Pilotprojekt „Mobilitäts-Drehscheibe“

Erster „bi-kommunaler Dialog“ zur Gestaltung des Bahnhofs Riegel-Malterdingen

Riegel (est). Ein grober Konzeptentwurf zur attraktiveren Gestaltung des Bahnhofes Riegel-Malterdingen wurde kürzlich im Riegeler Bürgerhaus vom Planungsbüro Bahnstadt vorgestellt. Im anschließenden Bürgerdialog sollten möglichst früh die Anregungen und Ideen der Riegeler und Malterdinger Bürger mit einbezogen werden.

Klimawandel und Fördermöglichkeiten machen zeitlich Druck, den Umstieg vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel voranzutreiben. So haben die beiden Kommunen Malterdingen und Riegel auch nicht gezögert, sich für ein Pilotprojekt für die Planung einer sogenannter „Mobilitäts-Drehscheibe“ durch den Zweckverband Regio-Nahverkehr Freiburg (ZRF) zu bewerben. Mit noch fünf weiteren Standorten in der Region sollen diese Mobilitäts-Drehscheiben verschiedene Verkehrsmittel wie Bahn, Bus, Fahrrad, Carsharing und anderen Mobilitätsformen miteinander verknüpfen, den öffentlichen Verkehr auch als Aufenthaltsort attraktiver gestalten und möglichst viele Nachahmer finden.

Rund dreißig Interessierte folgten der Einladung zum ersten „bi-kommunalen Dialog“ von Bürgermeister Daniel Kietz, der auch für den verhinderten Kollegen aus Malterdingen, Hartwig Bußhardt, sprach. Aufmerksam hörten sie den Ausführungen von Roland Neumann vom Planungsbüro Bahnstadt aus Berlin zu, die sich auf Umbauten von Bahnhöfen spezialisiert haben. Dabei hätten die Kommunen jedoch nur die Möglichkeit, das Umfeld des Bahnhofes in Eigenregie zu gestalten. Der Bahnhof mit Schienen und Bahnsteigen sei weiterhin Sache der Bahn, die ebenfalls plane, zum Beispiel die Anbindung des Bahnverkehrs aus dem Kaiserstuhl. Das Wie sei jedoch noch völlig unbeantwortet und eine Umsetzung frühestens 2040 zu erwarten.

Das ist den Bürgermeistern von Riegel und Malterdingen eindeutig zu lang. Sie wollen schon vorher mit einem bunten Strauß an Möglichkeiten den Verkehrsknotenpunkt Malterdingen-Riegel verbessern. Dazu gehöre nicht nur die Barrierefreiheit oder mehr sichere Fahrradunterstellplätze und Toiletten, sondern auch Regen- und Sonnenschutz, Ladestationen für Elektromobilität und Stellplätze für Carsharing bzw. Shuttle-Angebote und natürlich weiterhin Park+Ride-Parkplätze, wo schon überdacht mit PV-Anlagen. Die heute noch trostlose „Schotterwüste“ soll geordnet und begrünt die Aufenthaltsqualität steigern und das Warten auf eventuell verspätete Züge angenehmer machen.

Man stehe jedoch mit den Planern der Bahn in enger Verbindung, um kommunale und DB-Pläne zu synchronisieren. Neubauten direkt an den Schienen will man vermeiden, mit der Befürchtung sie später wieder abreißen zu müssen. Stattdessen sollen die vorhandenen Gebäude aufgewertet, für Serviceangebote wie z. B. Schließfächer oder Paketstation nutzbar hergerichtet werden.

Rege Diskussionsbeteiligung

Die Gelegenheit zur Diskussion wurde danach von den Anwesenden rege angenommen. Mehrere Zuhörer befürchteten durch die Komprimierung der Verkehrsmittel ein noch größeres Chaos, als jetzt schon die „Abholer“ mit ihrem wilden Parkverhalten verursachen. Fußgänger und Fahrradfahrer seien durch die enge, bahnsteignahe Bushaltestelle und Fahrradstellplätze noch gefährdeter. Neumann hielt dagegen, dass entferntere Varianten von den Nutzern nicht angenommen würden. Ein Bürger ohne Sehvermögen gab zu bedenken, dass ein Leitsystem für Blinde in die Planung mit einbezogen werden sollte, während eine Landschaftsgärtnerin nicht nur das Pflanzen von Klima resistenten Bäumen, sondern auch von heimischen Hecken forderte.

Die Kostenfrage

Schließlich kam auch noch die Frage auf, wer das alles bezahlen soll? Die Vorplanungen wären noch zu vage für konkrete Zahlen. Man wolle aber keinesfalls den Förderungstermin im Herbst verpassen, so Uwe Schade vom ZRF. Dass jedoch von der Bahn nichts zu erwarten sei, stehe jetzt schon fest. Man hoffe möglichst viele Fördertöpfe von Bund und Land anzapfen zu können, aber natürlich wird ein guter Teil von den Kommunen zu bezahlen sein, wobei nicht nur an Malterdingen und Riegel zu denken sei, da dieser Bahnhof auch für andere umliegende Gemeinden ein nützlicher Verkehrsknotenpunkt darstelle.

Bürgermeister Daniel Kietz äußerte sich grundsätzlich optimistisch, wenn man einen Plan hat, dass sich dafür auch die Finanzierung finden wird. In kleinen Schritten will man optimale Verbesserung erreichen. Im weiteren Planungsverlauf steht die Entscheidung im Gemeinderat an, die Eingaben bei Fördermöglichkeiten und danach die detaillierte Planungsausarbeitung. Die Umsetzung soll jedoch keinesfalls so lange dauern wie die DB-Planungen, so der Bürgermeister und die Planungsexperten unisono.