Anlaufstelle für rund 2.200 Einwohner

Sommer-Serie „Rathäuser im Breisgau und ihre Geschichte“ startet mit Rathaus Weisweil

Weisweil (heb). In unserer Sommer-Serie „Rathäuser im Breisgau und ihre Geschichte“ beleuchtet Heike Scheiding-Brode Geschichte und Funktion dieser Gebäude. Wir starten mit einem Artikel über das Rathaus Weisweil.

Das „Rathaus“ ist Sitz der Gemeindeverwaltung und zumeist das zentrale und repräsentative Orts-Gebäude. „Rat“-Haus nennt man jenes Haus, in dem der Gemeinderat, die politisch Aktiven und der Bürgermeister sich beraten und tagen und in dem die Verwaltungs-Mitarbeiter der Stadt oder Gemeinde arbeiten. Die Bürger können an diesem zentralen Ort viele Dinge erledigen: beispielsweise die Beantragung eines Reisepasses. Auch das Standesamt und das Meldeamt sind hier untergebracht.

Bereits im Mittelalter gab es die ersten Rathäuser, die man auch „Spielhaus“ nannte. Aufgrund der Verleihung des Stadtrechts entwickelten sich diese Häuser zu Mehrzweckgebäuden der Städte. Hier tagte der Magistrat oder Stadtrat, der sich meist aus zwölf Räten und Richtern aus einflussreichen Familien zusammensetzte und deshalb auch „Zwölfer“ genannt wurde. Rathäuser sind das Aushängeschild der Gemeinden sowie Ausdruck ihrer Einheit und Identität. Der Name Rathaus steht dafür, dass hier Stadt- oder Gemeinderat zu politischen Versammlungen zusammenkommen, um selbst über das gesellschaftliche Leben an diesem begrenzten Ort zu bestimmen.

In Weisweil tagten Bürgermeister und Gemeinderat Anfang der 1930er-Jahre noch im Alten Rathaus Ecke Rheinstraße / Hauptstraße, welches im Krieg zerstört und später zu einem Sechs-Familien-Wohnhaus wieder aufgebaut wurde. 1937 kaufte die Gemeinde das Anwesen in der Hinterdorfstraße (heutiges Rathaus) von den Brüdern Kahn, auf dem bis dahin eine Spielzeugfabrik (die „Vögelefabrik“) stand, und nutzte dann das Gebäude als Rathaus. Zuvor soll es teilweise auch als Schulgebäude und Proberaum für Vereine gedient haben.

Nach dem Krieg musste das zu 50 Prozent zerstörte Rathaus wieder in Stand gesetzt werden. Im Erdgeschoss befanden sich nun die Büroräume der Verwaltung, im Obergeschoss der Bürgersaal und zwei vermietete Wohnungen. Auch das Dachgeschoss war lange Zeit vermietet. Später wurden ein Heimatmuseum und ein Archiv im Obergeschoss errichtet. Durch die wachsende Verwaltung benötigte man mehr Platz und so wurde 2015 bis 2017 das Rathaus zu einem modernen Verwaltungsgebäude umgebaut. Es ist mittlerweile Anlaufstelle für rund 2.200 Einwohner.