Seit 20 Wochen im Amt

Jens Fondy-Langela hat sich eingerichtet und berichtet über die ersten Monate als Bürgermeister

Neuenburg. Seit dem 1. Juni ist Jens Fondy-Langela Bürgermeister von Neuenburg am Rhein. Seine Amtseinführung liegt nun 20 Wochen zurück. Zeit, nachzufragen, wie er ins Amt gefunden hat und welche Themen ihn derzeit am meisten beschäftigen. Unsere Lokalredakteurin Sofie Ritter traf ihn am Montag im Rathaus.

Hatten Sie einen stressigen Einstieg?

Fondy-Langela: Die ersten Tage waren noch ruhig. Aber leider lässt der Job einem nicht viel Zeit für eine Eingewöhnung, denn eine Stadt schläft nicht. Zu Beginn stand ich einer Masse an Terminen und Aufgaben gegenüber, die ich erst einmal bewältigen musste. Mir kam allerdings zugute, dass relativ bald nach meinem Start die Sommerpause kam. Getreu dem Motto „Ein guter Chef achtet nicht nur auf seine Mitarbeiter sondern auch auf sich selbst“, konnte ich mir so eine kurze Auszeit gönnen. 

Ist eine Übergabe von Bürgermeister zur Bürgermeister üblich?

Fondy-Langela: Das wird unterschiedlich gehandhabt. Ich habe schon von Kollegen gehört, die komplett ins kalte Wasser geworfen wurden. Herr Schuster hat ein kurzes aber wichtiges Übergabegespräch mit mir geführt. Auch danach war ich immer wieder mal mit ihm im Austausch.  

Gab es neben dem ganzen Stress auch Lichtblicke?

Fondy-Langela: Ja, die vielen positiven und vertrauensvollen Signale für eine gute Zusammenarbeit, die ich von den unterschiedlichsten Seiten her bekommen habe, haben mich sehr in meinem Tun bestärkt. Das hat mir gezeigt, dass wir als Stadt eine große Gemeinschaft sind. Darauf baue ich.  

Wie sieht ein Tag als Neuenburger Bürgermeister aus?

Fondy-Langela: Ich starte meinen Tag damit, dass ich meinen Sohn mit dem Fahrrad in die Krippe bringe. Ich bin nicht nur Bürgermeister sondern auch Familienvater. Danach radele ich ins Rathaus, wo Tag für Tag die unterschiedlichsten Termine auf mich warten. Im Normalfall habe ich fünf bis acht Stunden Termine und Gespräche pro Tag, jeweils in unterschiedlicher Länge. An manchen Tagen schaffe ich es dann, zum Abendessen zuhause zu sein, um Zeit mit meiner Familie verbringen zu können. Sitzungstage ziehen sich aber bis in die späten Abendstunden. 

Eine große Umstellung zu ihrem Job in Lörrach?

Fondy-Langela: Ja. Dort hatte ich weniger Termine und mehr Zeit, meine Schreibtischarbeit abzuarbeiten. Ein großer Vorteil ist jetzt aber der kurze Fahrtweg für mich. Ich genieße die morgendliche Fahrt mit dem Fahrrad und hoffe, ich kann das auch in den Wintermonaten weiter durchziehen. Aber auch sonst ist der Job wahnsinnig spannend. Man kann so viel für die Stadt tun – generell im öffentlichen Dienst. Als Bürgermeister hat man natürlich noch einmal mehr Möglichkeiten, etwas zu bewegen.

Wie funktioniert es, Amt und Familie unter einen Hut zu bekommen?

Fondy-Langela: Meine Familie steht nach wie vor hinter mir. Natürlich waren die letzten Monate eine Herausforderung für sie und mich. Aber ich bin zuversichtlich, dass meine Familie wieder mehr von mir hat, sobald ich richtig eingearbeitet bin –  sobald alles etwas routinierter verläuft.

Nun zu Neuenburg: Welches Thema beschäftigt Sie derzeit am meisten?

Fondy-Langela: Die Verkehrssituation der Schlüsselstraße wird derzeit heiß diskutiert und wir arbeiten an einem Lösungsansatz, mit dem sowohl der Einzelhandel als auch Bürger und Kunden zufrieden sind. Allerdings befinden sich dabei noch einige Aspekte in der Prüfung. Deshalb möchte ich noch nicht zu viel verraten. 

Heiß diskutiert wird ja auch immer wieder das Neuenburger Parkhaus. Gerade beim verkaufsoffenen Feiertag soll es hier  ja zum Verkehrschaos gekommen sein. Können Sie mir dazu etwas sagen?

Fondy-Langela: Der Kartoffelmarkt war ein super schönes und riesiges Event, das von vielen Menschen  besucht wurde. Da ärgert mich natürlich, dass man dann in der Zeitung nur vom Verkehrschaos im Parkhaus liest. Leider hatte ein technischer Defekt dazu geführt, dass auf der Anzeigetafel freie Plätze angezeigt wurden, wo keine waren. Dadurch sind zu viele Autos ins Parkhaus gefahren. Die Karenzzeit betrug nur fünf Minuten. Zu kurz für einen der Parkplatzsucher und so verlangte das System beim Ausfahren eine Nachzahlung. Das löste einen längeren Stau aus. An der Ausfahrt wurde dann auch noch die Schranke durch einen wütenden Autofahrer beschädigt. Das kann ich nicht nachvollziehen. Der gerufene Techniker kam schnell und öffnete die Schranken. Aus Fehlern lernt man. Der Defekt konnte behoben werden, die Karenzzeit wurde auf fünfzehn Minuten erhöht. Das ausgebuchte Parkhaus am Kartoffelmarkt, an Fasnacht oder während des Nepomukfests zeigt aber, dass es für Neuenburg die richtige Entscheidung war, es zu bauen. Der Bedarf ist da. Auch wenn die Parksituation in der Innenstadt – die aktuell zeitweise katastrophal ist – neu konzipiert wird, wird das Parkhaus gebraucht. Das neue Parkraumbewirtschaftungskonzept gibt es nicht, um das Parkhaus zu füllen, sondern um die Situation in der Innenstadt zu entspannen.  Ich bin überzeugt davon, dass das Parkhaus konzeptionell gut durchdacht ist und das Parken hier zu einem günstigen Preis zentrumsnah und bequem möglich ist. 

Apropos Nepomukfest – bleibt das in der Innenstadt?

Fondy-Langela: Bis 2025 auf jeden Fall. Das hat schon mein Vorgänger zugesagt. Ich will aber alles daransetzen, das Nepomukfest auch weiter in der Breisacher Straße stattfinden zu lassen. Das Nepomukfest gehört zur städtischen DNA. Die Buden gehören einfach dort hin und die Vereine brauchen das Fest, das Fest braucht die Vereine. Deshalb finde ich es wichtig, mit den Beteiligten in den Dialog zu treten. Der heilige Nepomuk ist der Brückenheilige. Vielleicht schaffen wir es gemeinsam, Brücken zwischen den unterschiedlichen Meinungen zu schlagen. – Das war jetzt ja beinahe poetisch (lacht).  Sollte es zu der Situation kommen, dass sich ein Umzug des Festes beispielsweise aufs LGS-Gelände nicht mehr vermeiden lässt, werde ich alles daransetzen, zusammen mit den Ehrenamtlichen ein neues Konzept zu erarbeiten. 

Wie sieht es derzeit auf dem LGS-Gelände aus? Sind hier Veranstaltungen geplant?

Fondy-Langela: Von städtischer Seite steht der Plan bisher noch nicht. Es wird aber etwas geben. Aktuell läuft der Rückbau noch. Vor allem der Sparkassen-Platz ist derzeit noch als Lagerfläche belegt. Wir stellen derzeit neues Personal ein, das dann die Pflege des Geländes übernehmen soll. Wir freuen uns natürlich immer, wenn Vereine oder auch andere Veranstalter auf uns zukommen, die die Location für eine öffentliche Veranstaltung nutzen möchten. Wir bieten hierzu natürlich unsere Unterstützung an und freuen uns, wenn das Gelände auf diese Weise belebt wird. 

Thema Jugend: Ist das Jugendhearing im Stadthaus ein erster Schritt zur Einlösung Ihres Wahlversprechens mehr für die Jugend tun zu wollen?

Fondy-Langela: Auf Wahlversprechen habe ich bewusst verzichtet. Allerdings habe ich gesagt, dass mir die Jugendbeteiligung – die Bürgerbeteiligung  generell – sehr wichtig ist. Auch fehlt es derzeit an Angeboten für die Jugendlichen. Da müssen wir etwas tun. Deshalb ist die Veranstaltung ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Allerdings war das Jugendhearing schon vor meiner Amtseinführung in Planung in Zusammenarbeit mit dem Landratsamt. Es ist also nicht mein Verdienst. Ich freue mich aber auf den Abend und hoffe auf rege Beteiligung seitens der Jugendlichen.

Thema Finanzen: Wie sieht es da aktuell mit der Umsetzbarkeit Ihrer Ziele aus? Besteht Gestaltungsspielraum? 

 Fondy-Langela: Die Spielräume sind derzeit äußerst eng. Nach einer Landesgartenschau braucht es Zeit, um den Haushalt wieder auszugleichen. Neuenburg steht aber grundsätzlich gut da. Um etwas zu bewegen, braucht es aber nicht immer nur Geld. Wir leben in einer Gemeinschaft und in der sind wir stark, wenn wir uns zugunsten derer beteiligen. Ich würde mich freuen, wenn wir Neuenburg auch mit weniger finanziellen Mitteln weiter gemeinsam gestalten würden. Dabei kann sich jeder einbringen.