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Fußball ist für Louis das Größte

Inklusionsfußballcamp der  Matthias-Ginter-Stiftung in March: „Kein einmaliges Projekt“

March. Louis Baermann ist aufgeregt, er hat schon mit Matthias Ginter trainiert. Für das Inklusionsfußballcamp hat er sich extra neue Kickschuhe gewünscht, vielleicht bekommt er eine Unterschrift darauf. Ein gemeinsames Foto wäre auch nicht schlecht, doch der fast Zwölfjährige will vor allem eines: zurück zu seiner Gruppe und weiterkicken.

Für Fußballprofi und Nationalspieler Matthias Ginter ging die Karriere mit der Sichtung beim Füchslecamp des SC Freiburg im Jahr 2004 los. Dieses tolle Camp-Gefühl bot der 29-Jährige jetzt Kindern und Jugendlichen mit Handicap in March an – zum zweiten Mal.
„Bereits am Samstag wäre ich gerne dabei gewesen, da hatten wir aber nochmals Training“, sagt Matthias Ginter. Die Stiftung des Fußballprofis und seiner Frau Christina ist seit Samstag bis zum gestrigen Dienstag Ausrichter eines Inklusionsfußballcamps. Idealerweise fiel die Wahl des Ortes auf seine Heimatgemeinde March. Am Sonntag war Matthias Ginter natürlich der Star bei den Jugendlichen. 
Zwei der Teilnehmer mussten sich am Anfang zuerst einmal beruhigen, denn da stand ihr Idol in Turnschuhen kurzer Trainingshose sowie Shirt und wollte mit ihnen Sport machen. Einige Minuten später sind sie dann voll mit dabei. Alle tragen ein Shirt mit ihrem Namen und dem Logo der Stiftung, das unter anderem Ginters Kopf zeigt.
„Louis hat sich unglaublich gefreut, dass er dabei sein darf“, sagt seine Mutter Jessica Baermann. „Mir macht es Spaß“, sagt der fast Zwölfjährige, der aber schnell wieder zu seiner Gruppe möchte. „Wir waren jetzt in der Klinik, wo er vor drei Jahren behandelt wurde, die konnten kaum glauben, dass es ihm so gut geht.“ Am 14. Mai 2020 kam der Achtjährige vom Trampolinspringen ins Wohnzimmer, es ging ihm nicht gut, ihm war schlecht. Kurz darauf musste ihn die Mutter reanimieren. „Im Krankenwagen haben sie gedacht, er hätte sich mit Lebensmitteln vergiftet. Aber ein Aneurysma ist im Kopf geplatzt, was bei Kindern so gut wie nicht vorkommt.“ 21 Tage habe er gegen den Tod gekämpft. „Sein Kurzzeitgedächtnis hat gelitten und er hat ein eingeschränktes Sichtfeld“, sagt Vater Timo. 80 Kinder an vier Tagen bekommen dieses Erlebnis geschenkt, das willkommene Ablenkung und Bewegung in ihr Leben bringt. „Wir hören und erfahren es selbst immer wieder, dass es so wenige Angebote für Menschen mit Handicap gibt, vor allem für Kinder und Jugendliche“, sagt Christina Ginter. Louis, der in Emmendingen wohnt, durfte nicht mehr zum Fußball in seinem alten Verein, denn auch durch seine künstliche Schädeldecke sei denen das Risiko zu groß. Weg seien auch seine alten Freunde, diese gingen auf eine Regelschule. 
Fußball mit „Matze“ Ginter sei für Louis das Größte. Für die Frau des Fußballprofis ist es eine klare Sache, dass es das Inklusionsfußballcamp nach 2022 auch jetzt wieder gab. Matthias Ginter ist dankbar für seine Karriere und froh mit seiner Stiftung körperlich, geistig oder sozial Benachteiligten bis 18 Jahren zu helfen. Nicht nur mit dem Geld seiner Stiftung: „Es ist an dem Punkt schon in Ordnung auch durch meine Bekanntheit die Aufmerksamkeit auf die Inklusion zu legen.“
Für das Inklusionsfußballcamp hat sich Ginter mit Ingo Anderbrügge, einem ehemaligen Fußballprofi und UEFA-Cup-Sieger und dessen „Fußballfabrik“ zusammengetan. Die Ausrüstung und vier Fußballtrainer kommen von der Fußballschule. Die guten Verbindungen zum SC March sorgen für die Bereitstellung des Sportplatzes und von vier weiteren Trainern. „Es ist nicht nur ein einmaliges Projekt geworden“, sagt Matthias Ginter. 
Die Stiftung fördere viel. Jüngstes Projekt sei eine Lehrwohnung, die Menschen mit Handicap unterstütze zu lernen selbstständig zu leben und später in eine eigene Wohnung zu ziehen, erklärt Christina Ginter. Sie freut sich sichtlich als sie sagt: „Der SC March will jetzt versuchen eine Inklusions-Mannschaft aufzubauen.“ Daniel Hengst