Klimawandel, Wassermangel, Trockenstress

Erkundungen über Chancen durch ökologischen Landbau im Kaiserstuhl

Forchheim (vj). Tiefe Risse in den sonst äußerst fruchtbaren Böden im Oberrheingraben, Oberflächen so hart wie Beton und von extremer Sonneneinstrahlung und vom Wind völlig ausgetrocknet: Dies alles war auch auf den ökologisch bewirtschafteten Ackerflächen in Forchheim nicht zu übersehen. Beim ZAVor-Ort-Termin des LTZ-Ökoversuchsfeldes stellten die Experten interessierten Landwirten Versuchsergebnisse von hier angebauten Pflanzen vor.

Dass hier intensive Forschung und Entwicklung betrieben werden können, ist in erster Linie den Verpächtern Otmar und Christa Binder zu verdanken, die seit 2011 auf dem Lindenbrunnenhof bei Forchheim rund 80 Hektar Anbauflächen ökologisch bewirtschaften und mit einem Hofladen und Direktvermarktung ihr Einkommen erwirtschaften. Es werden noch viele weitere Sommertage und Extremwetterlagen kommen, war sich Dr. Andreas Butz, Referatsleiter Ökologischer Landbau des LTZ, sicher. Wie man den Herausforderungen des Klimawandels und seinen auch hier nicht zu übersehenden Auswirkungen entgegenwirken kann, werde zunehmend ein Wettlauf mit der Zeit und zwinge Landwirte, Forscher und Wissenschaftler zu mehr Zusammenarbeit.

Auf dem Versuchsareal werden rund zehn Hektar mit fünfgliedriger Fruchtfolge von je zwei Hektar bewirtschaftet und getestet, wobei Soja die wichtigste Vorfrucht ist. Insgesamt werden derzeit elf Feldversuche in 415 Parzellen durchgeführt. Begonnen hat das Jahr 2023 mit einem milden Winter und wenigen Frosttagen. Das Frühjahr und die erste Mai-Hälfte brachten endlich die Niederschläge, die dennoch für die Wasserversorgung nicht ausreichten. Danach begann die bis heute anhaltende extreme Trockenphase mit nur kurzfristiger Unterbrechung durch mehrere Gewitter.

„Ob wir die Versuchsfelder in Zukunft beregnen müssen, ist noch offen“, war vor Ort zu hören. Auch auf den Versuchsfeldern seien die Bekämpfung von Krankheiten, Schädlingen und Unkräutern mit chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln sowie dem Einsatz mineralischer Stickstoff-Düngemittel nicht zulässig. Folglich werden hier Sorten angebaut, die auch ohne deren Einsatz stabile Erträge und Qualitäten erbringen und eine hohe Klimaresilienz aufweisen.

Nach wie vor wird die mechanische Unkrautbekämpfung - insbesondere die der lästigen Ackerwinde - mit Hacke, Striegel, Teleskop-Schere und anderen Gerätschaften durchgeführt. Hier helfe nur Abschneiden in kurzer Folge. Versuchsingenieur Stephan Zeller stellte beim Rundgang die hier betriebenen Landessortenversuche für Winter-, Sommerackerbohnen, Körnererbsen, Mais und Soja, frühes und sehr frühes Sortiment vor.

LTZ-Versuchsingenieurin Verena Preußner informierte die Interessenten über die „Landessortenversuche Winterweizen, produktionstechnischer Versuch: Rispenhirse“, „Sortenversuch: Kichererbsen und Trockenbohnen“ sowie über produktionstechnische Versuche mit Biostimulanzen und Blattdünger im Mais. Zukunftsperspektiven hätten insbesondere Soja- und Trockenbohnen, die bei der Eiweißversorgung von vegetarischer und veganer Ernährung eine immer wichtigere Rolle spielen würden und deren Saatgut auch bei extremer Trockenheit deutlich besser auf den Äckern zurechtkomme.

Ähnlich klimaresistenter, so sehen es die Forscher, seien Kichererbsen, die in Arabien und der Mittelmeerregion zum täglichen Speiseplan zählen und sich hier wohl zu einer Zukunftskultur entwickeln werden.

Sinnvoll sei auch der regionale Anbau von Sojabohnen, die ebenfalls äußerst klimaresistent und gegen weit entfernte Importe aus Übersee seien. Größtenteils werden diese Bohnen zur Herstellung von Lebensmitteln verwendet. Sie garantierten eine ausgewogene Eiweißversorgung bei Nutztieren.

Geforscht werde auf dem Forchheimer Versuchsfeld auch an verschiedenen Erbsensorten und Rispenhirse, die sowohl für die Ernährung des Menschen als auch als Tierfutter geeignet seien und auch deutlich besser mit extremer Trockenheit zurechtkommen würden.

Die Begehung endete mit ausgiebigem Erfahrungsaustausch aller Teilnehmer, bevor sich eine Gewitterzelle über Schwarzwald, Kaiserstuhl mit Blitz, Donner, heftigen Windböen und Platzregen entlud.