„Heute ist Europa für mich spürbar“

Herbolzheim feierte seine 50-jährige Freundschaft mit Sisteron auch mit einem offiziellen Festbankett

Herbolzheim (afe). Seit fünf Jahrzehnten sind Herbolzheim und Sisteron durch eine Städtepartnerschaft freundschaftlich vereint. Das feierte die Stadt Herbolzheim neben vielen weiteren Programmabschnitten auch mit einem offiziellen Festbankett am Freitag in der Breisgauhalle. Ein weiterer Bericht von der dreitägigen Feier folgt auf Seite 7.
Eigens für das offizielle Festbankett am Freitag ließ die Stadt Herbolzheim den roten Teppich für ihre vielen europäischen Gäste ausrollen, die bereits am Vortag angereist waren und schon einige Programmpunkte miterlebt sowie einige Stationen zum Alltag in Herbolzheim kennenlernen durften. Darunter waren nicht nur über 100 Vertreter aus Sisteron, sondern auch Delegationen aus den weiteren vier Städten, die freundschaftlich mit Herbolzheim verbunden sind.
„Berührend“ seien die Begegnungen am Vortag beim Maibaumstellen zur Begrüßung der Delegationen gewesen, wie Bürgermeister Thomas Gedemer resümierte. Seither zeugt der Maibaum auf dem Rathausvorplatz, mit den Wappen aller befreundeten Städte, von einem Wochenende ganz im Zeichen der europäischen Freundschaft. Im Jahr 1975 hat die Städtepartnerschaft zwischen Herbolzheim und Sisteron „klein begonnen“, wie Bürgermeister Thomas Gedemer beim Festbankett in der festlich geschmückten Breisgauhalle erläuterte.
Ebenso klein war im selben Jahr auch die Kleidung des Bürgermeisters, die er zur besseren Veranschaulichung mitbrachte. „Es war eine Pioniertat in einer Zeit, die vom Aufbau Europas und der Annäherung zwischen unseren beiden Ländern geprägt war“, zeigte sich auch Jean-Francois Lecomte überzeugt, der als Vorsitzender des „Comité de Jumelage“, seine Rede in einwandfreiem Deutsch hielt. Von den Anfängen der Partnerschaft berichteten Richard Stubert und Dieter Heinstein, die Mitunterzeichner der Original-Urkunde, im Interview.„Ein richtiges Abenteuer“ sei die erste Reise nach Sisteron gewesen, samt damit verbundener Sprachbarrieren und vieler beeindruckender Erlebnisse. „So wie ich meiner Kleidung von damals entwachsen bin, so ist auch die Städtepartnerschaft weitergewachsen“, machte Gedemer mit Rückblick auf fünf gemeinsame Jahrzehnte deutlich. Die Städtepartnerschaft war „mehr als ein nur Verwaltungsakt, sondern der Beginn einer schönen menschlichen Geschichte, die reich an kulturellem Austausch, gemeinsamen Projekten und dauerhaften Freundschaften ist“, betonte auch Bürgermeister-Stellvertreter Jean-Pierre Templier, der in Vertretung des 84-jährigen Bürgermeisters Daniel Spagnou sprach.
Der Dank auf beiden Seiten galt daher neben allen „Geburtshelfern der ersten Stunden“, auch all denjenigen, die die deutsch-französischen Beziehungen durch ihr persönliches, ehrenamtliches Engagement lebendig machten und weiter intensivierten. Es folgten die ersten Begegnungen der Feuerwehren Sisteron und Wagenstadt, Schüleraustausche, gegenseitige Besuche zu Festaktivitäten sowie auch Tischtennisturniere. Davon zeugte auch eine Fotoausstellung im Foyer der Breisgauhalle, organisiert durch den Bürgerverein zur Förderung von Städtepartnerschaften unter dem Vorsitzenden Hans-Peter Baumann, der ebenfalls persönliche Geschichten an diesem Abend teilte. Die Liebe zur Musik war eine weitere verbindende Komponente beider Städte – und das bis zum heutigen Tag, wie auch beim Festbankett deutlich wurde. Eigens für den Abend hatte die Stadt Herbolzheim die Komposition eines musikalischen Stücks in Auftrag gegeben: Die Uraufführung des Werks „Gemeinsame Wege“ wurde von der Stadtmusik Herbolzheim und der Harmonie Sisteron nun gemeinsam unter der Führung von Komponist Andreas Vetter dargeboten. Das heitere Lebensgefühl der Provence brachten die „Fanfare de Boumas et Quadrille“ aus Sisteron mit: Die Musiker und Tänzer in typischer Tracht feierten ihr 100-jähriges Jubiläum und begeisterten mit ihrem energiegeladenen Auftritt.
„Heute ist Europa für mich spürbar“, sagte Bürgermeister Thomas Gedemer, der die Wichtigkeit und den Wert eines friedlichen Miteinanders unabhängig von Ländergrenzen in den Fokus seiner Rede stellte. Diese Ansicht teilten auch die Vertreter der anderen Delegationen in ihren Wortbeiträgen, die sich für ein gemeinsames Europa stark machten: Christoph Bartsch aus Brilon und Marian Buras, Bürgermeister aus Morawica in Polen, der mit einer Tanz- und Musikgruppe in typischer traditioneller Montur angereist war.
Wohlgewählte Worte fanden aber auch Martin Novodemec, Bürgermeister der Stadt Kremnica aus der Slowakei, sowie auch Gemeinderätin Teresa Tur Pastor, in Vertretung für Bürgermeisterin Yolanda Pastor Bolo aus Oliva, die aufgrund von Terminen bereits abgereist war. Sie alle verewigten sich im Goldenen Buch der Stadt Herbolzheim, was mit der Europahymne - gemeinsam dargeboten von der Stadtmusik und der Harmonie- besiegelt wurde, bevor das Miteinander noch bis in die Nacht hinein bei Essen und Musik gefeiert wurde.