Geschichtsunterricht „live“

Die Julius-Leber-Schule bei der Gedenkfeier des Armistice in Colmar / Wunsch nach Frieden

Breisach/Colmar. In der zweiten Novemberwoche gedenkt Deutschland einem schweren Vermächtnis. Frankreich pflegt hier natürlich eine andere Erinnerungskultur. In Frankreich ist der 11. November, der Waffenstillstand zum Ende des ersten Weltkriegs („l’Armistice“) ebenso Feiertag wie der 8. Mai, das Ende des Zweiten Weltkriegs, „la Victoire 1945“.

Der Verein „Souvenir Français“ organisiert Veranstaltungen ähnlich der Kriegsgräberfürsorge zum Gedenken des Waffenstillstandes und vor allem der gefallenen Menschen in den beiden Weltkriegen. Bereits zum 7. Mal findet eine 
dieser Zeremonien auf dem 
Soldatenfriedhof Colmars, der „Nécropole“, mit vielen Colmarer Grundschulen statt. Da sowohl deutsche wie auch französische Soldaten beidseits des Rheins gefallen sind und dort begraben liegen, wollte man in diesem Jahr das Gedenken gemeinsam begehen. So erhielt dieses Jahr auch die Julius-Leber-Schule die Möglichkeit, daran teilzunehmen. Entsprechend der teilnehmenden CM2 (fünfte Klasse der französischen Grundschule), nahmen auf deutscher Seite interessierte Schüler des Brückenkurs der Julius-Leber-Schule der Klassen 5 teil.
Voller Dankbarkeit und Vorfreude über dieses besondere erste gemeinsame deutsch-französische Gedenken für den Frieden machten sich 10 Schüler zusammen mit Lehrkraft Laura Polawski und Konrektorin Jessica Ohletz auf den Weg nach Colmar.
Auf französischer Seite nahmen viele Persönlichkeiten von Rang und Namen teil: der Bürgermeister Colmars, Eric Straumann, die Abgeordnete Brigitte Klinkert, ein General, weitere Abgeordnete und Gemeinderäte der Stadt sowie der Vorsitzende des Souvenir Français, Jean Klinkert und der Vorsitzende des SF, Gilbert Dollé. Weit über 100 Schüler aus insgesamt sechs  Schulen wurden jeweils von einem Fahnenträger pro Schule angeführt. Sie hörten verschiedene Beiträge und Reden der Offiziellen und anderer Schulen zu den Geschehnissen am 11. November 1918. Jean Klinkert las „Der gute Kamerad“ auf Deutsch vor. Einige Reden enthielten deutsche Passagen für die Gäste der anderen Seite des Rheins. Auch die deutschen Kinder beteiligten sich an den Vorträgen. 
Wie die anderen Schüler legten schließlich auch sie Blumen auf Gräber ihrer Wahl, wobei sie die Blumen für die Gräber den deutschen Soldaten niederlegten. Die Stadt Breisach hatte dankenswerter Weise ein Blumengesteck zum Gedenken mitgegeben, das zwei Schüler mit Frau Ohletz niederlegen durften. 
Die Veranstaltung schloss mit dem Gesang der Marseillaise und einem Trompetensignal. Voller neuer Eindrücke und dem Wunsch, den Frieden zu bewahren, für den Großeltern und Ur-Großeltern gelitten haben, machten sich die verschiedenen Schülergruppen wieder auf den Heimweg. (RK)