Unter die Haut und mitten ins Herz

Rückblick auf das Open-Air-Festival der Connect-Kirche – Interview mit Pastor Jung

Gundelfingen (eca). Bereits zum vierten Mal veranstaltete die evangelisch-freikirchliche Gemeinde Connect in Gundelfingen ihr Sommer-Open-Air-Festival auf der schönen gemeindeeigenen Wiese. Elisabeth Caruana-Feser vom WZO-Redaktionsteam blickte zusammen mit Pastor Dr. Stefan Jung von Connect in einem Interview auf das diesjährige Sommer-Open-Air-Festival zurück.
 

WZO: Herr Pastor Jung, Sie können auf ein erfolgreiches viertes Sommer-Open-Air-Festival zurückschauen. Wie hat sich das Festival im Vergleich zu den Vorjahren entwickelt? Gab es besondere Höhepunkte oder Veränderungen?
Jung: Wir lernen wie alle anderen auch aus Erfahrung und Wiederholung. Und wir haben ehrgeizige und motivierte Ehrenamtliche, die spüren, wo man etwas optimieren kann und wo es nicht gut läuft. So hat beispielsweise unser Haustechniker Markus Schmidt dafür gesorgt, dass die Bühne in diesem Jahr an anderer Stelle aufgebaut wurde, damit mehr Besucher im Schatten sitzen können.
Wir wissen, dass Familien gerne kommen, wenn es für ihre Kinder ein gutes und ansprechendes Programm gibt. Dazu brauchte es aber mehr Mitarbeiter. So haben wir dieses Jahr mit einem deutlich größeren Team geplant. Zum Glück – denn wir hatten an manchen Abenden über 70 Kinder da!
Wir machen mehr Werbung über Social Media und holen uns Rat von Experten, die sehen, an welchen Stellen wir uns noch verbessern können. Auch dieses Jahr bekamen wir wieder wertvolle Hinweise, die wir umgesetzt haben, damit unser Festival besucherfreundlicher, den Menschen mehr zugewandt, niedrigschwellig und attraktiv ist. Eine Willkommenskultur entsteht nicht einfach so, wir wollen sie fördern und entwickeln, das fordert uns heraus.

WZO: Letztes Jahr war das Sommer-Open-Air-Festival eine Veranstaltung der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde (EFG) Gundelfingen, jetzt ist es eine Veranstaltung von „Connect“. Wie kam die Gemeinde zu diesem neuen Namen? Und wofür steht er?
Jung: Connect ist so etwas wie ein „Markenname“. Mit „evangelisch-freikirchlich“ können viele Leute nichts anfangen. Ich erlebe als Lehrer, dass junge Leute in der Oberstufe oft nicht wissen, ob sie zu einer Konfession gehören. Und wenn sie meinen, zu einer Kirche zu gehören, können sie manchmal nicht sagen, ob sie evangelisch oder katholisch sind.
Connect hat sich neben anderen guten Vorschlägen, die von Gemeindegliedern und Freunden eingebracht werden konnten, letztendlich durchgesetzt. Es beschreibt wunderbar, was wir möchten: Menschen mit Gott und Jesus in Verbindung bringen. Und es ist zugleich die Perspektive Gottes: Er hat sich durch Jesus mit seinen Menschen verbunden. Zugleich steht Connect auch dafür, dass wir Menschen untereinander tragfähige Verbindungen brauchen.

WZO: Gab es inspirierende Programmpunkte, bewegende Geschichten, neue Erfahrungen beim Sommer-Open-Air-Festival 2023?
Jung: Die bewegendsten Geschichten sind für mich durch Jesus veränderte Leben. Eine solche krasse Lebensgeschichte hat Yassir Eric erzählt. Ich hatte sein Buch „Hass gelernt und Liebe erfahren. Vom Islamisten zum Brückenbauer“ gelesen. Das hat mich motiviert, ihn nach Gundelfingen einzuladen. Als er geredet hat, war eine unglaublich aufmerksame Stille unter freiem Himmel. Er formulierte eine klare Einladung: „Häng dich nicht an deine vermeintlichen Sicherheiten, sondern an Jesus“.

WZO: Welche Rolle spielte die Vielfalt der künstlerischen Darbietungen in diesem Jahr? Gab es Veranstaltungen, die besonders herausstachen?
Jung: Mit Sicherheit stach die Eröffnungsveranstaltung heraus. Der Gospelchor Golden Harps. Er hat die Zuhörer einfach begeistert mit seinen von Freude und Dynamik geprägten Liedern, die unter die Haut und ins Herz gehen. Und fast 600 Leute waren da. Das spricht für sich!

WZO: Gab es Herausforderungen oder Überraschungen während der Organisation und Durchführung des Festivals? Wie wurden sie gemeistert?
Jung: Ja, eine Herausforderung ist es, in Zukunft besser abzusprechen, in welchem Zeitfenster Künstler und Bands ihre Proben und Soundchecks machen. Damit unsere – im Großen und Ganzen sehr toleranten – Nachbarn am Sonntagnachmittag nicht unnötig früh oder lange mit lauter Musik, Bässen und Drums gestört werden.

WZO: Kann das Sommer-Festival der Connect-Kirche Ihrer Meinung nach dazu beitragen, die Gemeinschaft und das Zusammengehörigkeitsgefühl in Gundelfingen und Wildtal zu fördern?
Jung: Ja, durchaus. Wir hatten durch einen gelungenen Programmmix sehr unterschiedliches Publikum. Als der Ex-Profifußballer Manuel Bühler und die Mittelfeldspielerin Giovanna Hoffmann vom SC Freiburg aus Höhen und Tiefen ihres Sportlerlebens berichteten, hatten wir viele Leute aus unserem Ort da. Und die Tatsache, dass Vereine, Bands, Musiker und Parteien unsere Festwiese und ihre Infrastruktur nutzen, sorgt für eine Menge an guten Begegnungen. Man trifft sich, spricht miteinander, begegnet sich. So fängt Gemeinschaft an.

WZO: Gab es für Sie persönlich eine (oder mehrere) besondere Erfahrung(en) während des diesjährigen Sommer-Open-Air-Festivals?
Jung: Eine Frau hat ihr Leben Jesus anvertraut, andere haben für sich beten lassen und seelsorgerliche Hilfe gesucht. Eine andere Frau, die mir irgendwie bekannt vorkam und als Gast da war, berichtete mir, dass sie sich vor etwa zwölf Jahren nach einer Predigt in unserer Kirche bewusst zu Gott gewandt hat und seitdem als Christin lebt. Schön, wenn Saat aufgeht.

WZO: Wird es das Sommer-Open-Air-Festival auch 2024 geben? Gibt es dafür besondere Pläne oder Ideen?
Jung: Es gibt schon Ideen und erste Anfragen laufen schon. Aber ich bin vorsichtiger geworden mit Prognosen, wenn ich an das Jahr 2020 mit Corona und an den Ukraine-Krieg denke. Trotzdem: Ich habe für mich ein Wort des Apostels Jakobus (Jakobus 4, 15) passend adaptiert: „Wenn der Herr will und wir leben, und wir wieder viele Ehrenamtliche gewinnen können und interessante Gäste kommen, werden wir unsere Wiese wieder zu einem Ort machen, an dem man 'connecten' kann mit Menschen und Gott.“
WZO: Herzlichen Dank für diesen Rückblick und Ausblick!