Bad Krozingen/Freiburg. Energiethemen treiben derzeit nicht nur die Bundespolitik um. Wasserstoff gilt als ein wichtiger künftiger Energieträger, ein bundesweites Netz soll hier Grundlagen schaffen. Eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Andreas Jung (CDU) zeigt nun, dass der Region Bad Krozingen-Freiburg eine Sonderstellung zuteil kommen wird.
Geht es nach den aktuellen Ausbauplänen der Bundesregierung wird Baden-Württemberg von
der „Wasserstoff-Autobahn“ abgehängt. „15 Prozent Wirtschaftskraft, 10 Prozent Flächenanteil, aber nur etwas über 5 Prozent Wasserstoff-Leitungen für Baden-Württemberg – das ist der blanke Hohn“, so Jung in einer Pressemitteilung. Er bemängelt insbesondere, dass die dezentralen Wirtschaftsstrukturen mit starken Industriezentren bei der Planung nicht berücksichtig wurden.
Eine Sonderrolle kommt hier jedoch der Region Bad Krozingen-Freiburg zuteil. Denn in den bundespolitischen Planungen wurde das Projekt „RHYn Interco“ der Badenova aufgenommen. Dieses plant vorhandene Erdgasleitungen auf den Transport von Wasserstoff umzustellen und durch neue Leitungen zu ergänzen. Über den Anschluss an das französische Gasnetz und an den European Hydrogen Backbone soll die Versorgung gesichert werden. Bereits im Herbst 2023 zeigte neben Großabnehmern aus der Industrie auch die Uniklinik Freiburg ein großes Abnahmeinteresse.
Die geplante Wasserstoffleitung, die terranets bw plant, wird den Rhein zwischen Fessenheim und dem Raum Bad Krozingen unterqueren. Die neue Leitung soll an eine bestehende terranets bw Gasleitung, die für den Transport von Wasserstoff umgestellt werden soll, angeschlossen werden. Von einer Übernahmestation (ähnlich einer Trafostation beim Strom) in March-Buchheim aus, wird der Wasserstoff über eine bestehende 10 km lange Erdgasleitung in Richtung der Industriegebiete Freiburg-Nord und Freiburg-Hochdorf transportiert. Eine Machbarkeitsanalyse fiel bereits positiv aus. Laut den Projektbeteiligten könnte die Inbetriebnahme bereits bis Ende 2029 erfolgen.
Mit rund 47 Kilometern Wasserstoffleitung bekommt die Region zwar nur einen Bruchteil, der in Baden-Württemberg geplanten rund 550 Kilometern, aber trotzdem könnten diese für die Wirtschaftsregion zu einem Standortvorteil werden. Nicht zuletzt da sich die weiteren geplanten Wasserstoffleitungen bei Grenzach-Wyhlen, Ludwigshafen und im Großraum Stuttgart befinden. Annika Willscheid