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Wer sitzt künftig auf dem Chefsessel?

Am Sonntag ist Bürgermeisterwahl in Sexau – Großer Andrang bei der Kandidatenvorstellung

Sexau. Wie heißt der nächste Rathauschef in Sexau? Der Bürgermeisterwahlkampf ist auf der Zielgeraden. Bereits am nächsten Sonntag wird gewählt. Bei der Kandidatenvorstellung am Freitag platzte die Hochburghalle aus allen Nähten. Rund 650 Bürger, knapp ein Drittel der 2.800 Wahlberechtigten, waren gekommen, um die Bewerberin und die drei Bewerber kennenzulernen. 
Nach der Begrüßung von Amtsinhaber Michael Goby, der durch den Abend führte und an die Anwesenden appellierte wählen zu gehen, stellten sich die Kandidaten in einem 15-minütigen Statement jeweils einzeln vor. Hendrik Mench (29) aus Sexau, Diplomverwaltungswirt und Dozent an der Verwaltungsfachhochschule Kehl, leitet das Gewerbeamt der Stadt Freiburg mit zehn Mitarbeitern und will als neuer Kapitän von Sexau mit den Bürgern die Segel setzen und das Gemeindeschiff auf Kurs bringen. Im praktischen Teil seines dualen Studiums hat der Junggeselle die Gemeinde Sexau bereits näher kennengelernt. Bürgermeister sei schon immer sein Traumberuf gewesen. Diplom-Betriebswirt Thorsten Chrobak (45), lediger Familienvater und wohnhaft in Sexau, will als Bürgermeister Verantwortung übernehmen und sich zuverlässig und engagiert für die Weiterentwicklung der Gemeinde einsetzen. Er ist im Vertrieb digitaler Projekte auf nationaler und internationaler Ebene tätig und setzt auf seine umfangreiche Projekterfahrung, mit der er sich für die anstehenden Aufgaben der Gemeinde gut gewappnet sieht. Susanne Kraft (59), Schauwerbegestalterin, Mediengestalterin und IT-Beraterin für Medieninformatik und Online-Marketing-Management, ist in Sexau aufgewachsen und wohnt in Denzlingen. Sie ist verheiratet und sieht ihre Stärken in der langjährigen Erfahrung, die sie in ihrem Berufsleben und im Ehrenamt gesammelt hat, so als Verkäuferin, als Beraterin im zentralen Einkauf, als Betriebsrat-Mitglied oder als Schwerbehindertenbeauftragte. Sascha Zimmermann (44), Familienvater von drei Kindern ist in Sexau aufgewachsen und heimisch. Er hat Informatik und Betriebswirtschaftslehre studiert, kam als Quereinsteiger zum Lehrerberuf, ist wissenschaftlicher Lehrer am Beruflichen Gymnasium Emmendingen und kann auf 17 Jahre Erfahrung in den Bereichen Verwaltung, Digitalisierung und Teamführung verweisen. Seit 2019 gehört er dem Gemeinderat an, ist CDU-Fraktionssprecher und Bürgermeister-Stellvertreter tritt aber bei der Wahl als parteiunabhängiger Kandidat an. 

Interessante Fragerunde
Die Themen der Fragerunde waren vielfältig, sie reichten von Erneuerbaren Energien und Wohnungsleerstand bis hin zu Kulturförderung und Giesinhof. Im Falle einer Wahl als Bürgermeister würden alle Bewerber für den Kreistag kandidieren und so die Gemeinde Sexau im Landkreis vertreten. Das betonten sie zu Beginn der Fragerunde einstimmig. Hier die weiteren Fragen:
Wo sehen Sie Sexau in acht Jahren?
Chrobak sieht für die Ausweisung von neuen Wohnbauflächen wenig Chancen. Deshalb will er Nachverdichten und Leerstände beseitigen. „Sexau ist in acht Jahren immer noch Sexau mit all seinen Stärken“, setzt Mench auf eine kontinuierliche, gesunde Entwicklung, will Wohnraum schaffen und den Fokus auf die Nachverdichtung legen. Auch Kraft visiert Wachstum an, Prognosen seien aber schwierig. Sie unterstütze sämtliche Maßnahmen für eine zuträgliche Zuwanderung von Neubürgern. Zimmermann freut sich auf das neue Gerätehaus, das in acht Jahren stehe, hoffentlich auch das neue Pflegeheim. Das Wachstum der Gemeinde sei aber flächenmäßig begrenzt.
Wie sehen Sie die Weiterentwicklung im Bereich Erneuerbare Energien?
„Die Gemeinde fördert bereits Balkonkraftwerke und das Thema Windkraft“, unterstützt Zimmermann auch die Idee eines Solarparks in Richtung Freiamt. Energiewende und Klimaschutz seien die großen Herausforderungen unserer Zeit. Vieles sei in Sexau schon in Arbeit, betonte Mench. „Das ist ein wichtiges Thema“, verwies auch Chrobak auf die laufenden Projekte der Gemeinde. Man sollte Erneuerbaren Energien Raum geben und die Dinge vorantreiben. Sexau sei diesbezüglich gut aufgestellt, hielt Kraft fest.
Ist der Wohnungsleerstand in Sexau Aufgabe der Gemeinde oder nicht?
Man könne keinen Eigentümer zum Vermieten zwingen, die Gemeinde könne jedoch unterstützend tätig werden. Ein direktes Eingreifen sollte aber wenn möglich vermieden werden, so Mench. Chrobak riet das Gespräch mit den Eigentümern zu suchen. Da es nicht mehr viele verfügbare Flächen gäbe, sollte das Thema „Leerstand“ angegangen und vorhandene Wohnräume nutzbar gemacht werden. Kraft sieht die Gemeinde in der Pflicht. Es gelte die Möglichkeiten auszuloten, neue Projekte zu entwickeln und eine Anlaufstelle zu schaffen. Der Leerstand sollte analysiert und hinterfragt werden, regte Zimmermann an auch eventuelle Förderprogramme heranzuziehen oder Mehrgenerationen-Wohnprojekte zu unterstützen.
Wie ist Ihre Haltung zum Thema Flüchtlingspolitik und -unterbringung?
Demnächst seien in Sexau keine neuen Flüchtlinge zu erwarten, nichtsdestotrotz sei die Gemeinde diesbezüglich gut aufgestellt, verwies Chrobak auf die Zuständigkeit des Landes bei diesem Thema. Wenn noch Flüchtlinge kämen, gälte es neue Lösungen finden. Die Entscheidungshoheit läge beim Land, betonte Kraft. „Die Grenzen setzen wir uns selbst, dennoch sollten wir Wohnraum für Obdachlose freihalten“, führte Zimmermann beispielhaft Angebote an, wo sich Neuankömmlinge einbringen können. „Ich stehe für eine weltoffene Politik der Mitte, so Mench. Alle müssten mit anpacken, wenn es darum gehe, Flüchtlinge unterzubringen und zu integrieren.
Wie wollen Sie die Kultur fördern?
„Es gibt schon Arbeitskreise in dieeser Richtung“, will Kraft Initiativen durch die Gemeinde unterstützen, Traditionen erhalten und die Bürger einladen mitzumachen. Zimmerman schlägt einen „Tag der Kulturen“ mit Musik und Kunst vor, der von der Gemeinde organisiert wird und bei dem sich alle Kunstschaffenden präsentieren könnten. „Die Pflichtaufgaben haben Vorrang“, betonte Mench. Nichtsdestotrotz wolle er Vereine und Ehrenamt unterstützen. Der kulturelle Aspekt dürfe nicht vernachlässigt werden, so Chrobak. Er wolle Ideen und Anregungen aufnehmen und Arbeitskreise schaffen oder erweitern, um die Kultur zu fördern.
Welche Idee und Vorstellungen haben Sie zum Giesinhof?
Zimmermann schwebt eine Mischnutzung des denkmalgeschützten Objekts aus Wohnungen und Gastronomie vor. Mench will die Werbetrommel rühren, um potente Investoren zu finden. „Bei der Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden gibt es attraktive Abschreibungsmöglichkeiten“, so der Verwaltungsexperte. Chrobak will mit dem Giesinhof in naher Zukunft den Tourismus beleben und stärken. „Alles muss bezahlbar sein“, will Kraft keine gastronomische Nutzung. Der Hof sei von der Gemeinde als Renditeobjekt gekauft worden, um Gewinne zu erzielen.
Wie wollen Sie künftig die kleinen Handwerksbetriebe unterstützen?
Chrobak schlägt einen „Tag der offenen Tür“ vor, der mit verschiedenen Maßnahmen beworben werden könnte. Werbung sei in erster Linie Sache des Betriebes, nichtsdestotrotz könnte ein „Gewerbetag“ helfen, um die Existenzen zu sichern. Zimmermann will, wenn möglich, kommunale Aufträge an örtliche Betriebe vergeben und auf dem Rathaus eine zentrale Anlaufstelle schaffen, wo sich Unternehmer zu Förderprogrammen informieren können. Auch Mench, Experte in Sachen Gewerberecht, sieht in den „kurzen Wegen“ zur Verwaltung die beste Lösung, um die Handwerker tatkräftig zu unterstützen.
Was ist für Sie Erfolg?
„Erfolge gibt es nicht nur im Großen, sondern auch im Kleinen“, stellt Kraft fest. Projekte vorantreiben oder Vereine unterstützen, beides könne den Erfolg ausmachen. „Erfolg ist für mich, wenn die Bürger sich im Sexau wohlfühlen und gerne hier wohnen“, betont Zimmermann. „Ich bin erfolgreich, wenn ich meine Aufgaben erfülle und die Bürger mit meiner Arbeit zufrieden sind und das durch positive Rückmeldungen bestätigen“, stellt Mench fest. „Wenn ich nach acht Jahren zurückblicke und in Sexau gut gewirtschaftet habe und in fröhliche Gesichter schaue, dann spreche ich von Erfolg“, so Chrobak.
Thomas Gaess