Botschafter für Frieden und Freundschaft

Marc Marshall machte auf seiner Weihnachtstournee Station in der Kenzinger Kirche St. Laurentius

Kenzingen (slw). Marc Marshalls Weihnachtskonzerte sind feste Bestandteile in vielen bundesdeutschen Städten. Am dritten Advent gastierte er in der mit nur wenigen freien Sitzen gefüllten Kirche St. Laurentius. Der Meister der leisen Töne und Botschafter für Frieden und Freundschaft hinterließ nachhaltige Empfindungen.

Sein Kalender der diesjährigen Weihnachtstournee ist proppenvoll. 18 Auftritte im Monat Dezember ist der Baritonist gemütvoll unterwegs. Zuhause ist er in der sakralen Musik, in der Klassik bis hin zu Pop und Jazz. Im Berliner Friedrichspalast riss er das Publikum zu Beifallsstürmen hin, genauso in der Münchner Philharmonie.
Und jetzt Kenzingen. Nicht die große Bühne ist ihm mit Wichtigkeit beseelt, sondern die Missionen, die er - egal ob vor beträchtlicher Kulisse oder kleinerer Zuhörerschaft - nahebringen will. „Lasst uns besonders zur Weihnachtszeit in Harmonie und Freundschaft miteinander sein“, lädt er zu seinen Konzerten ein. Harmonisches Miteinander, Liebe, Frieden und Respekt: für Marshall Attribute von Herzenssache.

Besinnliche Medleys
Das Weihnachtskonzert bestand aus traditionellem Fundus. Auch Lieder, die der Familie und Freundschaft huldigen, waren in den besinnlichen Medleys eingestreut. Wie bei der vergangenen Tournee begleitete ihn René Krömer am Flügel. Beide sangen und schwelgten in Gedichten, Liedtexten, persönlichen Geschichten und Eigenkompositionen.
Leisen Schrittes trat Marshall zu Flügelklängen aus der Sakristei, in grünem Samt, in Trance versunken vor das Publikum. Gleich eine Weisheit aus früher Kindheit, die vertont wurde: „Als ich ein Kind war“. „Morgen Kinder wird’s was geben“, war keine Drohung, sondern vielmehr eine erste Animation mitzusingen. Die vollen Bankreihen verstanden und wiederholten sich stetig.
Ein Potpourri an Weihnachtsklassiker rund um den Globus schloss sich an. „Joy to the world“ in Englisch, „Petit Papa Noël“ auf Französisch, das erhabene „Adeste fideles“ in Latein bis hin zum modernen spanischen „Feliz Navidad“ ertönten aus dem Kirchenchor. Marshall wagte einen Ausflug mit „The Lord’s prayer“ ins Sakrale.

Breit aufgestelltes Repertoire
Musikalisch war es ein breit aufgestelltes knapp zweistündiges Repertoire, gravitätisch mit unterschiedlichen Stilrichtungen wie Jazz, Soul oder Swing vermengt. Das beste Ein-Mann-Orchester der Welt, damit meinte der Entertainer sein Mitstreiter an den Tasten René Krömer, schrieb Text und Melodie zu „Ich wünsche Dir“, eine Ballade von Tiefe und Schönheit. Ein furioses Finale folgte. Im Zugabenteil mit dem Kirchenchor aus Hecklingen. Bei den Organisatorinnen Bärbel Pommeranz und Brigitte Dreya bedankte sich Marc Marshall persönlich.

John Lennons „Imagine“
Eine spirituelle Version zu John Lennons „Imagine“ zählte zu den Höhepunkten. Die tönende Botschaft ist 50 Jahre alt und beschreibt die Vision einer Gesellschaft frei von Religion, Nationalismus und Besitz. Die Hymne gilt als Traktat der Friedensbewegung. John Lennon und Yoko Ono hätten sich gewünscht, dass dieses Stück nicht mehr nötig wäre, doch ein halbes Jahrhundert später ist daraus immer noch Wunschdenken geblieben. 
Als alle auf die „Stille Nacht“ warteten, erklang die theologisch geweihte „Imagine“-Version. Kein Räuspern, kein Gähnen, kein Laut war hörbar. Die Zeit schien minutenlang für eine friedvolle Weihnacht still zu stehen.