Glottertal (hg). Wie es weitergehen kann mit dem „tollen Projekt“ des Katharina-Rieder-Hauses, war am Donnerstagabend zentrales Thema in der Glottertäler Eichberghalle. 160 Frauen und Männer hatten sich zur Auftaktveranstaltung für den angestrebten Neustart des Glottertäler Seniorenzentrums eingefunden. Die Gemeinde Glottertal und der Caritasverband Breigau-Hochschwarzwald als verantwortlicher Träger des Hauses hatten dazu eingeladen.
Mit Blick auf die Zukunft das Wichtigste vorweg: Am vergangenen Sonntag startete man seitens des Trägers mit dezidierten Personalanzeigen für das Katharina-Rieder-Haus. Am Montag dieser Woche fanden nachmittags zweistündige Informationsgespräche für interessierte Personen statt.
Ein weiterer Informationstermin ist am Mittwoch kommender Woche, 15. März, von 9.30 bis 11.30 Uhr im Katharina-Rieder-Haus geplant. Obendrein will man nach Bedarf zu weiteren Informationsterminen einladen. Alle anwesenden Besucher der Auftaktveranstaltung wurden gebeten, bei Interesse persönlich zu kommen und/oder im Bekanntenkreis darauf aufmerksam zu machen. Am 17. April startet auf jeden Fall im Katharina-Rieder-Haus (KRH) ein Ausbildungskurs für „Quereinsteiger“.
Als Moderator fungierte der Journalist Christoph Wirtz, der als Einstieg über eine aktuelle Google-Recherche berichtete und dabei auf weit über zwei Millionen „Treffer“ gestoßen sei. Wie dringlich es sei, weitere helfende Hände für pflegebedürftige Menschen zu finden, stand somit sehr eindrucksvoll im Raum. Bürgermeister Karl Josef Herbstritt betonte zu Beginn nachdrücklich, dass ein Seniorenheim bereits seit Jahren ein „Herzensanliegen für alle Menschen im Dorf“ sei. Mit berechtigten großen Erwartungen habe man mit dem Caritasverband Breigau-Hochschwarzwald einen „starken Partner“ gefunden. Nach den allseits beklagten Problemen in den ersten Monaten nach der Eröffnung des Hauses, über die man offen sprechen müsse, um Hintergründe zu verstehen, sehe man allerdings auch jetzt mit Zuversicht in die Zukunft – mit Blick auf eine für alle Menschen im Tal gute Lösung.
So schnell wie möglich
Diesem Wunsch schloss sich auch Jochen Kandziorra an, der Vorstandsvorsitzende des Caritasverbandes Breigau-Hochschwarzwald (CVBH). „Wir sind verbunden im Wunsch, das Pflegeheim im Katharina-Rieder-Haus so schnell wie möglich wieder in Betrieb zu nehmen“, betonte er gleich zu Beginn. Im November 2022 habe man sich auf Grund der hohen Anzahl an Leiharbeitskräften im Bereich der Pflege (eine Tatsache, die man eigentlich nicht wolle) und den damit einhergehenden Problemstellungen entschlossen, das KRH mit damals rund 20 Bewohnern vorübergehend zu schließen. Aus Sicht der Caritas sei es aus personellen Gründen nicht mehr möglich gewesen, die gesetzten Qualitätsstandards sicherzustellen.
Dies sei eigentlich „ein undenkbarer Schritt“ gewesen, betonte Kandziorra, da allen Verantwortlichen bewusst gewesen sei, was dies für die Bewohner, deren Angehörige und Freunde bedeuten würde. Die meisten hätten sich ja bewusst für das KRH entschieden, um die Kontakte im gewohnte Sozialraum halten zu können. Sein Dank galt allen Mitarbeitern der aufnehmenden Häuser, ferner den Pflegekassen, allen voran der AOK, für die konstruktive Begleitung und Unterstützung in der damals für alle schwierigen Situation. Nicht zuletzt dankte Kandziorra Bürgermeister Herbstritt, der die Bemühungen der Caritas „immer sehr konstruktiv und mit viel Einsatz unterstützt“ habe.
Großer Personalmangel
Insbesondere seit dem zweiten Halbjahr 2022 sei – und dies nicht nur als Folge der Corona-Pandemie – ein „deutlich verschärfter Personalmangel in der Pflege“ festzustellen. Auf die strukturellen Probleme der Pflege und der Altenhilfe könne man im Rahmen der Abendveranstaltung in der Eichberghalle nicht im Detail eingehen. Ohne politisches Handeln seien diese ohnehin nicht zu lösen, fügte Kandziorra hinzu.
Ziel der Versammlung sei Lösungsmöglichkeiten anzusprechen und vorzustellen, die man „gemeinsam in der Hand habe“. Vor allem gehe es darum, die Versorgungssicherheit der älteren Menschen mit Pflege- und Unterstützungsbedarf im Sozialraum sicherzustellen. Hierzu wolle man seitens des Trägers den ihm zukommenden Beitrag leisten und zugleich einen gemeinsamen Prozess beginnen. Daher habe man seitens der Caritas bereits alle Möglichkeiten der Personalgewinnung verstärkt, und zwar bezüglich ausgebildeter Fachkräfte ebenso wie von angelernten Hilfskräften. Diesem Ziel sollten entsprechende Erläuterungen von drei Vertreterinnen des Caritasverbandes dienen, die den Besuchern in der Eichberghalle einige Ausbildungsangebote auf dem Feld der Altenhilfe vorstellten. Mit Blick auf zunächst 30 Heimbewohner benötige man 17,57 Vollzeitkräfte. Zusätzlich rechne man mit zwei weiteren Mitarbeitern pro Vollzeitstelle. Zu weiteren personellen Details ergriffen Mareike Lattwein von der Abteilungsleitung Altenhilfe, ferner Viktorija Klose von der Leitung Personalmanagement und Marita Dittes,
Mitarbeiterin der Ausbildungskoordination, das Wort.
Kritische Stimmen
Deren Absicht, bei den Besuchern mögliche Wege zum persönlichen Engagement aufzuzeigen, fand jedoch bei etlichen Besuchern zunächst keine positive Resonanz. Vielmehr meldeten sich spontan einige Zuhörer zu Wort, die kritische Worte aufgrund ihrer persönlichen Enttäuschung zum Ausdruck brachten. Vor allem ging es darum, dass man die Angehörigen zu kurzfristig über die anstehende Schließung des KRH informiert habe. Die Kommunikation mit den Angehörigen sei sehr mangelhaft gewesen. Nicht zuletzt sei der Ortswechsel in andere Pflegeheime für die Heimbewohner meist sehr schmerzlich erfahren worden.
Jochen Kandziorra zeigte sich angesichts dieser kritischen Stimmen, die meist von Beifall anderer Besucher begleitet wurden, nicht überrascht, sondern durchweg verständnisvoll. Auch der Caritasverband sei enttäuscht über diese Entwicklung, die niemand gewollt, vorhergesehen oder einfach in Kauf genommen habe. Vielmehr habe man beim Start des Hauses im Sommer 2022 „genügend Pflegekräfte an Bord“ gehabt. Diese seien jedoch schon bald und im Laufe der folgenden Monate aus verschiedenen Gründen, nicht zuletzt durch gezielte Abwerbung mit finanziellen Anreizen nicht mehr in einem verantwortbaren Maße zur Verfügung gestanden. Die sehr späte Benachrichtigung der Angehörigen bedauere er heute außerordentlich und habe volles Verständnis für die Enttäuschung der Angehörigen und Pflegebedürftigen. Allerdings sei man unter nicht näher genannten Zwängen gestanden. Keinesfalls habe man jemand absichtlich übergehen oder gar verletzen wollen.
Eine hervorragende Einrichtung
Das Katharina-Rieder-Haus betrachte man jedoch nach wie vor als eine hervorragende Einrichtung für pflegebedürftige Menschen im Glottertal. Es gebe keine Pläne für eine anderweitige Nutzung, betonte Kandziorra nach entsprechenden Andeutungen seitens eines Besuchers. Alle Verantwortlichen der Gemeinde wie des Caritasverbandes wollten definitiv, dass dieses Haus nicht lange leer stehen bleibe. Freilich sei es Sache des Caritasverbandes als Betriebsträger, Fachkräfte zu finden und anzustellen. Nun gehe es darum, durch koordinierte Maßnahmen sowohl Fachkräfte wie weitere Hilfskräfte zu gewinnen. Wesentliche Schritte dazu seien bereits erfolgreich eingeleitet. Vor allem wolle man neue „HeIfer in der Pflege“ gewinnen. So werde man mit Hilfe eines neuen Schulungskonzeptes Pflegehelfer und Quereinsteiger zu Pflegehilfskräften qualifizieren. Damit die Teilnahme an einem Helferkurs individuell begonnen werden kann, besteht das Schulungsseminar aus mehreren Abschnitten. Nähere Informationen hierzu kann man einholen bei der Leiterin Personalmanagement, Viktorija Klose, Telefon: 0761 / 8965402 oder cv.personal@caritas-bh.de
In seinem Schlusswort betonte Bürgermeister Karl Josef Herbstritt, dass man mit dem KRH ein mit viel Lob verbundenes schönes Haus für die Menschen in Glottertal bekommen habe. Die mit allen Kräften verfolgte Wiedereröffnung brauche nun allseits Wohlwollen und Hilfe. Eines sei ihm nicht erst an diesem Abend klar geworden: „Altenpflege ist ein schwerer Beruf, der unser aller Dank und Respekt verdient.“ Daher werde die ganze Dorfgemeinschaft um Unterstützung gebeten. Daran zweifle er jedoch nicht, denn in Glottertal habe man schon immer großes Engagement der Dorfgemeinschaft erfahren können. „Je mehr Menschen sich beteiligen und Verantwortung für die Versorgung der älteren Menschen im TaI übernehmen, desto schneller werden wir unser gemeinsames Ziel erreichen: die Wiedereröffnung des Katharina-Rieder-Hauses“, appellierte Kandziorra zuletzt an die anwesenden Besucher. Einen konkreten Termin dafür könne man allerdings noch nicht nennen; in jedem Fall „so schnell wie möglich“.