Versäumnis eingeräumt

Geplanter Windpark auf der Sirnitz erregt in Münstertal die Gemüter / Projekt im Rat vorgestellt

Münstertal. Auf Gemarkungsflächen der Städte Sulzburg und Müllheim im Bereich Sirnitz/Dreispitz werden aufgrund einer Poolingvereinbarung zwischen Müllheim, Heitersheim, Sulzburg, Buggingen und der ForstBW 5 Windkraftanlagen (WKA) gebaut, teilweise in Sichtweite der Gemeinde Münstertal. Projektentwickler Kai Bekel stellte den geplanten Windpark im Gemeinderat vor und beantwortete Fragen.

Das Thema Windkraft fand wie immer großes Interesse, zahlreiche Zuschauer hatten sich im Bürgersaal des Rathauses eingefunden. Der Windpark wird zwar auf benachbarten Gemarkungen gebaut, durch die Nähe gibt es jedoch auch Betroffenheit in Münstertal. Deshalb hatte die Verwaltung Projektleiter Kai Bekel von der Firma „Das grüne Emissionshaus“, einem Unternehmen der Badenova, eingeladen, um über das Projekt zu informieren. Vorab gab es Fragen aus dem Publikum. Ein Bürger aus Münsterhalden wollte von Bürgermeister Patrick Weichert wissen, ob er sich ein Bild vom Raubbau an Natur und Landschaft bei den gerodeten Flächen gemacht habe. „Münsterhalden wird komplett von Windrädern umzingelt, lässt die Gemeinde das zu?“ Er habe die Fläche noch nicht gesehen, räumte Weichert ein, es sei ja nicht Münstertäler Gemarkung, da könne man keinen Einfluss nehmen. Auf weitere Fragen zu Energiewende und Naturzerstörung wollte er nicht eingehen. „Das bringt uns nicht weiter, es sind politische Entscheidungen. Heute gibt es nur Informationen, keinen Beschluss und keine Diskussion mit dem Publikum“, erklärte er.
Bekel gab einen Überblick zu den Eckpunkten des Projekts. Die Waldstandorte entlang des Höhenkamms Sirnitz/Schnelling/Dreispitz liegen zwischen 820 und 1.070 Metern über NN. Die Flächen gehören ausschließlich öffentlichen Eigentümern, das heißt, die Pacht kommt der Allgemeinheit zugute. Die Schallgrenzwerte würden in allen Ortschaften deutlich unterschritten, führte Bekel aus, nachts werde eine WKA gedrosselt, um die Grenzwerte einzuhalten. Die Eingriffe in die Landschaft beim Bau der WKA seien massiv, man nutze soweit möglich Freiflächen und Wirtschaftswege. Die genutzten Flächen würden zurückgebaut und weitgehend wieder aufgeforstet. „Es kann nicht alles aufgeforstet werden, für Reparatur und Wartung muss Fläche bleiben.“ Rund 9 Hektar Ausgleichsflächen würden angelegt und 370.000 Euro Landschaftsbildausgleich an den Naturschutzfond Baden-Württemberg gezahlt. Die Forstarbeiten seien weitgehend abgeschlossen, die Ausgleichsmaßnahmen ebenfalls in weiten Teilen durchgeführt. Aufbau und Inbetriebnahme der Anlagen seien für das 3. und 4. Quartal 2026 geplant. 
An der Diskussion beteiligten sich nur die Fraktionen von CDU und BfM, für SPD und FWV schien alles geklärt zu sein. Jürgen Pollnick, BfM, fragte nach Messungen von Boden- und Luftqualität unter den WKA wegen Emissionen, beispielsweise von Carbonfasern, Mikroplastik oder Chemikalien, die landwirtschaftliche Nutzung und Tierhaltung beeinträchtigen könnten. „Sie emittieren nichts, Tierhaltung wird nicht beeinträchtigt“, versicherte Bekel und verwies auf ein Foto von im Schatten einer WKA liegenden Schafen. Albert Zimmermann, CDU, beanstandete, dass Ausgleichszahlungen an den Naturschutzfonds gingen und nicht für die betroffenen Flächen eingesetzt würden. Als direkt betroffener Anlieger hatte Heribert Wiesler, BfM, Betreiber der Kälbe-lescheuer, einen ganzen Fragenkatalog parat, von Schall und Schattenwurf der nur 500 Meter entfernten Anlage bis zur Beeinträchtigung des Landschaftsbildes. Weichert schlug vor, die Details in einem Gespräch mit Bekel zu klären. Karl-Wilhelm Gutmann, CDU, kritisierte, dass die Gemeinde nicht vorab über die Beeinträchtigungen informiert worden sei. Das sei ein Versäumnis gewesen, gab Bekel zu.Dr. Sabine Brandenburg-Frank