Teningen. Nahezu ausverkauft war die Ludwig-Jahn-Halle am vergangenen Freitagabend. Rund 1.200 Gäste erlebten dort den Auftritt von „SWR 1 Pop & Poesie in Concert“. Moderator Jochen Stöckle und die achtköpfige Band nahmen das Publikum dabei mit auf eine musikalische Zeitreise in die 1980er-Jahre.
Wer auf Popmusik steht, der liebt auch die SWR 1-Radiosendung „Pop & Poesie“. Zunächst wird das Intro eines bekannten Songs in Endlosschleife eingespielt. Während dessen erklingt eine Stimme, die den Text des Liedes dramaturgisch wirkungsvoll in die deutsche Sprache übersetzt. Schließlich wird die Nummer nochmal vom Anfang bis zum Ende gespielt. Der Erkenntnisgewinn während dessen ist enorm. Man hört das Lied mit völlig anderen Ohren.
Aufgrund der Popularität gründete der SWR im Jahr 2008 „Pop & Poesie in Concert“. Damit brachte der Sender das Format vom Radio auf die Bühnen des Landes Baden-Württemberg. Am Freitag gastierten Moderator Jochen Stöckle und die achtköpfige Band in der Teninger Ludwig-Jahn-Halle. Mit dem Publikum reisten diese in die 1980er-Jahre. Veranstaltet wurde der zweieinhalbstündige Abend von der Teninger Agentur „KAROevents“.
„Keine Angst, wir bringen Sie nach dem Konzert sofort wieder in die Gegenwart – unseren ‚Delorean‘ haben wir direkt vor der Halle geparkt“, witzelte ein bestens aufgelegter Jochen Stöckle. Dem 1972 geborenen Moderator kaufte man das Faible für das Jahrzehnt sofort ab. Mit Hawaii-Hemd, Magnum-Brille und aufgeklebtem Schnauzer schickte der Moderator das Publikum im Frage-Antwort-Spiel von einem Nostalgie-Moment in den nächsten. Neben Dallas, Denver, Brauner Bär und Ed von Schleck durfte die Schwarzwald-Klinik nicht fehlen. Königsfrage zur Serie „Alf“: „Wie heißen die Nachbarn der Familie Tanner?“
„Ochmonek“ schallte es mit unfassbarer Selbstverständlichkeit aus dem Zuschauerraum zurück. Die rund 1.300 Gäste – die meisten waren so etwas älter als Stöckle - ließen sich gerne nochmal für einen Abend in die eigene „Sturm und Drang“-Zeit verführen. Für die Emotionen sorgten die Songs und Texte, die an dem Abend aufgeführt wurden. Zunächst spielte die Band kryptisch die ersten Akkorde. Darauf legten entweder Moderator Jochen Stöckle oder Schauspielerin Simone von Racknitz-Luick nach und nach die ersten Worte. Oft nahmen die Intensität des Monologes zu, oft dauerte es bis zum Refrain, ehe man kapierte, um welchen Song es sich handelt.
Auf der Setlist standen Perlen wie „Money For Nothing“ („Kriegen Geld fürs Nichtstun und die Mädels gratis“) oder „Livin‘ On A Prayer“ („Tommy hat seine Gitarre verpfändet, er hat seine Unbekümmertheit verloren“). Bei Tina Turners „I Can’t Stand The Rain“ packte Sängerin Britta Medeiros ihre Rockröhre aus, Melissa Etheridges „Like The Way I Do“ würzte Gitarrist Klaus-Peter Schöpfer mit einem Gitarrensolo. Anlaufzeit brauchte es keine, schon vom ersten Lied an war das Publikum da. Später wurde im hinteren Bereich sogar getanzt. „Ist doch klar, wir entspringen einer Zeit, in der Sex noch wesentlich wichtiger war als Krieg - und die Musik war unser Soundtrack“, stellte Jochen Stöckle. Daniel Gorzalka