Bewusst für Ettenheim entschieden

Julio Millán Espinosa aus Mexiko ist neuer Klimaschutzmanager der Stadt

Ettenheim (ks). Beim Pressegespräch ist Ettenheims neuer Klimaschutzmanager Julio Millán Espinosa gerade einmal vier Tage im Amt. Aber was in Ettenheim an Klimaschutzprojekten bereits am Laufen ist, darüber weiß er umfassend Bescheid. Weitere Ansätze hat er offenbar auch schon im Kopf.

Vor allem: Der gebürtige Mexikaner spricht schon sehr gut Deutsch. „Er ist ein Sprachtalent“, zeigt sich auch Bauamtsleiter Markus Schoor, in dessen Bereich auch der Klimaschutz der Stadt fällt, vom 28-Jährigen beeindruckt. Millán spricht mehrere Sprachen.

In seiner Heimatstadt Mexiko City hat er einen Bachelor-Abschluss in Volkswirtschaft erworben. Stationen in Deutschland waren bisher die Uni Freiburg, das Fraunhofer-Institut in Stuttgart und die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit in Bonn. Ein fünfwöchiges Praktikum in Kiew hat er noch absolviert, ehe die Ukraine vom Krieg überrollt wurde. In Deutschland hat ihn die Corona-Pandemie in seinem ersten Semester zum Online-Studium gezwungen. Jetzt, in Ettenheim, kann er sich beruflich endlich Aufgabenfeldern widmen, für die er im Laufe seiner Studien mehr und mehr sein Interesse verspürte.

Wie ist der Background hinsichtlich Klima- und Umweltschutz in seinem Heimatland? Noch, so erläutert Millán, herrscht auch in diesem Punkt eine starke Ungleichheit zwischen Arm und Reich. Der bisherige Präsident hat die Ölförderung stark ausgebaut, also auf eine Energiequelle gesetzt, die hierzulande längst nicht mehr als nachhaltig angesehen wird. Millán hofft auf einen Wahlsieg (in diesem Jahr stehen in Mexiko Neuwahlen an) der weiblichen Spitzenkandidatinnen, denen er den Schutz von Klima und Natur mehr zutraut.

Beachtung dreier Bereiche

Dem jungen Mann sind in seinem Verständnis von erfolgreicher Herangehensweise die Beachtung dreier Bereiche wichtig: soziale Verträglichkeit, wirtschaftliche Weiterentwicklung und ökologisch-nachhaltige Zukunftssicherung. Und warum nun gerade Ettenheim? Markus Schoor merkt beinahe beiläufig an, dass Julio Millán zu mehreren Bewerbungsgesprächen eingeladen war. „Ich habe mich bewusst für Ettenheim entschieden“, so Millán, der zuvor schon bekundet hatte, dass ihm Deutschland vom Anfang seines Studiums an „gut gefallen“ hat. Auch, weil er den Umweltschutz in Deutschland gegenüber anderen Ländern schon sehr weit fortgeschritten sieht. Seit drei Jahren ist er nun hier.

Neben dem Charme des Städtchens habe ihn gleich beeindruckt, wie viel hier schon in Sachen Natur- und Umweltschutz am Laufen sei. Tatsächlich zeigt er sich im Pressegespräch beachtlich gut informiert. Die Infokampagne „Mein Haus kann mehr“ ist ihm geläufig; die derzeitigen Überlegungen zur großflächigen Fernwärmeversorgung hat er in der jüngsten Gemeinderatsitzung – hier wurde Millán von Bürgermeister Bruno Metz den Räten vorgestellt – intensiv mitbekommen; die beachtlichen Stromgewinne aus Windkraft und Photovoltaik findet er toll.

Wissen um getätigte Maßnahmen

Er weiß von seinem Chef Markus Schoor um die getätigten Maßnahmen, die Ettenheim gegen Hochwasser unternommen hat, um den aktuellen Gedankenaustausch zwischen Stadt und Bürgern bezüglich Schutzmaßnahmen gegen Starkregen, um getätigte und anstehende Gebäudesanierungen, den Ausbau von E-Mobilität und vieles mehr. Sein fachlicher Background – aus persönlichem Interesse wie aus seinen breitgefächerten Studien- und Praktikumserfahrungen - werden im Gespräch immer wieder deutlich.

Für Bürgermeister Metz ist das keine Überraschung: „Herr Millán überzeugte uns beim Vorstellungsgespräch mit seiner Vita, dem großen Willen, für den Klimaschutz etwas zu erreichen. Er ist schon sehr tief in örtliche wie generelle Aspekte zu seiner Arbeit eingestiegen.“

Seine allernächsten Ziele

Vernetzung sind eines seiner allernächsten Ziele, so Millán. Vernetzung mit Zuständigen innerhalb der Stadt (und natürlich den Ortsteilen). „Mit dem Jugendbeauftragten werde ich mich in Kürze treffen, Arten-, Natur- und Klimaschutz sind schließlich wichtig für die jungen Menschen“, so Millán. Seinen Blick will er aber auch über den Tellerrand hinaus lenken, sich mit anderen Klimaschutzbeauftragten vernetzen.

Der Tatendrang, seine Vorfreude und Neugier auf alles, was in Ettenheim auf ihn zukommt, sind aus seinen Worten, aus der Freundlichkeit seiner Antworten durchgängig herauszuhören. „Es werden sicherlich zwei Jahre, in denen ich viel lernen werde.“ Er hoffe aber auch, dass er in diesen zwei Jahren mit seinen Ideen viel für den Arten-, Natur- und Klimaschutz hier in Ettenheim beitragen kann. Das Förderprogramm, in dem er in Ettenheim angestellt ist, ist zunächst einmal auf zwei Jahre angelegt. 40 Prozent der Personalkosten bekommt die Stadt hierfür bezahlt.