Ebringen/Neuenburg. Vor fast zwei Jahren ist Natascha Pfau mit dem Cold-Case über die Ermordung ihrer Mutter vor 35 Jahren an die Öffentlichkeit gegangen. Zeitungsartikel, Podcasts, Fernsehauftritte folgten – und das alles um Antworten zu finden. Antworten darauf, wer Cornelia Pfau an jenem kalten Januarmorgen so kaltblütig im Ebringer Wald erdrosselte oder darauf, wie ihre letzten Stunden aussahen. Lange wurde die Ermittlungsakte vom Datenschutzbeauftragten unter Verschluss gehalten. Nun soll der Fall neu untersucht werden. Von Studierenden der Polizeihochschule Villingen-Schwenningen.
Natascha Pfau wollte mit der öffentlichen Präsenz erreichen, dass die Ermittlungen um den Mord an ihrer Mutter wieder aufgenommen werden. Zu viele Fragen quälen sie, zu viele Punkte aus der Ermittlungsakte erscheinen ihr schleierhaft. Lediglich die Bürokratie stand ihr dabei im Weg, denn trotz der Bereitschaft des Projekts International Cold Case Analysis Project (ICCAP) an der Polizeiakademie Niedersachsen sich dem Fall anzunehmen, wurde die Ermittlungsakte unter Verschluss gehalten. Das Problem: Der Landesdatenschutzbeauftragte gab die Ermittlungsakte nicht frei. Seine Gründe: Datenschutz. Nun hat dieser eingelenkt und zugestimmt, dass ein Ermittlungsteam aus Studierenden in Baden-Württemberg den Fall neu untersuchen darf. Das Team der Polizeihochschule in Villingen-Schwenningen erhält Einsicht in die Akte und nimmt sich dem Fall voraussichtlich im Jahr 2026 an. Natascha Pfau ist zuversichtlich, dass sich daraus neue Erkenntnisse über den Tod ihrer Mutter ergeben. „Das Durchhalten, das Kämpfen hat sich schlussendlich gelohnt,“ sagt sie erleichtert, denn langsam sei sie durch die vielen Auftritte und Rückschläge auch an ihren Grenzen gekommen. „Wer weiß, vielleicht ist es die große Chance, einen über 30-jährigen Fall doch noch klären zu können“, freut sich Pfau.
Die TatZum Zeitpunkt des Todes ihrer Mutter befand sich Natascha Pfau bei ihren Großeltern in Zienken. Dort verbrachte sie schon eine ganze Weile. Weil sie noch auf ihre neue Brille wartete, blieb sie ein paar Tage länger als gedacht.
Zuletzt wurde Cornelia Pfau am Abend des 10. Januar 1990 in der Gaststätte „Haidestüble“ in Freiburg gesehen. Nachdem sie die Lokalität verlassen hatte, soll sie in ein helles Fahrzeug an der Ecke Opfinger Straße/Rankackerweg gestiegen sein. Das berichtet ein Zeuge, der sich im Zuge der damaligen Ermittlungen bei der Polizei gemeldet hatte. Sie sei schwer bepackt gewesen, berichtet er, neben einer Reisetasche, einer Handtasche und weiteren Taschen trug sie wohl auch einen blauen Kinderrucksack mit sich – den Kinderrucksack ihrer Tochter Natascha. Wo sie hin wollte, ist nicht bekannt. Später soll sie noch einmal auf dem Schönberg gesehen worden sein. Dann verliert sich ihre Spur, bis sie am nächsten Morgen tot aufgefunden wird. Zum Zeitpunkt ihres Todes war Cornelia Pfau alkoholisiert, das ergaben spätere Untersuchungen. Nichts Ungewöhnliches, berichtet ihre Tochter Natascha. Die 26-Jährige soll öfter ihre Probleme in Alkohol ertränkt haben. Außerdem wurden Sperma-Spuren an der Leiche entdeckt, deren DNA aber bis heute niemandem zugeordnet werden konnte. Sofie Ritter