Endingen (jb). Eine sehr konkrete Hilfslieferung für die von einem Angriffskrieg betroffene Ukraine hat die Freiwillige Feuerwehr Endingen am vergangenen Montag auf den Weg gebracht. Ein ausgedientes, aber einwandfrei nutzbares Löschfahrzeug wurde samt zugehöriger Ausrüstung per Spedition auf den Weg zur polnisch-ukrainischen Grenze gebracht. Kameraden und Stadtverwaltung freuten sich gleichermaßen über die Möglichkeit, konkret den Menschen in der Gemeinde Koblewe am Schwarzen Meer zu helfen.
„Die Gemeinde liegt etwa 30 Kilometer von der Frontlinie entfernt. Die Geschosse, die auf die nahegelegene Großstadt Odessa gerichtet sind, fliegen direkt über das Gemeindegebiet hinweg“, erläuterte Bürgermeister Tobias Metz bei der Verabschiedung des Fahrzeugs. Vorausgegangen war der Vorschlag und die Kontaktvermittlung der gemeinnützigen GmbH „Engagement Global“, die sich auf entwicklungspolitische Unternehmungen spezialisiert hat. Endingen war an die Organisation herangetreten, als absehbar war, dass das Fahrzeug durch ein moderneres ersetzt werden würde.
„Engagement Global“ bietet finanzielle Förderung, Beratung und nicht zuletzt Dolmetscherdienste an, um Menschen und Institutionen miteinander zu verbinden und deren gemeinsames Engagement zu unterstützen. Metz hob besonders die Hilfe bei der Zollabwicklung, auch auf finanzieller Ebene, und die Vermittlung eines Dolmetschers hervor. So konnte mit den ukrainischen Kameraden in der Ost-Ukraine eine passgenaue Hilfeleistung abgestimmt werden, die vor Ort auch tatsächlich gebraucht wird und problemlos eingesetzt werden kann.
Jochen Verfondern, Abteilungskommandant der Endinger Wehr, erläuterte, dass das Fahrzeug, so wie es ist, autark eingesetzt werden kann. Mit dem mitgelieferten Material könne eine Wasserversorgung aus beliebigen Gewässern aufgebaut und Brände bekämpft werden. Diese Autonomie sei wichtig, da die hier gebräuchlichen Verbindungssysteme nicht denen in der Ukraine entsprächen. Ein Anschluss sei allerdings möglich und die Ukrainer kümmerten sich bereits darum. Diese Details seien in Online-Meetings mit Übersetzer sowie zahllosen Mails und einem Übersetzungsprogramm abgesprochen worden, erläuterte Metz. Die Beladung bestehe unter anderem aus sechs Atemschutzausrüstungen, 300 Metern Schlauch, einer Traglastspritze, einer Pumpe, einer Steckleiter und zahlreichen Geräten für einfache technische Hilfeleistungen. „Ein halb leeres Fahrzeug wäre kein guter Zug gewesen“, zeigte sich Verfondern überzeugt.
Dieses Thema beschäftigte auch den Endinger Gemeinderat. War die Fahrzeugspende noch unstrittig, gab es Diskussionen über die Beladung. So wurde befürchtet, dass die Endinger Wehr wichtige Ausrüstung verlieren würde und die Ersatzbeschaffung die Endinger Kasse über Gebühr beanspruchen könnte. Mehrheitlich hatte der Gemeinderat dann doch dafür gestimmt, ein voll ausgerüstetes Fahrzeug zu überstellen. Die Verantwortlichen der Feuerwehr hatten deutlich gemacht, dass lediglich ohnehin notwendige Neuanschaffungen nun etwas vorgezogen werden müssten.
„Das Antragsverfahren war sehr aufwendig“, blickte Metz zurück. Im Laufe der Gespräche war auch der Bürgermeister von Koblewe, das nicht nur eine Ortschaft, sondern mehr eine Verwaltungsgemeinschaft darstellt, eingebunden gewesen. Die Unterstützung von „Engagement Global“ sei dabei unerlässlich gewesen. Inzwischen lägen alle Ausfuhrpapiere vor und seien auch schon elektronisch an die Kameraden in der Ukraine übermittelt worden.
Das Fahrzeug selbst, das erst rund 18.000 Kilometer gelaufen ist, wird innerhalb von zwei Tagen per Spedition an die ukrainische Grenze gebracht. Dort übernehmen dann die Feuerwehrleute aus Koblewe für die letzte Etappe von etwa 900 Kilometern bis zum Schwarzen Meer.
Den Kontakt zur Spezialspedition für diesen Fall habe die Endinger Spedition Döpke hergestellt, erläuterte Metz. „Wir warten jetzt die Rückmeldung aus Koblewe ab, und wir bleiben auf jeden Fall in Kontakt“, versicherte Bürgermeister Metz.