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Neue Regeln, höhere Kosten

 Bewährte Backpulver-Methode verliert Zulassung als Pflanzenschutz im ökologischen Weinbau

Region. Mit Backpulver gegen den „echten Mehltau“ im Weinbau vorgehen? Auch in der Region rund um Kaiserstuhl und Tuniberg war dies in den letzten Jahren vor allem im ökologischen Weinbau gang und gäbe. Unkompliziert und effizient. Lediglich die Zugabe eines  Netzmittels wie zum Beispiel Orangenöl war noch zusätzlich nötig und schon konnte der sogenannte Grundstoff auf den Pflanzen verteilt werden. Ebenso einfach wie preiswert.

Doch damit ist jetzt Schluss. Ein baden-württembergisches Unternehmen hat sowohl für Deutschland wie auch für Österreich eine Zulassung für ihr entwickeltes Pflanzenschutzmittel erhalten, das mehr oder weniger vollständig aus Natriumhydrogencarbonat – also Backpulver – besteht. Zeitgleich mit der erfolgten Zulassung ist nach geltendem EU-Recht die Zulassung des Grundstoffs Backpulver und somit auch die Verwendung im Weinbau weggefallen. 
Ganz zum Ärgernis derjenigen Winzer, die bisher erfolgreich mit Backpulver gearbeitet haben und damit gerade im ökologischen, aber teilweise auch im integrierten Weinbau erfolgreich die Pilzkrankheit „Echter Mehltau“ bekämpft haben. Denn das neu zugelassene Mittel „Natrisan“ ist zwar von den Inhaltsstoffen gleich und funktioniert auch genauso gut, mit einem vier- bis sechsfachen Preis sind 
die Kosten jedoch ungleich höher. „Je nach Häufigkeit des Einsatzes und der Menge kann das bis zu 
200 Euro pro Hektar pro Jahr an Mehrkosten verursachen“, erläutert Egon Zuberer, Weinbauberater am Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald. 
Zwar gab es schon länger auch andere zugelassene Mittel gegen Mehltau, sogenannte „Fertigformulierungen“, die nicht mehr extra angemischt werden mussten und preislich auch bisher deutlich über dem Grundstoff Backpulver lagen. Doch die Winzer konnten immerhin selbst entscheiden, womit sie arbeiten wollten. 
Das Unternehmen, welches das Produkt „Natrisan“ zugelassen hat, sieht sich klar im Recht und schreibt in einer Stellungnahme, dass es keineswegs das Ziel habe, Winzern wirtschaftlich zu schaden. Aus Sicht des Unternehmens sei die damalige Zulassung für Backpulver als Grundstoff im Pflanzenschutz überhaupt nur erteilt worden, weil die EU-Kommission unrechtmäßig auf frühere unternehmenseigene Studiendaten zurückgegriffen habe. Andrea Keller