Staufen. Ein kommunalpolitisches Schwergewicht nannte Bürgermeister Michael Benitz den nach 40 Jahren verabschiedeten Gemeinderat, langjährigen Bürgermeister-Stellvertreter und Vorsitzenden des Gewerbevereins Helmut Zimmermann. Im Gespräch berichtet der gebürtige Staufener von seinem Werdegang und warum er es nie bedauert hat, nicht Bürgermeister geworden zu sein. Nach einer Lehre zum Einzelhandelskaufmann im alteingesessenen Bekleidungshaus Bollerer in Freiburg und der Ausbildung zum Textilbetriebswirt an der Textilfachschule Nagold übernahm Zimmermann 1971 mit 20 Jahren - „damals war man erst mit 21 volljährig!“ - das Textilfachgeschäft seiner Mutter in Staufen. Weil die Fachschule in Nagold ihn unbedingt als Dozent wollte, fuhr er zehn Jahre lang jeden Mittwoch in die 160 Kilometer entfernte Stadt, um Vorlesungen zu halten. „Ich bereitete mich immer gut vor, die Studenten waren ja teilweise älter als ich.“ 1974 wurde Zimmermann zum ersten Mal als Vorsitzender des Staufener Gewerbevereins gewählt und füllte dieses Amt zunächst bis 1979 aus. In dieser Zeit rief er den Altstaufener Weihnachtsmarkt ins Leben.
Insgesamt acht Mal, von 1984 bis 2019, wurde Zimmermann in den Gemeinderat gewählt. „Wegen meines Namens stand ich damals ganz hinten auf der Liste. Dass ich trotzdem auf Anhieb gewählt wurde und dann jedes Mal mehr Stimmen bekam, motivierte mich natürlich!“ Das erste Projekt in seiner Amtszeit war die Fußgängerzone in der Staufener Innenstadt, für die er sich einsetzte. Nach anfänglichen Zweifeln konnte er Einzelhändler und Gastronomen überzeugen, und nach einem Jahr Probe blieb es so. Zweites Projekt: Staufens Teilnahme am Programm der einfachen Stadterneuerung mit 8 Mio
D-Mark Fördersumme vom Land. Damit wurde die Kanalisation erneuert und die Fußgängerzone gepflastert. Mit der Idee eines Parkplatzes mit Parkdeck an der Krozinger Straße konnte sich Zimmermann nicht durchsetzen. An der Wichtigkeit politischen Engagements hatte er aber trotz einiger Rückschläge nie Zweifel. „Man kann nicht immer nur fordern, sondern muss sich auch einbringen“, so seine Überzeugung.
2001 folgte die Kandidatur bei der Bürgermeisterwahl, bei der insgesamt 8 Kandidaten antraten. „Ich habe kandidiert, weil einige Bürger meinten, ich sei geeignet, aber Wahlkampf habe ich keinen gemacht“, erklärte Zimmermann. Er sei dann auch nicht enttäuscht gewesen, als Benitz das Rennen machte. „Ich habe nicht gegen Benitz, sondern mit ihm kandidiert. Es war sogar gut, dass ich es nicht geschafft habe, denn Herr Benitz ist ein Glücksfall für Staufen, und durch meine Kandidatur gab es schon Einige, die das Geschäft im Falle meiner Wahl übernehmen wollten.“ Somit fiel die Entscheidung, nachdem die beiden Söhne sich beruflich anders entschieden, das Modehaus in fremde Hände zu geben, auch nicht schwer. 2004 übergab das Ehepaar Zimmermann das Modehaus an Axel und Melanie Teubner, die es bis heute sehr erfolgreich führen.
Von 1997 bis 2001 und von 2008 bis 2017 war Zimmermann wieder Vorsitzender des Gewerbevereins und initiierte Veranstaltungen wie Wein und Musik, Straßentheater, ein Fest mit den Partnerstädten, den Mittelaltermarkt, der nach 2001 von StaGes abgelöst wurde, Fabelhaftes Staufen und Blühendes Staufen. Er befreite die Innenstadt vom Schilderwald und ließ Blumenkübel aufstellen, sorgte für ein Parkleitsystem und aktualisiert bis heute den Stadtplan der Stadt Staufen. Ein Projekt, für das er sich besonders einsetzte, war das Bürgerhaus mit Mediathek Faustforum. Auch da gab es Rückschläge. Als die Fraktion der Freien Wähler sich bei einer wichtigen Abstimmung zum Teil enthielt, trat er als Fraktionssprecher zurück. Ein Bürgerbegehren hätte den Bau beinahe verhindert. In dieser Phase war Zimmermann Initiator zur Gründung des Vereins Freundeskreis FaustForum Staufen e.V. Er stand jeden Samstag an dessen Stand in der Innenstadt und verteilte Informationsmaterial. Am Ende stimmten 70 Prozent für das Faustforum.
Die Zukunft der Fauststadt sieht Zimmermann positiv. „Staufen hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt. Wir haben einen sehr guten Bürgermeister, und im Gemeinderat gab es immer eine gute überparteiliche Zusammenarbeit. Ich hoffe, dass auch in Zukunft die Parteipolitik außen vor bleibt“, resümierte er. Ob die Entwicklung so weitergehe, hänge vom neuen Gemeinderat und auch von den einzelnen Betrieben ab. „Neben dem sogenannten Fachkräftemangel und den uneinheitlichen Öffnungszeiten wird die Nachfolgeregelung die größte Herausforderung für die Einkaufsstadt Staufen werden. Ich wünsche uns, dass Staufen so schön und liebenswert bleibt. Meine Ämter habe ich schrittweise erfolgreich abgegeben. Das Loslassen ist für mich kein Problem. Wenn man abgibt, soll man auch den Nachfolgern nicht reinreden, und keine Termine mehr zu haben fühlt sich auch gut an!“ Sabine Brandenburg-Frank