Ehrenamt stößt an Grenzen

Viele Einsätze: Jahreshauptversammlung bei der Freiwilligen Feuerwehr Bad Krozingen

Bad Krozingen. Die Jahreshauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr Bad Krozingen fand vergangenen Samstag in Tunsel statt, dessen Wehr das 150-jährige Bestehen feiert. Die Halle war gut gefüllt, trotz des Sommerwetters und zahlreicher anderer Events. Kommandant Florian Eckert blickte auf ein anstrengendes Jahr 2022 zurück.  

346 Mitglieder umfasst die Gesamtwehr. Auf den Nachwuchs mit 79 Jugendlichen ist man besonders stolz. Sieben davon konnten nun in die aktive Wehr übernommen werden. Wie wichtig die Ausbildung des Nachwuchses ist, zeigt sich an der Anzahl der Einsätze. 527 Einsätze galt es letztes Jahr zu bewältigen. Interessant ist, dass die meisten Einsätze an einem Mittwoch (131) stattfinden und die wenigstens an einem Samstag. 5.300 Einsatzstunden wurden hierbei abgeleistet, das sind im Schnitt 14,5 Stunden pro Tag. „Dies hat mit Ehrenamt fast nichts mehr zu tun“, so Eckert. 
Größere Brände gab es Anfang letzten Jahres bei einem Gebäudebrand in der Hauptstraße in Biengen. In Tunsel musste die Wehr zu einem Dachstuhlbrand, ausgelöst durch Blitzschlag, ausrücken. Im Kernort brannte in der Bahnhofstraße ein Sprinter, der danebenliegende Kiosk am Bahnhof wurde erheblich in Mitleidenschaft gezogen. 2022 war auch das Jahr der Klein- und Parallelbrände. Im Kernort brannten öfter Mülltonnen und Fahrradschuppen. Beim Brand im Industriegebiet in Müllheim wurde die Bad Krozinger Wehr ebenso zur Unterstützung angefordert, wie zu einem ABC Einsatz an der Autobahnraststätte Breisgau. 
Neben Bränden rückt die Feuerwehr auch bei Verkehrsunfällen aus. Es wurden 65 verletzte Personen gerettet. Für fünf Personen kam jede Hilfe zu spät. Zusätzlich  kommen immer häufiger First Responder Einsätze hinzu. 165 Einsätze waren es letztes Jahr. Die Helfer sind in zwei bis drei Minuten vor Ort, was beispielsweise bei einem Herzinfarkt Leben retten kann.  „Es kann nicht sein, dass wir wegen Nasenbluten oder einfachen Stolperstürzen gerufen werden“, so Eckert. 
Auch Bürgermeister Volker Kieber ist zwiegespalten und fragte, ob das nicht das falsche Zeichen an die Politik ist? Seiner Meinung nach, müsste der Rettungsdienst besser ausgestattet werden. Trotzdem hat Kieber zusammen mit dem Kommandanten beschlossen, weiterhin alle Einsätze zu fahren, bei denen Leben bedroht ist. „Weil Menschenleben wichtiger ist als Geld“. Neben den vielen Einsätzen gilt es auch für die Ehrenamtlichen eine Vielzahl an Übungen zu absolvieren. 
Kieber dankte den Kameraden für ihren großartigen Einsatz, „ihr leistet hervorragende Arbeit!“. Er lobte auch die Zusammenarbeit mit dem DRK, dem THW und der Polizei, die bestens läuft. Kieber sprach den Fachkräftemangel bei den Rettungskräften  und den Platzmangel in den Krankenhäusern an.  Auch Martin Engler, stellvertretender Verbandsvorsitzender des Kreisfeuerwehrverbandes, hatte viel Lob für die Feuerwehr und sprach von einem „Glückfall für die Gemeinde“. Auch er kritisierte, dass der Rettungsdienst so schlecht aufgestellt ist. 
Aufgrund der vielen Arbeit, die im Ehrenamt kaum noch zu bewältigen ist, kündigte Kieber noch eine Neuerung an: Die Feuerwehrsatzung soll geändert werden und der Kommandant nicht mehr ehrenamtlich, sondern hauptamtlich arbeiten. „Dies ist wichtig zur Stärkung der Wehr in Bad Krozingen“, so Kieber. Im Herbst soll der Gemeinderat der neuen Satzung zustimmen. Christoph Blattmann, stellvertretender Kreisbrandmeister, sprach ebenfalls einen großen Dank an die Kameraden aus. Yvonne Krzikowsky