Breisach. Seit 20 Jahren ist das „Blaue Haus“ in Breisach, das frühere Gemeindehaus der jüdischen Gemeinde, eine Gedenkstätte. Aus diesem Anlass fand vom 27. Juni bis zum 3. Juli eine Begegnungswoche statt, zu der etwa 40 besondere Gäste aus Israel, den USA, Großbritannien und Frankreich nach Breisach gereist waren. Eine Erinnerungsfeier auf dem Synagogenplatz beschloss am Sonntag das öffentliche Begegnungsprogramm.
Eindrücklich waren die Worte und Zitate von Dr. Christiane Walesch-Schneller, der Vorsitzenden des „Fördervereins ehemaliges jüdisches Gemeindehaus Breisach“ bei der Erinnerungsstunde am Synagogenplatz. Das von ihr gewählte Zitat von Zygmunt Bauman „Der Holocaust ist kein Bild an der Wand, sondern ein Fenster“ beinhaltete bereits prägnant die Mission und Aufgabe, die sich die Gedenk- und Bildungsstätte „Blaues Haus“ gegeben hat. „Wir Erinnern“ war der Titel des Abschlusstages der Begegnungswoche in der auch auf 300 Jahre jüdische Gemeinde in Breisach geschaut wurde.
Die Bedeutung dieses Mottos, dieser Aufgabe wurde deutlich in den Beiträgen der Redner, die sich am Synagogenplatz eingefunden hatten. Die hochkarätige Besucher- und Rednerliste zeigte einerseits die Bedeutung der Aufgabe, aber auch das, was das Team des „Blauen Hauses“ in 20 Jahren Erinnerungsarbeit Beeindruckendes geleistet hat. So ist die Jugend- und Schularbeit – auch im Kontext der Begegnungswoche – zentraler Bestandteil der Arbeit der Gedenkstätte. Im Altersdurchschnitt der Besucherinnen und Besucher bei der Gedenkveranstaltung schlugen sich diese Bemühungen allerdings am Sonntag nicht nieder. Zwar waren die US-amerikanischen, britischen und israelischen Gäste teilweise bis in die jüngste Generation angereist, aber die Bundestagsabgeordnete des Wahlkreises Freiburg, Chantal Kopf, war eine der wenigen unter 30-Jährigen Besucher der Veranstaltung. In ihrer Ansprache setzte sich Chantal Kopf ausdrücklich dafür ein, bei der Staatsministerin für Kultur, die gegenwärtig ohnehin in einem Spannungsverhältnis zu einigen jüdischen Organisationen steht, um mehr Mittel für das „Blaue Haus“ zu werben. Die beeindruckende Arbeit, die Vernetzung und die Aufgabe des Blauen Hauses hätte dies mehr als verdient.
Neben den offiziellen Redebeiträgen des Breisacher Beigeordneten Carsten Müller, der Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer und einem Grußwort von Professor Wette, vorgetragen von Florian Kemmelmeier, waren insbesondere die Reden der Vertreter der Nachfolgegenerationen der Opfer der NS-Verbrechen, Loren Silver als Nachfahrin von Michael Eisemann und Nathan Uffenheimer, ein bewegendes Zeugnis der Versöhnung, die vom „Blauen Haus“ geleistet wird.
Für die Stadt Breisach ist das „Blaue Haus“ als Gedenkstätte und als Ort des Erinnerns und der Wissensvermittlung ein Glücksfall – genauso wie das Team des „Blauen Hauses“, das in seiner wertvollen Arbeit auch nach 20 Jahren nicht nachlässt. Alina Pick