Bohn viele Stichworte wie beispielsweise Innerer Kaiserstuhl, hochkarätige Weine, Bassgeige, Schwarzer Adler, Rebterrassen oder schönste Weinsicht Badens. „Doch eigentlich lässt sich die Frage ganz einfach beantworten – es sind die Menschen hier, die sich seit Jahrhunderten für ihre Heimatgemeinde engagieren.“
Der Landtagsabgeordnete Reinhold Pix überbrachte die Jubiläumsgrüße von Ministerpräsident Winfried Kretschmann nach Oberbergen und berichtete in hörenswerten Anekdoten, was ihn persönlich mit Oberbergen verbindet. Dabei spielte auch die Vinologie eine große Rolle. Pix erklärte, dass die Oberbergener Grauburgunder „jedem italienischen Wein überlegen“ seien. Für den Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald überbrachte der Erste Landesbeamte Martin Barth die Grüße, er verglich Oberbergen mit einer „glänzenden Perle“, die Menschen aus nah und fern anziehe.
7.000-jährige Geschichte skizziert
Dr. Christl Bücker skizzierte in ihrem Vortrag die frühe Geschichte von Oberbergen und dem im Mittelalter eingemeindeten Altvogtsburg. Sie verwies dabei auf Funde in der Gemarkung aus der Steinzeit, die bis ungefähr 5500 vor Christus zurückreichen. „Oberbergen ist eigentlich viel älter als die erste urkundliche Erwähnung im Jahr 972 nach Christus. Wir können hier von 7.000 Jahren sprechen.“ Kurzweilig und mit Anekdoten gespickt vermittelte Bücker den Zuhörern auch anhand zahlreicher Bilder einen Eindruck von den siedelnden Kelten, Römern und Alemannen bis hin ins Mittelalter. Viele bedeutende Funde wurden bei Rebflurbereinigungen gemacht, die Exponate sind unter anderem im Freiburger Colombi-Schloss zu sehen. Auch auf den Badberg ging Bücker näher ein. Ein früheres Volksbad sei der Namenspate der Weinlandschaft „Badberg“. Ein Bad mit warmer Quelle soll im 13. Jahrhundert existiert haben. „Daneben stand wohl ein Gasthaus – auf gutes Essen und Badekultur wurde in Oberbergen schon immer Wert gelegt“, so Bücker augenzwinkernd. Sie verwies auch auf den neuen Vulkanerlebnispfad. Dabei wandeln Besucher auf einer Länge von 3,2 Kilometern auf den Spuren von Ritter Hugo. Bei Forschungen wurden Hinweise auf eine Burg am Schlossberg unterhalb des Vogelsangpasses entdeckt, erklärte Bücker zum Hintergrund des Vulkanerlebnispfades, der am 22. Mai eröffnet wird.
Eine große Rolle beim Festakt spielte auch die Winzerkapelle Oberbergen unter Leitung von Dirigent Siegfried Rappenecker. Die Musiker sprühten vor Spielfreude und präsentierten sowohl traditionelle als auch moderne Stücke. Ein Höhepunkt war dabei das „Oberbergener Weinlied“, das von allen begeistert mitgesungen wurde. In Anwesenheit von Ehrengästen wie Staatssekretär a.D. Gundolf Fleischer, Bürgermeister a.D. Gabriel Schweizer und Oberbergens Ehrenbürger Friedrich Schill trug sich Ortsvorsteher Beck ins Goldene Buch der Stadt Vogtsburg ein.