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Chodja Sediq blickt auf 80 spannende Lebensjahre zurück – Ateliertag am Samstag

Ettenheim (hpb). Chodja Sediq feiert am Samstag seinen 80. Geburtstag mit einem Ateliertag; geöffnet ist sein Atelier in der Neumannstraße 2 (hinter dem oberen Tor) von 11 bis 16 Uhr.

Seit 50 Jahren lebt Chodja Sediq in Deutschland, seit 37 Jahren wohnt er in Ettenheim. Als Bildhauer, Maler, Restaurator und Künstler hat er tiefgreifende Spuren in der Bildenden Kunst bewirkt und hunderte Steinbildhauer mit seinen Kenntnissen und Fähigkeiten auf ihrem Weg zum Meister begleitet.
Seine Lebensgeschichte ist ebenso spannend wie sein künstlerisches Wirken. 1942 in Kabul (Afghanistan) geboren, besuchte er dort die Schule, studierte Bildhauerei, Kunsterziehung und Malerei. Aufgrund seiner vielseitigen Begabung war er anschließend als Kunsterzieher an der Kunstschule in Kabul tätig.
Dank eines Stipendiums konnte er 1963 bis 1966 seine Studien in Deutschland weiterführen und auch ein Praktikum absolvieren. Sein Wissen in der Steinbearbeitung wurde ebenso erweitert wie er auch zusätzlich Mosaikarbeiten und Glasmalerei erlernte. Nach Kabul zurückgekehrt, war er danach von 1966 bis 1968 als Lehrer an der Kunstschule in Kabul tätig und bildete Kunsterzieher aus.

Zurück in Deutschland
1968 kehrte er nach Deutschland zurück und begann ein weiteres Studium an der Kunstakademie in Stuttgart bei Prof. Herbert Baumann, er besuchte anschließend die Meisterschule für Steinbildhauer und Steingestalter in Freiburg, die er mit der Meisterprüfung 1973 abschloss. Sein Studium finanzierte er als Werkstudent und er war in den Semesterferien als Kraftfahrer, Pizzaausfahrer, Maler und als Gipser tätig. Schon in dieser Zeit hat er sich als Stuckateur auf den Barock- und Rokokostil sowie auf die Kunstmarmortechnik spezialisiert.
Chodja Sediq blieb in Deutschland und war von 1974 bis 1986 als Selbstständiger und als freischaffender Bildhauer tätig. Hier hat er vor allem als Stuckateur mit eigenen Entwürfen und als Restaurator in vielen Schlössern, Hotels und Denkmälern gearbeitet, alte Werke rekonstruiert und wieder hergestellt. Mit Bleistiftzeichnungen wurden die eigenen Stuckentwürfe entwickelt und danach verwirklicht.

Streben nach neuer Entfaltung
Immer wieder bemerkenswert sein Streben nach neuer Entfaltung, perfekt in allen Bereichen, neue künstlerische Maßstäbe zu entwickeln; er hatte eine große Schaffensperiode als Bildhauer. Viele seiner Werke stehen in ganz Deutschland, so auch im Europa-Park in Rust.
1986 übernahm er eine neue Aufgabe an der Meister- und Gestalter-Schule in Freiburg, die ihn als Lehrer und Ausbilder der Meisterklassen in Steinbildhauerei und Steingestaltung berufen hatte. Diese Aufgabe führte er mit sehr großem Erfolg bis 2007 aus und setzte dabei wichtige Maßstäbe für den beruflichen und künstlerischen Nachwuchs in ganz Deutschland.

Weiterhin überaus aktiv
Seit 2007 ist Chodja Sediq „altershalber“ beruflich im Ruhestand, persönlich als Bildhauer und Künstler aber überaus aktiv. Die Vielfalt seiner Werke - von der Steinbildhauerei, der Malerei und seinen Bleistiftzeichnungen, mit den Werkstoffen Stein in breiter Vielfalt, vor allem auch Marmor und Bronze, seinen weiteren Tätigkeiten als Stuckateur mit eigenen Stuckarbeiten, Restaurator, Dozent und Lehrer - ist spannender Ausdruck seiner persönlichen Entfaltung und Lebensphilosophie. Ebenso vielseitig wie seine geschaffenen Formen, die Vielfalt der genutzten Steine und Materialien, die immer wieder neue Wirkungen auch in der Belassenheit des Materials entstehen lassen.
Chodja Sediq nimmt sich Zeit, Dinge, gerade auch die ganz kleinen, sehr intensiv zu betrachten und darzustellen. Ein besonderer Kontrast zu den monumentalen bildhauerischen Werken und die „kleinen“, nicht weniger bedeutsamen Darstellungen mit den Kichererbsen, dem Korn, der Wertbohne. Vor fünf Jahren eine neue Seite des künstlerischen Wirkens, „im Herbst des Lebens“ statt großer Steinskulpturen die Zuwendung zum künstlichen Marmor, eine bis heute allein von Sediq entwickelte und verwirklichte Kunst, aus einer speziellen Gipsmasse farbige Bilder in höchster Qualität herzustellen. Zwischenzeitlich weiter perfektioniert und in noch schwierigerer Form grau und grauen Schattierungen. Die künstlerische Technik dieser Marmorbilder in seinen „Landschaften aus Marmor“ noch intensiver wirken lässt. Und bis 30. Juni in der Ausstellung „KIR“ im Rathaus Ettenheim zu sehen sind.

„Das Kleine ist das Große“
Auch wenn viele Werke von Chodja Sediq seinem Wahlspruch „Das Kleine ist das Große“ auf vielfältigste Weise zeigen und entdecken lassen, setzt er mit seinen Marmorbildern noch keinen Schlusspunkt in seinem künstlerischen Schaffen. Auch das große Werk ist für ihn weiterhin wichtige Aufgabe künstlerischer Entfaltung. Im Garten seines Hauses liegt schon der große Steinblock, aus dem in den nächsten Wochen eine weitere Skulptur entstehen soll. So gelten Chodja Sediq die besten Wünsche zu seinem 80. Geburtstag, vor allem für weiterhin gute Gesundheit und die Freude aus seinem vielseitigen künstlerischen Wirken.

Einfach vorbeikommen
Am Samstag, 25. Juni, von 11 bis 16 Uhr ist Ateliertag in der Neumannstraße 2.