Die Frage nach den Vorteilen

Landesverkehrsminister Hermann informiert sich in Schallstadt über die Bahnplanung

Schallstadt. Die aktuelle Bahnplanung stößt in Schallstadt auf viel Skepsis und Widerspruch. Um sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen, waren am Freitag Landesverkehrsminister Winfried Hermann und die Grünen-Landtagsabgeordnete Nadyne Saint-Cast in Schallstadt zu Besuch.

Doch eigentlich hat das Land mit der Planung nichts zu tun, stellte Hermann eingangs klar. Aber nur eigentlich, denn den Schallstädter Bürgern geht es um ihre Vorteile durch den Ausbau und vor allem durch den Bau der Ausweichstrecke, angebunden mit zwei fast zwei Kilometer lange Überwerfungsbauwerke. Vorteile könnten in einer verbesserten Taktung des Personennahverkehrs bestehen, eine Sache des Landes,  doch hierzu hat Bürgermeister Sebastian Kiss noch keine belastbaren Zusagen auf dem Tisch. Vor Ort betonte Hermann, dass ein 15-Minuten-Takt zwischen Freiburg und Bad Krozingen das Ziel der aktuellen Landesregierung sei. Doch andererseits könne er selbstverständlich nicht wissen, wie eine spätere Regierung dazu steht. Und so blieb es bei keiner Zusage. 
Deutlich  hingegen formulierte Bürgermeister Kiss die Nachteile für Schallstadt. Besonders stark betroffen sein wird Leutersberg. Hier wird am nördlichen Ortsrand das Überwerfungsbauwerk enden, und in der Folge werden bergseitig zwei weitere Gleise zunächst parallel zu den bestehenden Gleisen entstehen, diese münden dann beim Bauhof in einen 1,3 Kilometer langen Tunnel durch den Batzenberg. Zwischen Schallstadt und Norsingen wird dann ein weiteres Bauwerk die Tunnelgleise in die bestehenden Gleise der Rheintalbahn eingliedern.
In Leutersberg werden den aktuellen ersten Planungen zufolge  drei bis fünf Häuser abgerissen werden müssen. Darüber hinaus wird es massive Eingriffe in die Landschaft geben, auch für den Weinbau werden viele Flächen wegfallen. Einerseits durch die Baumaßnahmen selbst, andererseits durch eine Veränderung des Mikroklimas, weshalb sich die Frostgefahr in bestimmten Lagen deutlich erhöhen wird. Vor Ort verdeutlichte dies Winzer Wolfgang Votteler und kündigte seinen Widerstand an.
Doch den Unmut der Bürger ruft auch etwas anderes auf den Plan: Wie sinnvoll und wie notwendig ist die Ausweichtrasse? Ohne Tunnel ist von einem Nadelöhr  die Rede, doch es sind nur wenige Kilometer, die viergleisig sind. Ab  Norsingen ist die  Strecke zweigleisig. Und ist Tempo 200 wirklich überall nötig? Laut dem Verkehrsministerium ist dies mit Verweis auf den Deutschland- und Europatakt von Bedeutung. 
Verkehrsminister Hermann versuchte die Planung zu rechtfertigen und zu erklären: „Es gibt hier nur Kompromisse und nicht nur gute“. Doch er machte auch eines deutlich, der Bahn und dem Land geht es ums Tempo des Ausbaus, der bereits im Zeitplan hinterherhinkt. So gelang es Bürgermeister Kiss mit Minister Hermann und der Abgeordneten Saint-Cast zu vereinbaren, dass die Kosten für den 1,3 Kilometer langen Tunnel gemeinsam eingefordert werden. Dann kann ein Gutachten zeigen, ob ein 5 Kilometer langer Tunnel durch den Schönberg, Sommerberg und Batzenberg  unrentabel ist. Für Schallstadt, den Weinbau und den Naturschutz wäre  das die bessere Variante. Annika Willscheid