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Letzter Schlagabtausch vor dem Bürgerentscheid

BZ-Podiumsdiskussion zog viele Interessierte in die Turn- und Festhalle Gundelfingen an

Gundelfingen (hvg). Eine Podiumsdiskussion, organisiert von der Badischen Zeitung, bildete die letzte Großveranstaltung vor dem Bürgerentscheid zur Wiederaufnahme der Planungen für eine Straßenbahn nach Gundelfingen.

Kontrahenten waren Max-Peter Ratzel von Seiten der Befürworter, Michael Hornbruch für die Gegner. Als Moderatoren wirkten der regelmäßig aus dem Breisgau berichtende Journalist Sebastian Krüger und der stellvertretende Chefredakteur Holger Knöferl. Als Fachmann dabei war Uwe Schade, Geschäftsführer des Zweckverbands Regio Freiburg (ZRF).

„Die Menschen sollen entscheiden, ob die Planungen aktualisiert werden sollen“, sagte Krüger zum Auftakt, denn der „ZRF fängt nur an zu planen, wenn es ein klares Signal dafür aus Gundelfingen gibt.“ Matz-Peter Ratzel sagte einführend: „Wir brauchen die Planung, um zu wissen, ob wir die Straßenbahn brauchen oder nicht. Ein Beschluss aus dem Leitbild – dies einem Votum zuzuführen – wurde nicht umgesetzt, das soll jetzt erfolgen.“ Michael Hornbruch hielt dagegen: „Es braucht keine Planung, weil in zehn bis fünfzehn Jahren andere Fahrzeuge genutzt werden. Dieser Trend wird bereits jetzt mit E-Bussen umgesetzt.“ Beide erhielten sogleich Anhänger-Applaus, der aus der Turn- und Festhalle wiederholt zu vernehmen war – Beleg dafür, dass das Thema viele Menschen beschäftigt.

„Wer profitiert von dem Projekt“, lautete die Eingangsfrage. Schade: „Sowohl die Region nördlich von Freiburg, weil die Menschen von dort zügig nach Freiburg kommen, aber auch die Gundelfinger selbst.“ Ratzel: „Die Bevölkerung hier, weil sie sich im Ort besser und schneller bewegen kann. Die Gundelfinger kommen umstiegsfrei nach Freiburg, zur Klinik, zum Theater, zum SC-Stadion. Wir erwarten auch, dass aus dem neuen Zähringer Baugebiet Menschen nach Gundelfingen kommen.“


Hornbruch: „Mit der Straßenbahn wird Wirtschaftskraft aus dem Ort rausgezogen. Viele Menschen profitieren nicht, ihre Wege werden länger, weil Bushalte wegfallen.“ Als Beispiel nannte er die Haltestelle „Alte Bundesstraße 10“, woraufhin Ratzel ihn fragte: „Woher wissen Sie das? Eben das wird die Planung aufzeigen: wie Bürger von wo nach wo und mit welchem Verkehrsmittel wollen.“ Er mahnte, erst auf Basis der Fakten, die die Planung liefere, zu urteilen und nicht Ängste durch Meinungen zu schüren.

Schade skizzierte: Die Planung würde einen Eindruck ermöglichen, wie eine Verlängerung aussehen würde. (In der Diskussion wurde darauf verwiesen, dass die im Rathaus-Foyer einsehbare Visualisierung auf der alten Planung beruht und nicht das spiegelt, was kommen würde). Er sagte weiter, alle Aspekte (Kosten, Umweltbelastungen, Nutzen für die Bürger etc.) würden in der Planung geprüft; deren Kosten schätzte er auf eineinhalb bis zwei Millionen Euro (einschließlich Entwurfsplanung). ZRF und Gemeinde würden einen Vertrag schließen, „dass wir das gemeinsam machen“. Die Kosten übernehme der ZRF. „Sollte die Gemeinde später unmotiviert sagen, wir wollen das nicht, ist eine anteilige Rückzahlung der Planungskosten fair.“

Emotionale Reaktionen im Publikum auf beiden Seiten erzeugten die Prognosen unter anderem zu den Aspekten Geschäftsschließungen, Unfälle und Rettungskräfte-Einsatz. Von der Pro-Seite wurde auf Beispiele aus Freiburg verwiesen, wo sowohl während der Baumaßnahmen wie nach Fertigstellung Feuerwehr und Sanitätsfahrzeuge passieren konnten. Von der Contra-Seite hieß es dazu, das werde aufwendiger, weil beispielsweise auch der VAG-Notfallmanager erst verständigt werden müsse, um im Bedarfsfall Oberleitungen abschalten zu lassen.

Fragerunde und Vorwürfe

Fragen aus dem Publikum deckten sich überwiegend mit jenen aus der kommunalen Straßenbahn-Veranstaltung, erbrachten jedoch auch den Vorwurf an die Gegner, die in einem Brief an Senioren im Ort nicht die Planungsabsicht erwähnt, jedoch geschrieben hätten: „Feste in der Ortsmitte sind nicht mehr möglich.“ Hornbruch reagierte darauf mit: „Wir haben kolportiert, was Geschäftsleute und Winzer prognostizieren“ und konterte, ein Schreiben des Grünen-Ortsverbandes an junge Menschen enthalte den „Fehler“, die Straßenbahn werde eine „Anbindung an den Bahnhof“ bringen; bei 300 Meter Entfernung zwischen der bislang geplanten Endhaltestelle und dem Bahnhof Gundelfingen sei diese nicht gegeben. Dem hielt Ratzel entgegen, die tatsächliche Lage des Endpunktes – und damit die erwähnte Distanz – werde erst die Planung erbringen.

Fazit

Die Sicht der Pro-Seite: Aus einem „nein“ bei der Abstimmung werde kein E-Bus-System erwachsen, es brauche eine gute ÖPNV-Versorgung auch deshalb, weil sich viele Menschen die teuren E-Autos gar nicht leisten könnten. Die der Contra-Seite: Eine Straßenbahn sei nicht die angemessene – weil überdimensionierte – Lösung. Die Entscheidung darüber wird nun der kommende Sonntagabend erbringen.