In diesen Tagen steht die Welt gefühlt still. Und doch dreht sie sich irgendwie weiter. Es wird gearbeitet, gelernt und vielerorts werden die Weichen für die Zukunft gestellt. Denkwürdig waren die vergangenen Tage auch für Laura-Madeleine Engler. Die gebürtige Bahlingerin gewann den erstmals ausgelobten hochkarätigen Fotowettbewerb zum „FEP Young Photographer of the Year“. Im Gespräch mit Ines Heiny erzählt sie vom momentanen „Neuen Alltag“ dem Wettbewerb und ihren Zukunftsplänen.
Hallo Frau Engler, wie geht es Ihnen und wie sieht im Moment Ihr Alltag aus?
Mir geht es gut. Gerade befinde ich mich in Kurzarbeit und nutze die Zeit, um kreativ zu sein. Ich zeichne viel, spiele Klavier, fotografiere natürlich fleißig und plane künftige Projekte.
Wie sähe er denn eigentlich aus?
Normalerweise arbeite ich drei Tage die Woche im Fotofachhandel, berate Kunden und verkaufe Equipment. Da geht es eher um die Hardware. An den anderen Tagen widme ich mich dann der Fotografie an sich – Auftragsarbeiten und meine eigene Kunst. Die Kombination aus beidem ist eine gute Mischung für mich.
Zum Wettbewerb – können Sie für den Laien kurz einsortieren, was für eine Bedeutung er in der Fotografenszene hat?
Der Wettbewerb wird von der Federation of European Professional Photographers (FEP, Vereinigung europäischer professioneller Fotografen) ausgerichtet, das ist ein Netzwerk von Fotografenverbänden aus 23 Nationen. Durch die Wettbewerbe des FEP sollen die höchsten Standards in der europäischen professionellen Fotografie gefördert werden. Der „FEP Young Photographer Award 2020“ wurde dieses Jahr zum ersten Mal verliehen, zwei ehemalige Wettbewerbe wurden zu einem verschmolzen.
Wie sind Sie zur Bewerbung gekommen?
Mein Dozent der Meisterschule in Dortmund ist stellvertretender Bundesinnungsmeister des „Centralverbandes der deutschen Berufsfotografen“ und Sprecher des FEP. Durch ihn bin ich auf die Wettbewerbe aufmerksam geworden. Schon letztes Jahr habe ich eine Bewerbung eingereicht, damals noch in der Kategorie „Students and Young Photographers“ und konnte den 4. Platz erreichen. Der „FEP Young Photographer of the Year“ ist für Fotografen bis 30 Jahre, da habe ich meine quasi letzte Chance nochmal nutzen wollen.
Was war genau gefordert?
Die Ausschreibung war ziemlich offen. Die Teilnehmer müssen Berufsfotografen und unter 30 Jahren sein. Gefordert wurde eine neunteilige Serie. Das Thema war komplett frei. Dazu musste man in einem Statement mit maximal 100 Wörtern die Intention dahinter erklären. Eingereicht wurde komplett anonym, um die Unvoreingenommenheit der Jury zu garantieren.
Und Ihr gewähltes Thema war …
Plastik Ära. Umweltverschmutzung, globale Erwärmung und das Artensterben sind weltweit gegenwärtige Probleme. Das exponentielle Wachstum der Plastikproduktion aufgrund stetig steigender Nachfrage macht Plastik zu einem großen Teilhaber an aufkommenden Problemen, mit denen sich die Menschheit konfrontiert sieht. Meine Serie soll das öffentliche Interesse an der Thematik verstärken, ein Bewusstsein für den maßgeblichen Einfluss von Plastik auf unsere Umwelt schaffen und auch das Konsumverhalten kritisch hinterfragen.
Ein sehr kritisches Thema.
Ja, das stimmt. Ich hatte mich im Rahmen des praxisbezogenen Teils der Meisterschule schon mit dem Thema auseinandergesetzt und viele Ideen entwickelt. Grundlage waren die Aussagen, die ich machen wollte. Die in Szene gesetzten Wegwerfprodukte sollten diese abrunden und unterstreichen. Um die Aussagen noch stärker zu machen und den Blick anzuziehen, habe ich verschiedene Elemente - Feuer, Wasser, Rauch, Matsch – eingearbeitet.
Und Ihre Konkurrenz?
Was insgesamt eingereicht wurde kann ich nicht sagen. Nur, dass Fotografen aus zwölf Ländern ihre Bewerbungen eingereicht haben. Zu sehen waren letztendlich nur die Beiträge der vier Finalisten und wir haben alle ganz unterschiedliche Ansätze verfolgt. Außer mir waren noch Lene Fossdahl aus Norwegen (Babyfotografie in Schwarz/Weiß mit Kreideeffekten), Dawid Galinski aus Polen (Porträtfotografie) und Will Miller aus Großbritannien (Unterwasser-Korallenwelten).
Wie haben Sie die Preisverleihung erlebt?
Geplant war die Preisverleihung im „Salone Margherita“ in Rom. Aufgrund der aktuellen Lage konnte sie aber nicht stattfinden. Das war schon sehr schade, ich hatte mich sehr darauf gefreut. Aber was will man machen. Die FEP entschied sich stattdessen für eine Preisverleihung im Rahmen einer Online-Videopremiere. Die habe ich dann zusammen mit meinem Mann zuhause auf der Couch verfolgt. Ich war gespannt und aufgeregt. Letztendlich ging alles relativ schnell. Ich habe mich riesig gefreut. Wir haben angestoßen und dann Familie und Freunde angerufen.
Haben die auch mitgefiebert?
Nein. Ich konnte meine Chancen nicht wirklich einschätzen und hatte deshalb kaum jemandem von meiner Teilnahme erzählt. Das ich gewinnen könnte, hatte ich nicht erwartet!
Jetzt sind Sie „FEP Young Photographer 2020“ – was bedeutet das für Sie persönlich?
Ich fühle mich geehrt und freue mich, dass mein Thema die Aufmerksamkeit bekommt, die es verdient.
Wie geht’s jetzt für Sie weiter?
Ich bin gespannt, was auf mich zukommt. Abschätzen kann ich das nicht. Weitere Projekte sind in Planung und ich werde vermutlich im kommenden Jahr meinen Meister beenden. Ich möchte kreativ arbeiten und mich weiterentwickeln. Auch in Zukunft will ich damit weitermachen, mich mit kritischen Themen auseinandersetzen. Ich finde es toll, dass ich mit meinem Namen dafür stehe.