Herbolzheim (afe). Eine perfekte Einstimmung in die fünfte Jahreszeit lieferte die Karnevalsgesellschaft mit ihrer Prunk- und Narrensitzung am Samstag. Rund 700 Gäste erlebten dabei einen kurzweiligen Abend voller Witz, geistreicher Dialoge gepaart mit dem einen oder anderen Seitenhieb, Showtänzen, Schauspielkunst, Akrobatik und jeder Menge Musik, die sie mit guter Laune, Schunkelei und viel Applaus quittierten.
Mit einem dreifachen Helau eröffnete HKG-Präsident Andreas Läufer das rund vierstündige Programm, das vom Einmarsch aller Abteilungen abgerundet wurde. Eine besondere Ehre wurde Christine Kittel zu Teil, die vergangenes Jahr aus dem Vorstand schied. Für ihren 20-jährigen Einsatz als Kassiererin wurde sie zur Ehrenrätin ernannt. Viel Herzblut steckte auch im gesamten Programm, dass die Akteure wieder mit jeder Menge Liebe zum Detail darboten. Die Stadtmusik umrahmte das Programm musikalisch.
Den gelungenen Auftakt bot die Minigarde als jüngste Abteilung, die ihre tänzerischen Fähigkeiten, ebenso wie die Jugendgarde unter Beweis stellten. Die Laue Briggle Hexen brillierten beim Schwarzlicht-Tanz als Neon-Strichmännchen zu verschiedenen Pop- und Partyliedern. Heiß her ging es auch bei der „Herbolzheimer Kontaktbörse“. Dass es bei Tinder mitunter nicht immer ehrlich, aber sehr lustig zugeht, bewiesen die Hüttenbühlgeister. Die charmante Single-Dame (Theresa Huth) durfte sich über eine Vielzahl von Bewerbern freuen, darunter der smarte Surfer-Typ, ein Mopsliebhaber und einen schmetterlingsaffinen „Tommy aus Herbolzheim“- mit Maske dargestellt: Bürgermeister Thomas Gedemer.
Eine Abfuhr kassierte letztlich auch der anfängliche Favorit- kein Surfer wie sich herausstellte, sondern der Kenzinger Matthias Guderjan. „Bevor ich einen Kenzinger nimm, bleib ich lieber bei meiner Schokolade“, zog die Single Dame ihr Fazit. Ein weiteres aktuelles Thema- den Handwerkermangel- griffen Andrea Haas und Bärbel Schubnell-Schwörer bei ihrem Sketch auf. Die Szene: Ein Bewerbungsgespräch, bei dem drei Handwerker eine Lösung für den Wasserrohrbruch beim Bürgermeister präsentieren sollten.
Der Kenzinger Kandidat „Bill Harz“ setzte lieber auf Work-Life-Balance als auf harte Arbeit und beschloss seine Kandidatur als Bürgermeister in Kenzingen, und der griechische Kandidat widmete sich lieber dem griechischen Nationalgetränk. Zum Glück konnte Bewerber„Philipp Weingardt“, eigentlich Künstler und Stadtrat, mit einer kreativen Idee aushelfen: Wie wäre es mit dem kleinsten Hallenbad der Welt, statt den Wasserrohrbruch zu reparieren? Das kam an.
Für jede Menge Lacher sorgten auch die Jockele, die das Märchen Rotkäppchen mit einer Reise durch die Schlagerwelt neu interpretierten: Ein heiß umworbenes Rotkäppchen im knappen Röckchen, das der schlagkräftigen Großmutter Sprengstoff, statt kulinarische Köstlichkeiten für einen Banküberfall bringt, ein hungriger Wolf, der gerne ein Gläschen mit Rotkäppchen trinkt und letztlich nicht im Brunnen aber unter den Rädern des Försters landet. Bürgermeister Thomas Gedemer tauschte an diesem Abend den Chefsessel im Rathaus für einen Auftritt als Erna auf der Bühne, begleitet von Pianist Martin Glönckler am E-Piano.
Das Duo begeisterte mit Satire vom Feinsten, ein Lacher jagte den nächsten und niemand blieb verschont, auch nicht der „Läufer und seine Mitläufer“(HKG-Präsident), oder diejenigen mit „zu wenig Hirn für zu viel Rechtsextremismus“, der Mann, den die ganze Gemeinde fürchtet (Gemeindevollzugsdienst) oder die Nachbarn aus Kenzingen. „Kenzingen hat 18 Millionen auf der Bank. Die hätten wir gerne“, verkündete das Duo musikalisch. Herbolzheims Kasse sei dagegen leer. Wie wäre es also mit der Streichung der teuren Stelle des Bürgermeisters oder „Tabledance auf Kirchenbänks“ für die sanierungsbedürftige Kirche St. Alexius? schlug Erna vor.
Sie brillierte als erfolgreiche „Berufsstreikerin“, die lautstark mit „Zu viel für zu wenig“ auf dem Spieltraktor demonstrierte. Hoher Besuch kündigte sich mit „Wolfgang Petry“ an, der von Marco Hunn lebend verkörpert wurde und für ein tosendes Publikum sorgte. Für akrobatische Höhenflüge sorgten die jungen Turner und Turnerinnen des Turnvereins, die das Publikum mit einer Mischung aus Choreografie und Turnelementen auf das Piratenschiff der Black Pearl und in die Welt der Untoten entführten. In den Weltraum entführte die Tanzgarde im schillernden Outfit und den perfekt einstudierten musikalischen wie tänzerischen Einlagen zum Abschluss des Programmteils. Im Anschluss feierte das Publikum gut eingestimmt und ausgelassen mit den „Gipfelstürmern“ weiter.