Bad Krozingen. Ein latenter Mangel an Ärzten und Pflegekräften im medizinischen Sektor auf der einen-, der demografische Wandel mit immer mehr alten Menschen und wachsendem Bedarf an ärztlicher Behandlung und Pflege auf der anderen Seite, zwingen die Politik zum Handeln. Die gefundene Lösung, eine nicht unumstrittene Krankenhausreform, die Patientenströme umleiten soll und die Krankenhausstruktur in Deutschland massiv verändern wird. Kleine Allgemeinkrankenhäuser, gerade im ländlichen Raum, werden von der Landkarte verschwinden, weil sie von der Politik strategisch nicht mehr gewünscht sind und sich wirtschaftlich nicht mehr tragen können.
Dr. Peter Mein vom Klinikeigner DRK-Blutspendedienst, Geschäftsführer der Bad Krozinger Beckerklinik, kritisiert: „Die Krankenhausreform blendet aus, dass der ältere Patient und die Menschen in bevölkerungsärmeren Regionen adäquat und in erreichbarer Nähe versorgt werden müssen. Den ländlichen Raum krankenhaustechnisch trocken zu legen, wird zu erheblichen Problemen führen“, gibt der Kenner der Szene zu bedenken.
Die Existenz des Traditionshauses Beckerklinik in Bad Krozingen wird die Krankenhausreform nicht gefährden, denn schon seit geraumer Zeit ist das einstige Familienunternehmen nicht mehr Unfallklinik. Der Wandel hin zu einer Spezialklinik für Endoprothetik (Gelenkersatz) mit angeschlossenem Medizinischem Versorgungszentrum (MVZ) wurde längst vollzogen. „Ein MVZ hilft montags bis freitags, von 8 Uhr bis 18 Uhr ambulant. Der stationäre Klinikbetrieb steht allein unserem zertifizierten Endprothetikzentrum zur Verfügung“, erläutert Chefarzt Jörg Becker. Der Chirurg und Spezialist für Endprothetik freut sich im 70. Jahr der einst von seinem Großvater, Dr. Klaus Becker, gegründeten Klinik über stetig wachsende OP-Zahlen und eine hohe Patientenzufriedenheit.
Die frühzeitige Spezifizierung des Hauses ist letztlich existenzsichernd und mit ihrem besonderen Profil ist die Beckerklinik, in Zeiten, in denen andere kleine Häuser um ihre Existenz fürchten müssen und von der Krankenhausreform gewissermaßen niedergewalzt werden, nicht gefährdet. Im Gegenteil: „Wir stehen wirtschaftlich mit einer ausgeglichenen Bilanz gut da“, informiert Geschäftsführer Dr. Mein und ergänzt: „Da unser gemeinnütziger Träger nicht gewinnorientiert ist, sind wir mit der Gegenwart zufrieden und blicken der Zukunft entspannt entgegen.“ (fr)