Kampf gegen das Vergessen

Die Ausstellung des  Schülerprojekts „Biografien“ wurde im Art’Rhena bei Breisach eröffnet

Breisach. Die Breisacher Brücke über den Rhein ist historischer Ausgangsort des deutsch-französischen Erinnerungsprojekts „Brücke der Zukunft“. Ein Titel, der für vielfältige symbolische Brücken. Das Projekt soll an das Ende des zweiten Weltkriegs im Mai vor 80 Jahren erinnern.

In der Art’Rhena wurde nun die Ausstellung des Teilprojekts „Biografien“ eröffnet. Mehr als 300 Schülerinnen und Schüler an über 20 Schulen beidseits des Rheins haben sich daran beteiligt. Sie haben sich intensiv mit original Biografien von Menschen auseinandergesetzt, die auf vielfältige Art und Weise von den grauenvollen Taten im deutschen Faschismus betroffen waren. Initiatorin und Hauptverantwortliche für das Projekt seitens des Blauen Hauses ist Sandra Butsch, Lehrerin am Walter-Eucken-Gymnasium und Kaufmännische Schulen I in Freiburg. 
Basierend auf den Biografien haben die Jugendlichen Graphic Novels erarbeitet – eine Erzählweise in Comic-Form, die am Mittwoch in der Art’Rhena auf Tafeln ausgestellt waren. 
Neben knapp 300 Schülern und zahlreichen Lehrern und Verantwortlichen waren zur offiziellen Eröffnung unter anderem auch Breisachs Bürgermeister Oliver Rein, der Bürgermeister von Biesheim (Frankreich), Gerhard Hug, Elke Braun, Fachreferentin NS Unrecht der Stiftung „Erinnerung Verantwortung Zukunft“ (EVZ) sowie Dr. Klaus Schüle von der Stabsstelle für grenzüberschreitende Zusammenarbeit und europäische Angelegenheiten (SGZE) am Regierungspräsidium in Stuttgart gekommen.
Nach der Eröffnungsansprache gab es für die Schülerinnen und Schüler zahlreiche Workshops, die sie besuchen konnten. Neben Führungen zum jüdischen Leben in Breisach standen zum Beispiel eine Theatervorführung zur Geschichte des Elsass, Theaterworkshops zum Thema badische Biografien und  die Vorstellung einer App zu Sinti und Roma im Dreiländereck auf dem Programm. Es gab einen Workshop der deutsch-französischen Hip-Hop-Band Zweierpasch, die auch zum Abschluss ein Konzert gaben.
Außerdem wurde eine Stolpersteinbegehung zu jüdischem Leben in Neuf-Brisach angeboten. Dort war unter anderem eine Gruppe von Schülern der zehnten Klassen der Julius-Leber-Schule in Breisach unterwegs. Amélie Kratz vom Blauen Haus in Breisach erarbeitete gemeinsam mit den Schülern die Bedeutung von Stolpersteinen vor Ort am Beispiel der Biografie des aus dem Elsass stammenden Philippe Gidemann. Er war an den Folgen seiner unmenschlichen Lebensbedingungen in den Sicherheitslagern Schirmeck und Gaggenau kurz nach Kriegsende gestorben. Gidemann gehörte zu den elsässischen Jenischen, einer transnationalen Bevölkerungsgruppe, die im Zweiten Weltkrieg aufgrund ihrer nomadischen Lebensweise ausgegrenzt, diskriminiert und verfolgt wurden.
Parallel dazu waren die porträtierten Biografien für einen Tag  in der Ausstellung im Art’Rhena zu sehen. Die Schülerarbeiten stehen nun als eine Art Wanderausstellung auf Abruf sämtlichen Schulen zur Verfügung, die sich mit diesem wichtigen Thema befasst haben.
Das Projekt „Brücke für die Zukunft“ wird in der Bildungsagenda NS-Unrecht von der Stiftung EVZ und dem Bundesministerium der Finanzen (BMF) gefördert.  Andrea Keller