Mundingen. In der Mundinger Ortsmitte wurden am Samstag die sanierte Grundschule und der nagelneue Anbau mit Ortsverwaltung und Multifunktionssaal eingeweiht. Mit dem bereits bestehenden neuen Feuerwehrgerätehaus bilden sie nun ein Gebäudeensemble, das stimmig ist und künftig ganz viel Begegnung ermöglicht.
Schon vor zwölf Jahren hatte sich der 2.000 Einwohner-Stadtteil auf den Weg gemacht. Ein Bürgerforum, an deren Spitze die spätere Ortsvorsteherin Carola Kreis-Euhus stand, begleitete den Prozess. Mit der Stadt einigte man sich auf drei Bauabschnitte. Nacheinander sollten auf dem Areal die neue Feuerwache errichtet, das denkmalgeschützte Schulgebäude saniert und schließlich ein ganz neuer Baukörper mit Ortsverwaltung, Mensa, Schulkindbetreuung und Multifunktionsraum realisiert werden.
Kritik gab es zwischenzeitlich wegen der Enge. Tatsächlich wirkte das 2018 fertiggestellte Gerätehaus, das auf dem Schulhof gebaut wurde, zu überdimensioniert. Grundschulkinder neben ausrückenden Einsatzfahrzeugen, geht das? Dass es passt, zeigt nun der Abschluss der Abschnitte zwei und drei. Der neue Kubus staffelt die Gebäudehöhen. Schulhof und Feuerwehrhof lassen das Areal atmen - und dies obwohl der Blick zur Dorfstraße durch ein privates Bauprojekt sichtmäßig versperrt wurde.
Unter die Lupe nehmen konnte die Bevölkerung dies am Samstag. Mit einem Tag der offenen Tür luden Stadt, Ortsverwaltung, Schulgemeinschaft und Feuerwehr zur Einweihung des Ensembles ein. Los ging es am späten Vormittag mit einem Festakt, nachmittags besichtigten Hunderte Mundinger das Resultat der mehr als dreijährigen Bauphase. Während dieser wurden der Schulbetrieb in die Karl-Friedrich-Schule und die Schulkindbetreuung in die Neumattenhalle ausgelagert.
Seit dem neuen Schuljahr sind die 65 kleinen Dorfbewohner zurück. Ihre Klassenzimmer befinden sich nun ausschließlich im denkmalgeschützten und aufwändig modernisierten Altbau. Im 1. OG, wo der Dorfschulcharme und der wunderschöne Holzboden erhalten wurden, sind die Klassen 3 und 4 untergebracht. Das 2. OG, das mit einem türkisfarbenen Linoleum-Boden ausgelegt wurde, ist den Jahrgangsstufen 1 und 2 vorbehalten. Neben den Klassenräumen gibt es in beiden Etagen jeweils ein Lernatelier sowie mehrere Lerninseln.
Interessant: der Bereich für die sechs Lehrkräfte befindet sich im 3. OG - also dort, wo sich einst die Schulleiterwohnung befand. Auch diese wurde gemäß des Denkmalschutzes modernisiert. Hier wohnte einst die Familie des langjährigen Rektors Alfred Oberle, dessen Tochter Angela Hauser selbst lange Lehrerin und Schulleiterin in Emmendingen war, heute der SPD-Stadtratsfraktion angehört und am Samstag mit ihrem Bruder noch einmal in Kindheitserinnerungen schwelgte.
An das Schulhaus angedockt ist nun ein mehrstöckiger Kubus mit Treppenhaus, in das auch ein Aufzug gebaut wurde. Damit sind alle Bereiche barrierefrei erreichbar. Herzstück ist der ebenerdige und lichtdurchflutete Multifunktionssaal. Während des Schulbetriebs dient er als Gymnastikraum oder Aula, abends kann er von Vereinen oder auch privat genutzt werden. Zudem finden hier die Sitzungen des Ortschaftsrats statt. Im 1. OG wurden die Ortsverwaltung und der Raum für die Schulkindbetreuung eingerichtet, im Stockwerk darüber ist die Mensa. Das Gebäude erfüllt also die Voraussetzungen für den Ganztagsbetrieb.
„Am Anfang war es eine Vision, diese wurde dann Mission und nun erleben wir das Ergebnis“, sagte Carola Kreis-Euhus beim Festakt am Vormittag zufrieden. Zwölf Jahre lang begleitete sie das Projekt intensiv - erst als Sprecherin des Forums, später zehn Jahre als Ortsvorsteherin. Zweite Hauptakteurin in dem Prozess war Lehrerin Jana Bührer. Während ihrer Zeit als Schulleiterin vertrat sie während des Bauprojektes die Interessen der Schulgemeinschaft. „Dabei gab sie nicht nur 150 Prozent, sondern 200 Prozent - das ist keine Selbstverständlichkeit“, lobte die Elternbeiratsvorsitzende Ulrike Mellert-Schlegel.
„Ihr beide ward ganz schön anstrengend“, bestätigte OB Stefan Schlatterer. Geprägt gewesen seien die vielen Diskussionen jedoch von einer Sache, „nämlich am Ende das Beste für die Kinder und die Ortschaft rauszuholen“. Rund 10,8 Mio. Euro habe die Stadt in die drei Bauabschnitte investiert. Mehrkosten verursacht habe einerseits das Fundament des Anbaus, anderseits habe man wegen den Denkmalschutzanforderungen fast ein Jahr an Bauzeit verloren. „Das war ärgerlich, wir wollten ja eine Schule und kein Museum“, so der Rathauschef.
Unter der Zuhörern befanden sich unter anderem MdB Johannes Fechner und MdL Alexander Schoch. „Eine wunderbare Schulzeit in unserem neuen Zuhause“, wünschte sich die neue kommissarische Schulleiterin Ines Circhetta. Klaus Nunn, der erst vor wenigen Wochen das Amt des Ortsvorstehers antrat, dankte allen Beteiligten und schlug vor, für den „Multifunktionssaal“ nun einen neuen und weniger sperrigen Namen zu finden. „Möge dieser Ort das werden und sein, was wir uns alle wünschen - ein Ort, an dem sich alle Generationen aufgehoben fühlen und sich begegnen können“, fügte Vorgängerin Carola Kreis-Euhus hinzu.
Im Außenbereich - der übrigens auch einen kleinen Soccerplatz beherbergt - läuteten die Grundschulkinder schließlich das Programm für den Tag der offenen Tür ein. „Grundschule Mundingen, das wird ein super fantastischer Tag“ sangen sie aus vollem Kehlen. Und sie sollten recht behalten. An dem Nachmittag beteiligten sich viele Akteure aus dem Dorf an dem Ereignis. Die Schüler musizierten und zeigten Theaterstücke, die Lehrer stellen das Konzept vor, die Stadt gab Infos zum Projekt, die Schulkindbetreuung machte eine Mal- und Spielangebot, der Musikverein unterhielt mit Instrumenten und der MuKiJu e.V. stellte sich im Jugendraum vor. Zu spüren war vor allem eins: das soziale Geschehen ist wieder zurück in der Mundinger Dorfmitte. Daniel Gorzalka