Maßnahmen dezimieren die Gefahren

Besichtigungstermin bei den drei städtischen Regenrückhaltebecken Erlenmatten, Kirnbach und Goldbrunnen

Herbolzheim (slw). Erlenmatten, Kirnbach und Goldbrunnen sind die drei Rückhaltebecken der Stadt. Doch eine 100-prozentige Absicherung ist bei Großschadensereignissen nicht gewährleistet. Bei einer Besichtigung der Mitglieder des Zweckverbandes Hochwasserschutz Bleichbach wurden die Schäden begutachtet und der Sanierungsfortschritt erläutert.

Wie kann ein Hochwasserereignis zukünftig verhindert werden, noch dazu, wenn sich Wetterextreme weiter verstärken und häufiger auftreten? Die Frage ist auch für Experten nicht befriedigend zu beantworten. Maßnahmen, die Städte und Gemeinden treffen dezimieren die Gefahren verursachen aber hohe Kosten. Die Bleiche, üblicherweise ein leicht plätscherndes Flüsschen, bewies beim jüngsten Hochwasser seine Kraft, die durch beträchtliche Wassermassen in Zerstörungswut mündete. Eigentlich wollten Bürgermeister Thomas Gedemer und Bauamtsleiter Jürgen Rauer den Verbandsmitgliedern, auf deren Wunsch, die laufenden Sanierungsmaßnahmen dokumentieren. Das Unwetter Anfang Juni trug zu weiteren Verzögerungen bei. Von den noch immer vorhandenen Schäden konnte sich der Personenkreis überzeugen.

Neues Nachdenken

Erste Station des Streifzuges war das Rückhaltebecken Goldbrunnen. Das angebrachte Messingschild verriet, erbaut 1972, Dammlänge 80 Meter, Höhe 16,5 Meter, Speicherinhalt 243.000 Kubikmeter. Zur damaligen Zeit waren diese Dimensionen ausreichend berechnet, doch der Klimawandel verlangte neues Nachdenken. Ende der 1980er Jahre hat eine solche Naturgewalt zu einer Erweiterung des Rückhaltebeckens geführt. Im letzten Jahr lief eine neuerliche Sanierung an, die momentan mit einem Kostenaufwand von rund 1,6 Millionen Euro noch nicht abgeschlossen ist. Bei voller Funktionstüchtigkeit können bis zu einer Million Kubikmeter Wasser zurückgehalten werden.

Die Fertigstellung hätte schon längst erfolgen sollen. Doch wieder einmal hinderte zuerst der Behördenapparat, später das Unwetter den Fortgang der Baumaßnahmen. Eine seltene Vogelart wurde gesichtet. Wegen der Bachumleitung monierte auch die Fischereibehörde. Dazu kam Pech mit dem Wetter, so Rauer. Der neue Endtermin ist für September dieses Jahres anberaumt.

Nach der Flut, ist vor der Flut

Eine der wichtigsten Aufgaben war während der Gesamtzeit die Hochwassergefahr auf das Minimum zu beschränken. Das Beton-Stellwerk war gerade errichtet, da war das Bleichtal wieder vom Unwetter erfasst. Das gestaute Wasservolumen blieb deutlich unter der Dammhöhe. Zwischenzeitlich sind die Schäden größtenteils behoben, aber noch deutlich sichtbar. Lehmsand überzieht die Grasfläche, die unteren Baumzweige sind laubfarbig wie im Herbst statt saftgrün. Das Treibgut musste mit zehn Lastzügen abtransportiert werden. Rauer schätzte das Treibgut auf 50 Tonnen. Vor der Ansteuerung des Rückhaltebeckens Erlenmatten zeigte sich Thomas Gedmeer beeindruckt, von dem Naturschauspiel, was sich vor den Toren Herbolzheims abspielt.

Größere Schäden

Für die Galurastadt war dort ein Jahrhundert-Hochwasser. So viel wie noch nie, so schnell wie noch nie, empfang Rauer die Situation am 2. Juni. Zur mitternächtlichen Stunde fasste das Becken 8,75 Meter. Die Wassermassen vom Bleichbach und Kirnbach kannten keine Hindernisse wie Bäume, Hölzer und Steine. Rohrleitungen waren durch die Geröllmassen verstopft. Dadurch wurde großflächig und unfreiwillig geflutet - sehr zum Leidwesen der Inhaber des Anwesens Glöckle-Mühle. Dort hat das Hochwasser eine Ferienwohnung zerstört.

Der Vermutung von Bleichheims Ortsvorsteherin Regine Glöckle „Das kann alles wieder passieren, was dann?“ widersprach Rauer nicht. Es ist nicht alles regulierbar. Aber ein Ahrtal-Vergleich hält er für unangebracht. Andere topografische Verhältnisse und keine Rückhaltebecken hätte zum verheerenden Hochwasser in Rheinland-Pfalz geführt.