Endingen (heb). Vorsitzender Helmut Eitenbenz begrüßte die Anwesenden zu einer „besonderen Kuratoriumssitzung“. Der Grund: Seit 1. September hat man mit dem studierten Gesundheitsökonom Martin Abel einen neuen Geschäftsführer. Er wohnt in Herbolzheim und war zuletzt bei der Stiftungsverwaltung Freiburg tätig.
Nach der langen Erkrankung von Geschäftsführerin Claudia Herbstritt-Bär sei die Neueinstellung erforderlich gewesen, um den Betrieb weiterführen zu können, sagte Eitenbenz. Anschließend stellte Abel den Jahresabschluss 2022 vor. Die Sozialstation St. Martin schloss mit einem positiven Ergebnis ab. Der Bilanzgewinn lag im fünfstelligen Bereich. Die Gesamterträge betrugen 2.118.000 Euro.
Neben Zuweisungen der Trägergemeinden und Mitgliedsbeiträgen konnte man auch vom „Pflege-Rettungsschirm“ profitieren. Die Erträge aus ambulanter und teilstationärer Pflege sind im Vergleich zu 2021 um 62.000 Euro auf 1.736.000 Euro gesunken. Hierzu sagte Abel, dass der „Rettungsschirm“ ausgelaufen sei, was man finanziell gespürt habe.
291 Personen wurden von der Sozialstation für ambulante Kranken- und Altenpflege St. Martin versorgt. In der Villa Schwobthaler wurden 14 Klienten betreut. Betreuungsleistungen über den Entlastungsbeitrag mit 125 Euro monatlich nehmen 92 Personen in Anspruch. In der ambulanten Pflege dominiert die Altersstruktur 80 bis 89 Jahre, gefolgt von den 70- bis 79-Jährigen und dann 90- bis 99-Jährigen. Es fanden 72.150 Hausbesuche statt im Rahmen von 4.337 Pflegetouren, was einen Durchschnittswert von 16 bis 17 Hausbesuchen je Tour ergibt.
Es gibt in der Tagespflege das Haus Maria (seit 2013) und das Haus Rosalina (seit 2019). Insgesamt wurden 68 Kunden in den Tagespflegen betreut, durchschnittlich an zwei bis drei Tagen in der Woche. Die Kosten für den Besuch der Tagesspflege werden zum Teil von der Pflegekasse finanziert.
Insgesamt belaufen sich die Aufwendungen im Geschäftsjahr 2022 auf 2.113.000 Euro, wobei der Personal- (66,7 Prozent) und der Materialaufwand (19,7 Prozent) die größten Posten sind. Der Gesamtaufwand steige - auch aufgrund der Tarifbestimmungen für das Personal. Den betriebsgewöhnlichen monatlichen Finanzbedarf bezifferte Abel mit 159.000 Euro, die Liquiditätsreserve liegt bei gut acht Monaten. Insgesamt bilanzierte Abel die Vermögens- und Finanzlage als „sehr gut“.
Zum 1. März 2024 greifen Tariferhöhungen, wobei die Personalkosten durchschnittlich um zwölf Prozent steigen werden. Beim Materialaufwand wird mit einer Teuerungsrate von fünf Prozent gerechnet. Der Wirtschaftsplan 2024 strebt eine höhere Auslastung in der Tagespflege an. Abel rechnet mit einer Entgelterhöhung von 30 Prozent in der Tagespflege und rechnet hier mit Mindereinnahmen.
Birgit Zapf von der Pflegedienstleitung sagte auf die Frage von Sasbachs Bürgermeister Jürgen Scheiding nach freien Kapazitäten und Personal, dass man oft Anfragen ablehnen müsse und sich meist auf Palliativpflege konzentriere. „Noch mehr“ gehe auch für die 19 Mitarbeiter nicht, die oft am Wochenende arbeiten müssten. Hier versuche man mit den Angehörigen etwas „abzuspecken“.
Zapf betonte, dass die Fürsorgepflicht gegenüber den Fachkräften im Haus großgeschrieben werde. Auch die Dokumentationen fresse enorm viel Zeit. Es sei „schade und traurig, dass mehr Zeit für die Dokumentationen draufgeht, als fünf Minuten beim Kunden zu sitzen und zu plaudern oder mal einen gemeinsamen Kaffee zu trinken“. Hierzu gab es von Helmut Eitenbenz ein großes Lob fürs Personal: „Wenn die Mitarbeiter nach der Arbeitszeit einfach gehen würden, könnten manche Kunden nicht versorgt werden.“
„Für einfache Ausbildung in Altenpflege“
Eitenbenz sprach sich für die einfache Ausbildung in der Altenpflege aus, denn die generalistische Pflegeausbildung verdeutliche auch, dass etwa ein Drittel der Bewerber die Ausbildung abbrechen würden und andere später lieber in Krankenhäusern als im Altenheim arbeiteten, auch wegen des Ansehens und des Verdienstes.
Scheiding fragte nach dem Potenzial bei Migranten. Der Bedarf sei darüber nicht abzudecken, antwortete Eitenbenz. Man könne diese Personen auch aufgrund von Sprachschwierigkeiten nicht allein in die ambulante Zuteilung nehmen. Abel sprach sich dafür aus, dass das Thema Pflege in der Politik mehr an Bedeutung bekommen müsste und prognostizierte ein großes gesellschaftliches Problem.