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„St. Alexius hat einen Dachschaden“

Um das Kulturdenkmal zu erhalten bedarf es etwa sieben Millionen Euro

Herbolzheim (heb). Seit einem halben Jahr ist die Kirche St. Alexius aus Sicherheitsgründen geschlossen. Am Dienstag letzter Woche machten sich die beiden Bundestagsabgeordneten Yannick Bury und Johannes Fechner ein Bild von der Notwendigkeit einer Sanierung.

Mit dabei waren neben Dekan Stefan Meisert, Simon Schmidt (Landesdenkmalamt) und Architekt Walter Hess. „St. Alexius hat einen Dachschaden“, formulierte es Meisert. Die Stuckdecke, die am ursprünglichen Dachstuhl hängt, hängt zwischenzeitlich rund 40 Zentimeter durch. Diese Senkung des Dachstuhls, sozusagen inmitten des Kirchenraumes, weist eine Wölbung dieser Stuckdecke auf.

Bereits im Juli 2021 gab es eine Ortsbegehung mit den verschiedenen Beteiligten bezüglich der Dachkonstruktion nach den Rückbaumaßnahmen und Bauteilöffnungen zur Besichtigung des Zustands und der Schäden am Tragwerk und der Stuckdecke. Im Rahmen des Vorprojekts wurde der gesamte Dielenbelag des Speicherbodens zurückgebaut und die Balkengefache sowie die Bockshaut (ein Flechtgitter, das mit einem Spezialmörtel an einem Lattengerüst festgemacht ist. Sie überspannt den Chorbereich sowie das Kirchenschiff) der Stuckdecke gereinigt.

Aus mehreren Epochen

„Es konnte nach diesen Bauteilöffnungen festgestellt werden, dass erhebliche Schäden aus mehreren Epochen an den Auflagerpunkten im Traufbereich vorliegen, die sowohl durch eingedrungene Feuchtigkeit, als auch durch einen Hausbockbefall im Wesentlichen hervorgerufen wurden“, so Hess damals. Weiterhin sind an den tragenden Hölzern der Dachkonstruktion erhebliche Querschnittsminderungen durch Fraßschäden der biologischen Schädlinge gegeben. Durch Verformungen im gesamten Tragwerk sind viele Knotenpunkte nicht mehr formschlüssig verbunden, sodass der tatsächliche Kräfteverlauf nicht eindeutig geklärt ist.

Teilstellen der Bockshaut auf der Rückseite der Stuckdecke sind abgängig oder erheblich geschädigt. Im Rahmen einer Sanierungsmaßnahme wurden die Putzlatten mit Drähten am Gebälk nachträglich gesichert. Auch am Dienstag bei der Begehung wurden die Schäden aufgezeigt. Im März, so Meisert, als in Basel ein Erdsturz verzeichnet wurde, seien Putzteile von der Decke in den Kirchenraum gefallen.

„Bedeutendes Kulturgut“

Dass es sich bei der Kirche um ein bedeutendes Kulturdenkmal im Breisgau handelt, das zudem eine Kirche ist, wurde mehrfach betont. 1752 wurde diese Kirche erbaut.

80 Prozent der Dachbalken sollen wieder ertüchtigt werden, teil geschient, gedoppelt, verbunden, so der Architekt. Das Problem, die Balken sind mit der Stuckdecke verbunden. Es sei viel diskutiert worden. Einig sei sich auch das Denkmalamt und die Stiftung Deutscher Denkmalschutz sowie Erzdiözese und weitere Verantwortliche, dass man dieses Kulturdenkmal erhalten wolle. Möglich wäre, auch andere Nutzungen wie Konzerte oder festlichen Banketts zuzulassen.

Hinsichtlich Kosten und Bauzeit spricht man von einem Minimum von zwei Jahren und über sieben Millionen Euro. Gute drei Millionen Euro könnten vom Dekanat kommen. Der restliche Betrag muss dann über Bund und Land sowie andere Institutionen finanziert werden.

Bürgermeisterstellvertreter Clemens Schätzle betonte, dass St. Alexius den Bürgern am Herzen läge. Auch die Stadt stehe hinter der Kirche. Denkbar für ihn sei die Gründung eines Fördervereins.

Unterstützung zugesagt

Die beiden Politiker sicherten ihre Unterstützung bei den Förderanträgen zu. Fechner sagte: „Sieben Millionen in unserer derzeitigen Haushaltslage ist ein Wort. Das Land muss mit ins Boot geholt werden.“ Hess betonte, dass man mit etwa einer halben Million Euro von der Denkmalpflege rechnen könnte, mit einem Betrag in selbiger Größe von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Auch hier sei das Interesse groß, dieses Bauwerk zu erhalten.

Ein Vorteil, sei, dass die Kirche barrierefrei sei und durch eine diffusionsoffene Dämmung auch energetisch ein Mehrgewinn darstelle. Das Dekanat unterhalte laut Meisert 39 Kirchengebäude; hier seien die größten wie Kenzingen oder Endingen gut in Schuss. Das sei ein Vorteil beim Förderprogramm sagten Fechner und Bury, die sich beide dafür stark machen wollen, dass es mit weiterer Fördertöpfen klappt und einer Dachsanierung nichts mehr im Wege steht.

Hess informierte, dass man alle zwei Zentimeter einen Winkel und zwei Schrauben in die bestehenden 60 Balken einsetzen müsste, um die Dachkonstruktion wieder auf Vordermann zu bringen. In den nächsten Wochen werde der Förderantrag gestellt, dann werde man den Stand der Finanzierung sich ansehen.