Emmendingens Asphalt wurde zur Galerie

Im Rahmen des Künstlermarkts fand erstmals ein Straßenkreidemalwettbewerb statt

Emmendingen. Nach der Absage im April fand von Samstag bis Montag nachträglich der 54. Künstlermarkt statt. Bei herrlichem Maiwetter verwandelten 180 Aussteller die Innenstadt drei Tage lang in ein kunterbuntes Kunstfeld. Und noch farbenfroher wurde das Treiben diesmal durch eine Premiere.

Anstelle des Straßenmusikcontests „Rhythmus unter freiem Himmel“ hatten Marktmeister Günther Hoffmann und sein Team erstmals einen Straßenkreidemalwettbewerb organisiert. 37 Künstler allen Alters rückten mit ihrem Equipment an, knieten teils stundenlang auf dem Asphalt und verwandelten den grauen Belag des Sträßchens, das entlang der Stadtmauer führt, in eine Kunstgalerie. Und weil es seit dem Wochenende nicht mehr geregnet hat, kann diese nach wie vor bestaunt werden.


Die Bandbreite der Kreidekunstwerke jedenfalls ist enorm. Die Motive reichen von Graffiti und Kalligrafie über Comicwelten bis hin zu realistischen und abstrakten Gemälden. Am späten Montagabend nahm eine Jury, bestehend aus Nadja Stolp (Kunsttherapeutin und Malerin), Gundel Busch (Malerin) und Peter Thomann (Fotograf), die Malereien genau in Augenschein und bewertete sie nach Originalität, Technik und Ausdruckskraft. Und um die Aktion zu pushen, fügte der bekannte Freiburger Streetart-Künstler Daniel Gjoka alias „orange“ außerdem seine Schablonenmotive hinzu.

Bei den Kindern gewann Mariam aus Kollmarsreute mit ihrer knallgelben Comicfigur. In der Teenies-Kategorie sicherte sich Finn aus Emmendingen den Sieg. Er malte eine gepanzerte Actionfigur vor dem Stadttor. Den Gruppenpreis schnappten sich Juna und Sabrina aus Emmendingen mit ihrer regenbogenfarbenen Einhornlandschaft. Und Olma aus Freiburg gewann bei den Erwachsenen. In kunstvoller Schrift schrieb sie den Spruch „Do what you can with what you’ve got where you are“ auf den Asphalt. Alle fünf Gewinner erhielten tolle Preise.

„Alle Werke waren außergewöhnlich - die Entscheidung fiel den Juroren alles andere als leicht“, beobachtete Hoffmanns langjährige Mitarbeiterin Martina Springmann, die den Wettbewerb federführend organisierte. Über das Internet werde in diesen Tagen zusätzlich noch ein Publikumspreis ermittelt. Über die Facebookseite und den Instagram-Kanal des Künstlermarkts könne man bis zum 11. Juni abstimmen. Zu gewinnen gebe es einen Kindergeburtstag mit dem Zauberer „Giaccomo Spirelli“. „Der Erfolg des Kreidemalwettbewerbs lässt hoffen, dass es bald eine Fortsetzung gibt“, resümierte Springmann.

Der Contest jedenfalls passte bestens zum Künstlermarkt, der sich wegen des langen Pfingstwochenendes diesmal ausnahmsweise über drei Tage zog. Die 180 Aussteller kamen nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus dem benachbarten Ausland. Das Angebot reichte von Bildern und Skulpturen über Tücher und Keramik bis hin zu allerhand Skurrilem. Wie immer achtete Günther Hoffmann darauf, dass auch einige neue Stände mit dabei sind.

Und weil das Wetter nicht besser hätte sein können, war die Innenstadt von Samstag bis Montag bestens besucht. Auffällig lang war dabei die Verweildauer. Das kunstinteressierte Publikum nahm sich Zeit – nicht nur um die Produkte zu begutachten, sondern auch mit den Ausstellern ins Gespräch zu kommen. Bleibt die Frage: kann der oft verregnete Künstlermarkt nicht immer im Mai stattfinden? Jetzt schon vormerken sollte man sich die 55. Ausgabe vom 16. bis 17. September – dann mit dem traditionellen „Rhythmus unter freiem Himmel“.

Daniel Gorzalka