Musikalischer Glanz in der Stadthalle

Johan de Meij dirigiert Endinger Stadtmusik

Endingen (jb). Ein wenig vom Glanz der weltberühmten New Yorker Carnegie-Hall erstrahlte am vergangenen Samstagabend in der ausverkauften Endinger Stadthalle. Mit Johan de Meij war einer der bekanntesten und erfolgreichsten Komponisten der Gegenwart zu Gast und dirigierte ein Konzert mit einem Ausschnitt seines künstlerischen Schaffens. Sowohl die Musiker wie auch das Publikum waren begeistert.

„Tokio, Osaka, Washington, Endingen, New York, Carnegie Hall“, zitierte Bürgermeister Tobias Metz in seinen Begrüßungsworten aus dem Terminkalender des weltbekannten Gastdirigenten. Eine weitere Verbindung zwischen Endingen und den Projekten von de Meij sei dessen Verbundenheit mit der Jugendblasmusik in Venezuela, dem Land dem Endingen durch die Auswandererkolonie Tovar recht nahe steht. De Meij begleitet in Caracas, der Hauptstadt, die Geschicke des bekannten Jugendblasorchesters „Simón Bolívar“. Nur drei Tage hatte der Niederländische Künstler Zeit, das Konzert mit der Endinger Stadtmusik einzuüben. „In der Zeit haben wir ihm das Städtli und die Weinberge gezeigt“, erzählte Tobias Metz. Dabei habe sich herausgestellt, dass de Meij ein großer Weinliebhaber sei, womit er sich am Kaiserstuhl ja genau am richtigen Ort befinde.

„Kein gewöhnliches Konzert“, fand auch Klarinettistin Luisa Burkhardt, die die Begrüßungsworte für ihre Musikerkollegen übernommen hatte. „Ein fremdes Gesicht am Pult“ sei nicht alltäglich. Dazu brauche es ein „hohes Maß an Konzentration und Ehrgeiz, in so kurzer Zeit zu einem Team zu werden“. Der Aufwand habe sich jedoch gelohnt: „Am Ende musste er eigentlich nur noch den Taktstock schwingen“, merkte Burkhardt augenzwinkernd an. Burkhardt stellte noch Thomas Wagner vor, der fachkundig durch das Programm führte und bedankte sich bei der Narrenzunft, die an diesem Abend die Bewirtung übernommen hatte.

Den Einstieg in ein äußerst abwechslungsreiches Konzert, das im Ganzen einen schönen Querschnitt über die musikalische Vielfältigkeit der kompositorischen Arbeit de Meijs zeigte, war „La Quintessenza“. Wagner erläuterte die verspielte Variation der Zahl fünf, durch fünf Töne Tonabstand im Intro in fünf Formteilen der Komposition von 1997. Bei „Wind in the Willows“ wechselte der Meisterkomponist vom Dirigentenpult in den Lesesessel mit Stehlampe. Die musikalische Leitung wechselte in diesem Stück zurück zum angestammten Dirigenten Rüdiger Müller. Dabei handelte es sich um die Vertonung einer Kindergeschichte, „Der Wind in den Weiden“, einem britischen Kinderbuchklassiker aus dem Jahr 1908. Eingebunden in die Komposition las Johan de Meij mit sonorer Stimme aus einer verkürzten Version der Tiergeschichte vor.

Thematisch beschäftigt sich de Meij auch gerne mit eindrucksvollen Landschaften, denen er musikalisch nachspürt. So etwa in den „Songs from the Catskills“, einer Bergkette im Bundesstaat New York, wo der Komponist mit seiner Frau und Muse Dyan lebt, oder bei „Loch Ness“ wo er See, Schloss und Stadt musikalisch beschreibt. Ein weiterer Bestandteils der Arbeit des Niederländers ist die Bearbeitung von klassischen Volksweisen, die er von modernen Blasorchestern interpretieren lässt, wie bei den „Celtic Classics“, einem Arrangement aus fünf Irischen Volksweisen.

In ein ganz anderes Genre wechselte de Meij mit seiner Bearbeitung des Musicals „Elisabeth“. Das ursprünglich als „Totentanz“ konzipierte Musiktheaterstück wurde von Sylvester Levay (Musik) und Michael Kunze (Libretto) geschaffen.  Bereits 1992, dem Erscheinungsjahr des Musicals, hatte de Meij die bekanntesten Themen zusammengestellt und für ein sinfonisches Blasorchester wie das Endinger zugeschnitten. Das musikalische Drama führt durch das Leben der berühmten Monarchin von ihrer, noch unbeschwerten, Jugend über die Zwänge am österreichischen Hof bis zu ihrem frühen Tod durch ein Attentat.

Es folgten stehende Ovationen. Das Endinger Publikum zeigte damit seine Dankbarkeit und Begeisterung von einem Abend mit bester musikalischer Unterhaltung und einem echten Weltstar der Blasorchester-Szene.