Mahlberg (afe). Bis 2041 will die Deutsche Bahn (DB) die Rheintalstrecke entlasten. Der Güterverkehr soll künftig vom Personenverkehr entkoppelt über zwei neue Gleise parallel zur A5 rangieren, während die beiden Bestandsgleise ertüchtigt und saniert werden.
Für Bahnfahrer heißt das: eine Stilllegung der vorhandenen Trasse für insgesamt sechs Jahre. Für Mahlberg sind die Pläne auch mit dem Abriss von insgesamt fünf Brückenbauwerken verbunden – Infos dazu und zur Umsetzung der Bauarbeiten gab es nun kürzlich im Rahmen einer öffentlichen Informationsveranstaltung.
Platz für mehr Züge, eine pünktlichere Taktung und ein schnelleres Ankommen – das will die Deutsche Bahn mit dem Ausbau der 180 Kilometer langen Rheintalstrecke zwischen Karlsruhe und Basel erreichen. Vom Ausbau betroffen ist auch der Streckenabschnitt 7 – Hohberg bis Kenzingen – , zu dem auch Mahlberg gehört. Grobe Planungsdetails zu diesem Streckenabschnitt waren bereits 2023 in Sulz vorgestellt worden.
Diese Planungen sind zwischenzeitlich deutlich vorangeschritten, wie Bürgermeister Dietmar Benz in seinem Rückblick skizzierte. Die Details dazu und den aktuellen Planungsstand stellten nun Projektleiter Sven Adam und der technische Leiter Menes Khalil-Meister von DB InfraGo, einer Tochtergesellschaft der Deutschen Bahn, vor. Die Umsetzung der Umbaumaßnahmen soll in zwei Abschnitten erfolgen. Von 2029 bis 2035 ist der Bau einer autobahnparallelen Neubau-Güterstrecke vorgesehen, der sich im Folgenden bis 2041 die Modernisierung der 34,9 Kilometer langen Bestandstrecke anschließt.
Für letztere Baumaßnahme muss die „die komplette Trasse für sechs Jahre stillgelegt werden“, verdeutlichte Benz. Von der Möglichkeit, die Bestandstrecke unter Aufrechterhaltung eines Teilbetriebs zu ertüchtigen, sieht die DB ab. „Wir hätten etwa vier Jahre länger gebaut und einen hohen dreistelligen Millionenbetrag an Zusatzkosten gehabt“, erklärte Adam zu den Beweggründen. Für die Zeit der Vollsperrung ist ein Schienenersatzverkehr in Form von Bussen vorgesehen. Von Seiten der Gemeinde äußerte Benz den Wunsch, dass in diesem Zuge auch die Bahnhöfe als Haltestellen berücksichtigt werden, um ausreichend Parkplätze für Pendler gewährleisten zu können. Zwei neu berücksichtigte Ersatzhalte an der Neubaustrecke in Herbolzheim und Lahr sollen Pendler in der Zeit der Modernisierungsarbeiten zusätzlich entlasten.
Schienengüterverkehr wird schneller
Die neue Güterstrecke zwischen Hohberg und Kenzingen umfasst zwei neue Gleise mit einer Länge von 46,7 Kilometern, die östlich parallel zur Autobahn verlaufen. Hier soll der Güterverkehr künftig mit einer Geschwindigkeit von bis zu 250 Stundenkilometern verkehren können. Dafür ist auch die Anpassung von rund 50 Brückenbauwerken und zahlreichen Stützwänden erforderlich. Etwa 50 Kilometer Schallschutzwände sollen entlang der Neubaustrecke für den Lärmschutz sorgen.
„Die alten Brückenbauwerke müssen fallen“, erklärte Menes Khalil-Meister zu den fünf auf Mahlberger Gemarkung befindlichen Brückenbauwerken, von denen zwei in die Unterhaltungspflicht der Stadt Mahlberg fallen. Diese werden nach jetzigem Planstand zumeist an gleicher Stelle oder in Parallellage als Neubauten wiedererrichtet – jedoch deutlich höher: im Schnitt 1,80 bis 2,50 Meter höher als bisher, wie der technische Leiter erklärte. Diese Höhe wird auch aufgrund eines möglichen sechsspurigen Ausbaus der Autobahn erforderlich.
Noch unklar sei, in welchem Umfang die Gemeinde an den Kosten beteiligt wird. „Fakt ist, wir wissen heute nicht, was finanziell auf uns zukommt“, so Benz. Klar sei schon jetzt, dass die Gemeinde in vollem Umfang für die Integration des gewünschten Fuß- und Radwegs an der Brücke am Schmiedeweg aufkommen muss. Am Bahnhof Orschweier und dem Bahnhofsgebäude wird weiterhin festgehalten, die Schneckenbrücke muss jedoch im Zuge der Ertüchtigungsmaßnahmen weichen. Stattdessen soll die Gleisüberquerung künftig mit Hilfe einer barrierefreien Unterführung erfolgen. Dennoch steht die Gemeinde aufgrund des maroden Zustandes im Zugzwang, die Sanierung der Brücke bis dahin vorzunehmen – wenn auch in abgespeckter Version wegen des bevorstehenden Abrisses. Für Ostern 2026 ist daher eine mehrtägige Streckensperrung vorgesehen, so Benz.
Die Neubaustrecke wird auch die Rast- und Tankanlage umfahren. Anders als ursprünglich vorgesehen entfällt jedoch die geplante Zuwegung – auch wegen Einwänden des Grundstückseigentümers.
„Das halte ich für unmöglich“, erklärte Bürgermeister Dietmar Benz, der die damit verbundenen Umstände für die Mitarbeiter monierte. Sie müssten ohne Zuwegung deutlich längere Wege über die Autobahn zu ihrem Arbeitsplatz in Kauf nehmen. Aufgrund der neuen Gütertrasse ist auch eine Anpassung der Autobahn-Anschlussstelle Ettenheim erforderlich, die verlängert wird und damit relativ nah an das Entsorgungscenter der Firma Singler angrenzt. Berührungspunkte wird es auch mit dem Aldi-Firmengelände geben. „Wir brauchen da Teile eines Grundstücks“, machte Khalili-Meister deutlich.
Viele Rückfragen, aber auch Kritik und Anregungen wurden im Rahmen der zweieinhalbstündigen Informationsveranstaltung sowohl von den anwesenden Gemeinde- und Ortschaftsräten, wie auch von Anwohnern und heutigen Pendlern geäußert, insbesondere zur Sinnhaftigkeit, zum Bauablauf, dem Schallschutz und den Vor- und Nachteilen für die Region. „Wir werden ein komplett verändertes Landschaftsbild haben“, zeigte sich Bürgermeister Dietmar Benz überzeugt. „Die perfekte Lösung für alle gibt es nicht. Aber wir werden versuchen die Einschränkungen so gering wie möglich zu halten“, schloss Projektleiter Sven Adam ab. Die Planungen befinden sich derzeit im Genehmigungsverfahren. 2026 könnte das Planfeststellungsverfahren in die Offenlage gehen. Dann haben Bürger die Möglichkeit, ihre Einwände einzubringen. Die Präsentation der DB InfraGo soll zeitnah auch über die Homepage der Stadt Mahlberg abgerufen werden können.