Denzlingen (hg). Pünktlich zu Beginn der „Fünften Jahreszeit“ am „Schmutzige Dunnschdig“ überschlugen sich förmlich die närrischen Ereignisse, zu denen die Welschkorngeister einluden. Symbolischer Höhepunkt war diesmal wieder eine „Zunft-Ehrenkolben“-Verleihung, die seit 1986 eigentlich jährlich stattfindet.
Wegen Corona musste man allerdings Anfang der Zwanziger bei der Verleihung pausieren. Um die Mittagszeit trafen sich letzten Donnerstag „Großkopfete“ aus dem Rathaus und den Schulen mit bisherigen Ehrenkolbenträgern im Narrenheim beim Heimethues zu einer „nicht-öffentlichen Sitzung“, wo man gemeinsam eine köstliche Narrensuppe auslöffeln durfte. Wenige Stunden später wollten die Welschkorngeister zusammen mit den anderen Denzlinger Zünften den Bürgermeister absetzen, doch dieser war „schon gegangen“, wie auf einer unübersehbaren Tafel zu lesen war.
Doch schön der Reihe nach: Oberzunftmeister (OZM) Michael Heizmann hieß die närrischen Gäste zur Narrensuppe in der Zunftstube beim Heimethues willkommen, an der Spitze Landrat Hanno Hurth und Bürgermeister Markus Hollemann. Seine Grußworte waren diesmal allerdings nicht nur lustig, sondern geradezu nachdenklich stimmend. Der OZM sagte im 53. Narrenjahr der Welschkorngeister: „In einer Zeit, die nicht nur eine Zeitenwende ist, in der wir von Krisen, Kriegen und Katastrophen in Atem gehalten werden und Sorgen um die Fragilität der Demokratie angemessen sind“, sei Fasnet „ein Ventil, um gerade in sehr bewegten Zeiten dem Alltag mit Humor und Fröhlichkeit zu begegnen. Denn würden wir uns den Krisen aller Art, den immer wieder neuen Hiobsbotschaften und den Despoten, Populisten und Autokraten dieser Welt beugen, dann hätten wir ein Leben lang nichts mehr zu lachen. Wir wollen aber lachen, heiter sein und unseren Spaß haben; denn damit ist alles erträglicher und verträglicher.“
Zunächst genossen alle Gäste eine köstliche Nudelsuppe, die Zunftmeister Daniel Frey zubereitet hatte. Ihm und Bäcker Dick dankte der OZM für ebenfalls gespendete Brezeln und Brote zur Suppe. Eine siebenköpfige Gruppe des Welschkorngeister-Chores „Glotterspatzen“, „Glotterspätzle“ genannt, präsentierte danach einen Ausschnitt aus ihrem Auftritt bei der Welschkorngeister-Show im Pfarrsaal St. Jakobus.
Wie seit Jahren ebenfalls üblich, lud Markus Helmle zu einem närrischen Beitrag in Form einer Rede oder Gesang ein. Bewährte Personen in der Bütt ließen sich nicht lange bitten, sondern schritten zur Tat, nämlich Inge Fehrenbach mit einem närrisch-kritischen Wort über den OZM. Gemeinderat Willi Kieninger stieg als „Badener mit Migrationshintergrund“ kurzentschlossen auch diesmal in die Bütt; seine schwäbische Herkunft ist seit Jahrzehnten dialektal unüberhörbar. Ex-Gemeinderätin Renate Baumgartner sang zur berühmten Liedtext-Vorlage von Marlene Dietrich, „Sag mir, wo die Blumen sind …“ mehrere Strophen, die von allen Zuhörern mit sichtlicher Betroffenheit aufgenommen – und schließlich mit anhaltendem Beifall „honoriert“ wurden, zum Beispiel: „Sag mir, wo die Werte sind, wo sind sie hin? …Sag mir, wo die Freude ist …; sag mir, wo ist Menschlichkeit… Krieg, Macht und Hass zermalmen sie. Wann wird man jeh verstehn“? Wenig bekannt ist vermutlich, dass zentrale Passagen aus diesem Song einem ukrainischen Volkslied entstammen.
Tragende Säule der Fasnet
Schließlich folgte der Höhepunkt der närrischen Sitzung, nämlich die Verleihung des Zunft-Ehrenkolbens. Die Eheleute Andrea und Frank Karl, die bereits 2020 diese hohe Auszeichnung bekamen, traten als Laudatoren auf. Eine Passage daraus im Wortlaut: „Es gibt Menschen, die mit ihrem unermüdlichen Einsatz und ihrer uneingeschränkten Bereitschaft, sich für die Gemeinschaft zu engagieren, zu wahren Helden oder noch größeren Narren unserer Zeit werden. Heute möchten wir Personen ehren, die seit über einem Jahrzehnt eine tragende Säule der Denzlinger Fasnacht darstellen.“
Schließlich lüfteten die Laudatoren das „Geheimnis“ und nannten die Eheleute René und Bibi Thoma. Ganz besonders dieses Jahr ist ihr Einsatz mit Fahrzeugen der Fahrschule von größter Wichtigkeit, wie man während der Fasnet-Tage an vielen markanten Stellen in der Gemeinde sehen konnte. Hintergrund dieser aufwändigen Sicherheitsvorkehrungen sind mehrere grausame Anschläge mit Kraftfahrzeugen bei Weihnachtsmärkten in Deutschland, wobei zahlreiche Menschen ihr Leben verloren. Nach eingehender Beratung mit der Polizei sorgte die Narrenzunft mit erheblichem organisatorischem Aufwand für eine bestmögliche Sicherheit der zu erwartenden Besucher.