Problem Kinderbetreuung

Fachkräftemangel und Raumnot: Wie gehen Gemeinden mit den aktuellen Problemen um?

Schallstadt. Vielerorts sind in den vergangenen Jahren Neubaugebiete entstanden. Sicher einer der  Gründe, warum die  Gemeinden nun mit plötzlich deutlich gestiegenen Kinderzahlen umgehen müssen. Der gesetzliche Anspruch auf Kinderbetreuung verschärft die Lage in der Region.

Doch den Kindergarten zu vergrößern oder einen neuen zu bauen, ist nicht einfach,  zudem langwierig und kostspielig. Da kann es schnell zu einem Missverhältnis zwischen Angebot und Bedarf  innerhalb der Gemeinde kommen, insbesondere wenn Personalmangel die Lage verschärft.
Lückenfüller sind seit einigen Jahren Tagesmütter, die insbesondere unter dreijährige Kinder betreuen. Aber nicht nur, wie ein Beispiel aus Schallstadt zeigt.  Seit Februar 2022 betreut Sarah Modrow in ihrer Naturgruppe „Sonnewirbele“ fünf Kinder, über Sharing-Plätze sind es insgesamt sieben. „Die Kinder sind zwischen einem und fast fünf Jahren alt“, informiert Sarah Modrow, alle hätten über die Gemeinde keinen Kitaplatz bekommen, warten teils seit Jahren. Auf Nachfrage bestätigt dies Schallstadts Bürgermeister Sebastian Kiss: „Wir benötigen die Fertigstellung des Gehrenwegs und den Naturkindergarten um die Betreuung für alle zu gewährleisten“. Denn derzeit würden Plätze fehlen, insbesondere da sich die Sanierung der Kita Gehrenweg enorm verzögere.  Er betont aber auch, dass Tageseltern einen wichtigen Beitrag zur Kleinkindbetreuung leisten. 
Kurz, die Gemeinde ist auf Tagesmütter, wie Sarah Modrow, die ausgebildete Erzieherin ist,  angewiesen. „Ursprünglich wurde ich von der Gemeinde angefragt, ob ich  nicht als Tagesmutter arbeiten könnte“, blickt Modrow zurück. Sie verfolge ein klares Konzept, die „Sonnewirbele“ sind als Naturgruppe den ganzen Tag draußen, seit März auf einem Grundstück  unweit des Rathauses und des geplanten kommunalen Naturkindergartens. Auf dem Areal mit einem schönen Obstbaumbestand hat Modrow Gemüsebeete angelegt und verschiedene Spielbereiche für die Kinder eingerichtet. „Doch uns fehlt ein Unterstand für schlechtes Wetter und wo die Kinder Mittagschlaf machen können“, erklärt Modrow. Behelfsmäßig hat sie hierfür genehmigungsfreie „Kisten“ gezimmert. Eine Hütte würde sie sich wünschen, denn einen Bauwagen kann sie nicht finanzieren. Doch in jedem Fall  hat sie Probleme mit der Baugenehmigung oder der Genehmigung,  einen Brunnen zu bohren. Die Baugenehmigung für die Aufstellung eines Bauwagens für den kommunalen Naturkindergarten wenige Meter weiter ist derzeit allerdings auf dem Weg. Sarah Modrow steht immer wieder vor Problemen, auch weil ihr die Finanzkraft fehlt,  doch sie findet Wege. Die Förderung der Kinder liegt ihr am Herz und mit flexiblen Lösungen und Initiative lassen sich Probleme angehen.
Flexibel zeigt sich die Gemeinde Pfaffenweiler. Hier liegt das große Problem beim Fachkräftemangel,  Betreuungsplätze fehlen zudem. Nun steht die Idee im Raum, Eltern mit einer Gebührenermäßigung zu entlasten,  wenn sie ihre  Kinder teils zuhause betreuen. Doch der Gemeinderat hat hier noch nicht zugestimmt. Um die drohende langfristige Notbetreuung abzuwenden, wurden in Ehrenkirchen  die Betreuungszeiten angepasst. Ziel ist hier den Eltern Verlässlichkeit zu bieten und das Personal zu entlasten. 
So zeigt sich, die Probleme sind vielerorts ähnlich, der Umgang unterschiedlich. Tagesmütter können ein wichtiges Mosaiksteinchen sein, sie sollten aber auch in ihrer Arbeit entsprechend unterstützt und  Bürokratie muss abgebaut werden. Annika Willscheid