Kaiserstuhl/Tuniberg. Die Weinlese an Tuniberg und Kaiserstuhl ist vorbei. Die Winzerinnen und Winzer hatten – schon vor der Lese – mit vielen Herausforderungen zu kämpfen. Frost, Hagel und Unwetter sowie extreme Witterungsschwankungen haben auch in diesem Jahr den Weinbau in der Region erschwert.
Etwa 600 Hektar Rebfläche gibt es in der Region Tuniberg, circa 6,5 Millionen Kilogramm Traubengut konnten dort in diesem Jahr geerntet werden. Der Vorsitzende des Vereins Tuniberg Wein, Günter Linser, spricht zwar von einer gelungenen Weinernte mit schönen und gesunden Beeren, nichtsdestotrotz waren die Erträge, die eingefahren werden konnten, vor allem im Bereich der Burgunderfamilie deutlich geringer. „Der große Verlierer war leider der Grauburgunder“, bedauert der Vorsitzende.
Grund dafür waren mitunter die Hagelschäden, die im Mai entstanden sind: „In Gottenheim und Waltershofen waren circa 45 Hektar, das heißt gut 50 Prozent der dortigen Gesamtfläche, davon betroffen“, berichtet Günter Linser. „Das drückt natürlich auch das Gesamtergebnis.“ So verwundert es nicht, dass im gesamten Gebiet 10 bis 15 Prozent weniger Ertrag als im Vorjahr verbucht werden konnten.
Doch die Winzer der Gemeinden am Tuniberg hatten auch Glück: Das Lesegut konnte stabil und gesund geerntet werden, ehe die starken Niederschläge im Oktober weiteren Schaden anrichten konnten. „Ich bin froh, dass der Herbst nach einem arbeitsintensiven Tagen am 3. beziehungsweise 4. Oktober abgeschlossen werden konnte“, so Linser.
Als „Phänomen“ bezeichnet Egon Zuberer, Weinbauberater beim Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald in Freiburg, den Müller-Thurgau, der auch in diesem Jahr zuverlässig geliefert hat. Und das, obwohl die Trauben, wenn sie reif sind und dann noch Niederschläge abbekommen äußerst anfällig sind. Doch als der Regen kam, war die Müller-Thurgau-Lese bereits abgeschlossen. „Es war gut, dass die Lese schon fertig war, ehe am Ende der lange anhaltende Landregen kam“, betont Zuberer. Dieser hätte das Material in kurzer Zeit sehr mürbe gemacht, Botrytis, Grauschimmelfäule, wäre entstanden. So konnte die Ernte in sehr gutem Gesundheitszustand eingefahren werden. Der Weinbauberater ist zufrieden, da es ein schwieriges Jahr war: „Wir haben ordentliche Qualitäten mit wenigen Spitzen. Wir sind gut davongekommen.“
Der Müller-Thurgau konnte mit durchschnittlich mehr als 120 Kilogramm aufs Ar abgeschlossen werden, bei den weißen und roten Burgundersorten waren es im Schnitt 100 bis 110 Kilogramm aufs Ar. Verlierer war der Grauburgunder mit im Durchschnitt 80 bis 90 Kilogramm aufs Ar.
Auch der Badische Winzerkeller in Breisach ist trotz deutlich geringerer Ernte – 2023 waren es noch rund 16 Millionen Kilogramm, in diesem Jahr 12 Millionen Kilogramm – zufrieden. „Es ist deutlich weniger, aber aus unserer Sicht bei schrumpfendem Weinkonsum marktkonform“, erläutert Henning Johanßen vom Badischen Winzerkeller.
Eine ganz besondere Weinlese fand noch am 11. Oktober im Gewann Kammerten bei Ihringen statt. Fleißige Helfer sorgten dafür, dass die dort angebauten Merlot-Trauben geerntet und so zum Ihringer Ratsherrenwein ausgebaut werden können. Die Gemeinde Ihringen bewirtschaftet ein eigenes Rebgrundstück. Die Merlottrauben werden in der Kaiserstühler Winzergenossenschaft Ihringen zum Ratsherrenwein ausgebaut, der zu besonderen Anlässen, wie beispielsweise dem Neujahrsempfang ausgeschenkt wird. Andrea Keller