Schliengen. Von Schliengen aus wanderte in der Nacht von Montag auf Dienstag eine riesige Rauchwolke in Richtung Nord-Nordwesten. Viele Einwohner aus Auggen, Steinenstadt, Neuenburg, Müllheim, Heitersheim und sogar Bad Krozingen wählten die 112 und meldeten Brandgeruch. Ursache war der Großbrand der Winzergenossenschaft in Schliengen. Knapp 220 Rettungskräfte kämpften hier bereits gegen meterhohe Flammen.
Um 1.35 Uhr ging der erste Notruf bei der Leitstelle ein. Aufgrund des Anrufaufkommens wurde der Einsatz direkt auf Stufe vier gehoben und der ganze Löschverband alarmiert, erklärt Lörrachs Kreisbrandmeister Uwe Häubner. Beim Eintreffen der Feuerwehr schlugen die Flammen aus dem Dach des Gebäudekomplexes. Schnell wurde Hilfe aus dem Nachbarlandkreis angefordert. Feuerwehren aus dem Markgräflerland versorgten ihre Kollegen aus dem Kreis Lörrach mit Wasser. „Denn bald wurde klar, dass das Hydrantennetz im betroffenen Bereich nicht für einen derartigen Brand ausreichen wird“, so Häubner. Deshalb wurden lange Leitungen gelegt, Engpässe mit Tankfahrzeugen überbrückt. Im Gebäude befanden sich zwei Gastarbeiter, die von der Feuerwehr geweckt und aus dem Gefahrenbereich begleitet wurden. Sie blieben unverletzt. 25 weitere Personen aus dem Umfeld wurden evakuiert und im Gerätehaus der Schliengener Feuerwehr untergebracht. Die Löscharbeiten gestalteten sich schwierig. Die Konstruktion des Daches sowie die vorhandene Photovoltaikanlage erschwerten die Arbeiten. Das Technische Hilfswerk unterstützte die Öffnung der Dachfläche. Nur so konnten die Löschkräfte zu Flammen und Glutnestern vordringen. Ein Teil des Stahldachstuhls brach unter der hohen Hitze zusammen. Mit Hilfe der Drohne des Landkreises Lörrach konnten weitere Brandnester lokalisiert werden. Um ein Übergreifen auf die anderen Gebäudeteile zu verhindern, wurden diese ständig mit Wasser gekühlt. „In Abstimmung mit der Geschäftsführung der Winzergenossenschaft wurde ein besonderes Augenmerk auf die Rettung der Barriquefässer gelegt“, so der Kreisbrandmeister. Diese konnten gerettet werden. Im betroffenen Gebäudeteil befanden sich unter anderem das Flaschenlager sowie die Büros.
Die ungünstige Wetterlage drückte den Rauch nach unten. Dieser erschwerte die Arbeit der Einsatzkräfte und breitete sich immer weiter aus, erklärt Kreisbrandmeister Uwe Häuber. Um die Bevölkerung zu schützen, wandte sich die Einsatzleitung recht früh an die Bereitschaft des Deutschen Wetterdienstes. Dieser erstellte eine Karte, um den weiteren Verlauf der Ausbreitung vorauszusehen. Ein CBRN-Erkunder der Feuerwehr Ihringen wurde angefordert und auch die Müllheimer Feuerwehr schickte ihren Gefahrgut-Gerätewagen samt Team. Über die NINA-Warn-App wurden Meldungen abgesetzt, um die Bevölkerung zu warnen. Beim benachbarten Seniorenheim löste der Rauch die Brandmeldeanlage aus. Daraufhin wurden Fenster und Türen geschlossen und die Belüftungsanlage ausgestellt. Verletzt wurde niemand. Auch unter den Einsatzkräften gab es keine Verletzten.
Die Löscharbeiten dauerten bis in den Dienstagvormittag hinein. Während des Einsatzes war die B3 komplett gesperrt. Sofie Ritter