„Was wir pflanzen, das haben unsere Enkel“

Höchst informationsreicher kommunaler Rundgang durch den Ettenheimer Wald

Ettenheim (olb). Ernsthafter Gedankenaustausch und auch Spaß haben die Atmosphäre beim fast dreistündigen Rundgang durch den Ettenheimer Wald bestimmt.

Viele neue Stadträte und Vertreter der Ortschaften waren dabei. Nahezu 30 Personen haben sich an der alljährlichen Waldbegehung beteiligt, die Vivien Gürtler von der Stadtverwaltung organisiert hatte. An fünf verschiedenen Haltepunkten erläuterten Bürgermeister Bruno Metz und Revierförster Lothar Bellert ökologische und wirtschaftliche Aspekte der Waldbewirtschaftung.

Ein Ruhewald entsteht

„Die Fläche bleibt Wald, wird jedoch aus der Wirtschaftsfläche herausgenommen“, sagte Lothar Bellert am Waldweg im Lautenbach, oberhalb des Friedhofgeländes in Ettenheimmünster. Hier wird bis Ende des kommenden Jahres durch die Waldservice Ortenau ein etwa 3,5 Hektar großer Ruhewald entstehen. Bei einer ersten Vorstellung des Konzepts waren im März über 200 Interessierte gekommen, um sich ein Bild von dieser Bestattungsform zu machen.

Die Bestattungsbäume werden circa zwölf Meter voneinander entfernt stehen, sorgsam ausgewählt von der Bestattungsgesellschaft und der Stadt. Es werden keine Kerzen oder dauerhafter Grabschmuck erlaubt sein, alles müsse kompostierbar sein. Dabei entstehe das Ruhewaldgebiet nicht in einem Flora-Fauna-Schutzgebiet. Und es seien nur Erdarbeiten in geringem Ausmaß erlaubt und notwendig, wie Bellert weiter ausführte.

An einer Aufforstungsfläche nach „Lothar“ 1999 zeigte er den allzu dichten Bewuchs, da auch Neupflanzungen erfolgt seien: „Da muss was raus.“ 50 Prozent des dort stehenden Nadelholzes sei bereits rot gekennzeichnet, damit demnächst mit einem kleinen Vollernter vermarktbares Holz entnommen werden könne. Die Schneisen dazu seien in einem Abstand von 40 Metern angelegt, die Entnahme werde bestandsschonend und kostengünstig durchgeführt und in kurzer Zeit auch wieder zuwachsen. Fichten werden zugunsten klimaangepasster Bäume entnommen. Angestrebt seien hier Laubholzinseln. Er lobte die Waldarbeiter, die ein wachsames Auge auf Bäume haben, die, vom Borkenkäfer befallen, schnell erkannt und entnommen werden müssten.

Rodung und Schotterfläche

Der augenblickliche Zustand der Waldfläche, an der bis Ende 2025 eine leistungsstarke Windanlage entsteht, machte einige der Teilnehmer zunächst sprachlos: Rodung und Schotterfläche. Auch Bürgermeister Metz bezeichnete es als im Augenblick „brutalen Eingriff“, in spätestens zwei Jahren jedoch werde die Natur an dieser Stelle wieder komplett anders aussehen. Insgesamt seien gerade drei Anlagen genehmigt, vier weitere in Vorbereitung, drei davon in Richtung Ettenheimer Hütte, eine in Richtung Ringsheim. „Wir verfügen über das größte zusammenhängende Windparkgebiet in Südbaden“ so Metz, das zugunsten der Gemeinden genutzt werden könne. Mit den angrenzenden Orten, den Bewohnern und dem Naturschutz sei das aber im einzelnen genau abzustimmen.

Ein Tümpel hat sich gebildet

Erstaunt zeigten sich die Teilnehmer der kommunalen Waldbegehung auch an der Stelle, an der bis vor kurzem ein großes Windrad gestanden hatte. Nach der vollständigen Entnahme des Fundaments habe hier Oberflächenwasser zur Bildung eines Tümpels geführt, selbst Schilf habe sich wundersamerweise angesiedelt, Plankton und Trübstoffe finden sich im Wasser. Die Offenhaltung dieses Bereichs werde sich wohl günstig für Tiere und Pflanzen auswirken, so die Einschätzung der Fachleute.
Im angrenzenden Buchenwald wiederum wolle man durch gezielte Entnahme eine Fläche schaffen, die eine stabile Mischwaldinsel darstelle. „Was wir pflanzen, das haben unsere Enkel in 100 Jahren“, so Revierförster Bellert. Den geselligen Abschluss der Führung bildete ein Vesper in der Straußwirtschaft Isele in Münchweier.