Tiefe Verbundenheit über Landesgrenzen hinweg

Rheinhausen bekräftigt mit einem Festakt seine Partnerschaft zu Wittisheim

Rheinhausen (afe). Seit 60 Jahren pflegen die Musikvereine Niederhausen und das elsässische Wittisheim eine freundschaftliche Partnerschaft. Vor 15 Jahren folgte auch die Gemeinde selbst diesem Beispiel. Das grenzübergreifende Doppeljubiläum wurde nun in Rheinhausen mit einer großen Feier im Beisein zahlreicher Gäste von beiden Seiten des Rheins gewürdigt.

Über sechs Jahrzehnte ist es her, dass die Musikvereine aus Niederhausen und Wittisheim den Grundstein für eine bis heute andauernde deutsch-französische Freundschaft legten, die später auch in eine Gemeindepartnerschaft mündete, die mittlerweile ebenfalls seit 15 Jahren besteht. Das musste natürlich groß gefeiert werden und so viel sei gesagt, die Jubiläumsparty hielt alles bereit, was es für eine gelungene Feier bedarf: gut gelaunte Gäste, jede Menge Musik und kulinarische Highlights, sogar Geschenke und Torte gab es, ebenso zahlreiche Ansprachen und eine Diashow.
Was es nicht gab, das waren Verständigungsprobleme. Auf Deutsch und Französisch wurde durch den Abend geleitet, auch elsässisch erfüllte den Raum. „Wir zeigen wie länderübergreifende, friedvolle Freundschaft geht“, so Heike Feger, Vorsitzende des Musikvereins. Der Musikverein bekräftigte dies unter dem Taktstock von Thomas Hertweck auch musikalisch: Neben dem Badnerlied folgte auch die Europahymne sowie die französische und deutsche Nationalhymnen, die mit stehendem Applaus gewürdigt wurden.

Anfänge reichen zurück bis 1907
Wie die Freundschaft zwischen den Musikvereinen und auch den Gemeinden zu Stande kam und welche Highlights zwischenzeitlich gefeiert wurden, zeigte der ehemalige Bürgermeisterstellvertreter Wittisheims, Justin Fahrner, mit jede Menge historischer Fotos. Die Anfänge der Partnerschaft reichen zurück bis ins Jahr 1907 und der Gründung der Zigarrenfabrik. Anfang 1963 schlossen dann nicht nur Charles de Gaulle und Konrad Adenauer mit dem Elysee-Vertrag einen symbolträchtigen Pakt zwischen Frankreich und Deutschland, sondern auch die Musikvereine Niederhausen und Wittisheim.
Pünktlich zum 45-jährigen Jubiläum besiegelten auch Rheinhausens Bürgermeister Jürgen Louis und der Wittisheimer Bürgermeister a. D., André Kretz, die Gemeindepartnerschaft mündlich. Nur ein Jahr später, Mai 2009, wurde aus der mündlichen Zusage eine offiziell beurkundete Vereinbarung. „Seither ist viel passiert. Viele Begegnungen diesseits und jenseits des Rheins hat es gegeben, weitere Freundschaften sind entstanden“, erklärte Louis. Als Beispiele nannte er die Verbindungen zwischen den Fußball- und Boulevereinen, aber auch die Rheinhausener Ölmühle, die auf die Verbindung nach Wittisheim zurückgeht.
„Wir können das, was zwischen unseren Gemeinden entstanden ist, gar nicht hoch genug schätzen. Es ist die Basis, das Fundament Europas“, bekräftigte Louis. „Nicht über die Politik, sondern über die Gesellschaft wächst die Beziehung zwischen den Ländern. Das entscheidende ist das Miteinander, das vor Ort gelebt wird“, bekräftigte auch der Bundestagsabgeordnete Yannick Bury, der auch stellvertretend für seinen Kollegen Johannes Fechner die interkommunale Freundschaft würdigte.
Weitere Ehrengäste schlossen sich dieser Ansicht im Rahmen ihrer Grußworte an, darunter auch Charles Sitzenstuhl (französische Nationalversammlung) und Landrat Hanno Hurth. Insgesamt gebe es im Landkreis Emmendingen 20 Gemeinden, die zu insgesamt 42 Gemeinden in zwölf europäischen Ländern Partnerschaften pflegen würden. Diese bauten allesamt auf einem großen Fundament von ehrenamtlichen und zivilgesellschaftlichen Engagement auf.
Diese und weitere Ehrengäste, wie Andreas Schwab vom Europäischen Parlament (CDU), Justin Fahrner, Esther Sittler als ehemalige Pariser Senatorin und Peter Weiß, als ehemaliges Mitglied des deutschen Bundestages, sowie Marcel Bauer, Bürgermeister aus Sélestat, verewigten sich im goldenen Buch der Gemeinde Rheinhausen.
Auf Christophe Knobloch, der als Bürgermeister Wittisheims zusammen mit Bürgermeister Jürgen Louis durch den Abend führte, wartete noch ein besonderes Geschenk aus Rheinhausen: eine eigens angefertigte Glocke zum 15-jährigen Jubiläum, die im Wittisheimer Rathaus, das sich derzeit noch im Umbau befindet, einen Ehrenplatz finden wird.
Für die Rheinhausener gab es wiederrum einen Zwetschgenbaum. Die Zwetschge ist das Symbol Wittisheims. „Vive la France, vive l’Allemagne, vive l’Europe.“ Mit diesen Worten endete der Abend offiziell, bevor die Sändlesänger und der Musikverein zum musikalischen Ausklang einluden.