Wertvolle Arbeit im Dienst der Natur

120 Jahre Kreisverband Obstbau, Garten und Landwirtschaft (KOGL) – Stippvisite im Lehrgarten

Kenzingen (slw). Der Kreisverband Obstbau, Garten und Landwirtschaft (KOGL) feierte am Wochenende sein 120-jähriges Bestehen im Lehrgarten an der Alten Straße nach Hecklingen.

In einem kleinen Festakt mit mehreren Vorführungen und jeder Menge Fachsimpelei wurde die Arbeit von der Präsidentin des Landesverbands Sigrid Erhardt gewürdigt. Unter die Festgäste mischten sich auch politische Prominenz mit den beiden Bundestagsabgeordneten Bury und Fechner, um zu diesem seltenen Jubiläum zu gratulieren.
Für die Obst- und Gartenvereine der Region und die Vielzahl von Hobbygärtnern ist die Einrichtung am Stadtrand eine landwirtschaftliche Bereicherung. Es sei für sie jedes Mal ein besonderes Erlebnis von der Schwäbischen Alb nach Südbaden fahren zu dürfen, so die Präsidentin. Der Lehrgarten ist das Aushängeschild und eine ausdrucksstarke Werbung. In Anerkennung der Leistungen überreichte sie dem Vorsitzenden Lothar Herb mit Urkunde, Scheck und Medaille.
Seit 1999 steht er dem Verband vor. Im Jahre 2012 wurde er zum Vertreter für die Region Südlicher Oberrhein als Vorstandsmitglied gewählt. Die Erhaltung der heimischen Obstwiesen liegt im besonders am Herzen. Die Ausbildung zum geprüften Obst- und Gartenfachwart trägt seine Handschrift. 324 Fachwarte wurden in zehn Kursen seither ausgebildet. Ihm liegen bereits mehr als 20 Anmeldungen für eine Neuauflage vor.

120 Jahre Rückblick
Herb blickte auf eine bewegte Verbandsvergangenheit zurück. Die Gründungsurkunde vom 6. September 1903 des damaligen Zweigvereins der badischen Obstbauern im Oberer Breisgau ist noch vorhanden. Von den Anfängen ist nicht viel bekannt. Eine erste Statistik weist 500 Mitglieder in 39 Ortsvereinen aus, die sich bei der Jahreshauptversammlung 1959 trafen. Einem Zeitungsbericht zufolge soll es sich ausschließlich um Männer gehandelt haben.
Die Aufgaben wurden mehr und spezieller. 1972 gründete sich der Arbeitskreis Erwerbsobstanbau (AEO), doch die Beratungsstelle stand Angang der 90er-Jahre vor der Auflösung. Mit behördlicher Hilde durch das Landratsamt fand sich eine Lösung zum Fortbestand - sehr zur Freude der Mitglieder. Um die Jahrtausendwende wurden Freundschaften mit dem Elsass geschlossen. Mit der Association Arboricole in Marlenheim und die Obstgarde de Marckolsheim kam es zu gemeinsamen Schnittaktionen beidseits des Rheins.

Erst Pacht, dann Kauf
2005 wurde ein Pachtvertrag mit dem Landratsamt für den ehemaligen Lehr- und Versuchsgarten in Kenzingen abgeschlossen. Acht Jahre später wurde das Areal käuflich erworben. Seit dieser Zeit erfolgten sukzessive Umwandlungen vom Erwerbslehrgarten zu einem Hobbygarten. Dazu passten Neuerungen wie Gartentor, Hüttenausbau, Brunnenreparatur, Toiletten. Mit 34 Anmeldungen startete die erste Fachwartausbildung. Nach 20 Jahren absolvierten 324 Fachwarte in zehn Kurseinheiten erfolgreich die Lehrgänge. Zwischenzeitlich ist der Lehrgarten zum CompetenzCentrum für Obst- und Gartenbau (CCOG) aufgewertet und dient als dezentrale Fortbildung im Landesverband.
Seit 2010 öffnet sich der Naturgarten immer mehr für die interessierte Bevölkerung. Regelmäßige Veranstaltungen zunächst ausschließlich dem Obstbaumschnitt gewidmet, stehen aktuell auch Vogelschutz, Botanik, Boden und Klimawandel im Programm. Zu den 150 Konferenzen fanden sich mehr als 5.000 Besucher ein, eine stolze Bilanz wie Lothar Erb ergänzte.

Pflanzenbörse eine Attraktion
Wo, wenn nicht im KOGL, findet eine Pflanzenbörse ihren richtigen Platz? Aus der anfänglichen Idee hat sich eine spannende Entwicklung ergeben. Mit leidenschaftlichem Engagement bei der Betreuung der Kindergruppe jährt sich die herbstliche Pflanzenbörse heuer zum fünften Mal. Einmal monatlich, Samstagvormittag, sind Gruppentreffen für den Nachwuchs. Auf dem Stundenplan stehen Schwerpunktthemen jahreszeitlich angepasst.
Grußworte überbrachte der Leiter des Kreisforstamtes Martin Schreiner in Vertretung für Landrat Hanno Hurth. Bei würdigem Geburtstagswetter habe er die Geschicke aufmerksam verfolgt. Höhen und Tiefen sind nicht ungewöhnliches in einem Verein. Eine rühmliche Konstante ist aber das hohe Engagement das den Kreisverband auszeichne. Die richtige Mischung aus Theorie und Praxis hat viele Spuren in der Garten- und Landwirtschaft hinterlassen, konstatierte Schreiner.

Stippvisite im Lehrgarten
Nach der Würdigung nutzten die vielen Gäste bei einem Rundgang mit informativen Gesprächen die Gelegenheit ihr Fachwissen über das lebendige Hobby Flora zu komplettieren. Auf dem Lehrgarten-Gelände konnten Anbieter und Besucher über ihr gemeinsamen Hobby fachsimpeln. Pflanzen, die sich in den Gärten und dem hiesigen Klima bewährten, wurden an- und verkauft. Die Verköstigung kam nicht zu kurz. Im Ausschank gab es frisch gepressten Apfelsaft, den die Kindergruppe anbot.