Neun statt vier Windräder?

Gemeinderat stimmt für die Verpachtung zweier Flächen an Bürgerwindrad Blauen

Müllheim. Der Blauen ist Müllheims Hausberg. Für viele ist er ein Zeichen für Heimat, ein Naherholungsgebiet, eine Sportstätte. Nun soll er auch zur Energiewende beitragen. Mit Hilfe eines Windparks rund um den Gipfel sollen die Höhenwinde zur Stromerzeugung genutzt werden. Das freut nicht alle. Vor allem die kürzlich vorgestellten überarbeiteten Pläne sorgten für Kritik. Statt der zunächst angedachten vier Windkraftanlagen sollen nun bis zu neun Windräder gebaut werden. Zwei davon stehen auf Müllheimer Gemarkung. Über die Verpachtung dieser Gemeindeeigenen Flächen stimmten die Räte am Mittwoch ab.

Kopfzerbrechen bereitet die überarbeitete Version vor allem den Gleitschirmfliegern. Denn nach den aktuellen Plänen könnten diese künftig nicht mehr am Blauen starten. Das wurde schon vor der Gemeinderatssitzung am Mittwoch im Bürgerhaus deutlich. Am Eingang verteilten die Gleitschirmflieger im Rahmen einer Protestaktion Flyer und brachten ihr Anliegen in der Bürgerfragerunde vor. „Das Fluggebiet ist so nicht mehr nutzbar“, brachte Erich Kraft aus Müllheim vor. „Wir suchen das Gespräch. Wir wurden vor vollendete Tatsachen gestellt“, monierte auch Jürgen Scholer. Vor allem die Anlagen an den Standorten 3b und 6 seien ein Problem. Wenn man diese verschieben könnte, wäre der Start vom Blauen aus auch weiterhin möglich. Bürgermeister Martin Löffler erklärte daraufhin, dass er das Problem verstehe, Müllheim aber nicht über die Standorte 3b und 6 abstimmen könne. Diese lägen auf einer anderen Gemarkung. „Ob sie eine Chance haben, kann ich nicht beurteilen“, fügte er an. 
Für die Realisierung des Windparks wurde die Projektgesellschaft Bürgerwindpark Blauen gegründet. Diese besteht aus den genossenschaftlich organisierten Partnern Bürgerenergiegenossenschaft, den Stadtwerken Schönau und der Bürgerwindrad Blauen Erneuerbare Energie-Genossenschaft. Tobias Tusch stellte dem Müllheimer Gemeinderat die neuen Pläne vor. Gravierende Änderung: Es sollen  neun statt vier Windräder auf dem Areal rund um den Müllheimer Hausberg entstehen, zwei davon auf Müllheimer Gemarkung. Dabei betonte er noch einmal die Dringlichkeit, neue Anlagen zu realisieren. „Um einen Atom-Reaktorblock zu ersetzen, benötigt es 130 Windräder.“ Im Zuge der Planungen wurden deshalb Erweiterungsoptionen herausgearbeitet, so wurden aus vier neun Anlagen mit einer jeweiligen Höhe von 270 Metern. Der vergleichsweise große Abstand zur nächsten Wohnbebauung ermöglicht eine effektive Nutzung. Lediglich die Anlagen in der Nähe der Kurklinik in Malsburg-Marzell müssten nachts auf eine 80-prozentige Leistung gedrosselt werden, um den Lärm-Grenzwert von 35 Dezibel nicht zu überschreiten. Mit den Gleitschirmfliegern, die seit 46 Jahren vom Blauen aus starten, sei man bereits im Austausch, erklärte Tobias Tusch abschließend. Die Option der Verschiebung der Standorte soll deshalb noch einmal geprüft werden. 
Stadtrat Thomas Kreth wollte wissen, wie es denn mit dem späteren Rückbau der Anlage aussehe. Dies sei Teil der immissionsrechtlichen Genehmigung, antwortete Tusch. „Die Anlagen werden auch im Untergrund komplett zurückgebaut.“ 
„Wie wird der Strom wegtransportiert?“, interessierte sich Sven Ruhkopf. Hier gebe es noch keine genauen Pläne, gab Tobias Tusch zu. Eine externe Stromtrasse sei aber in der Planung schon berücksichtigt worden. Man wolle vor allem die vorhandenen Wege zur Verlegung der Kabel nutzen. 
Bürgermeister Löffler wies die Räte darauf hin, dass sich die jährlichen Pachteinnahmen für die Stadt Müllheim im Falle einer Realisierung des Windparks auf rund 100.000 Euro belaufen würden. Hinzu käme eine Gewinnbeteiligung. Die Gemeinderäte stimmten mit einer Gegenstimme und einer Enthaltung für die Verpachtung der Flächen und damit für die Windräder mit der Nummer 1 und 2. Sofie Ritter