Staufen/Bad Krozingen/Ehrenkirchen. Am Sonntag führte die Bürgerinitiative „Unser Breisgau“ eine Ballon-Aktion im Bereich der vom Regionalplan Südlicher Oberrhein als mögliche Standorte für Windkraftanlagen ausgewiesenen Flächen in der Ebene zwischen Staufen, Bad Krozingen und Ehrenkirchen durch. Dort hat sich der Investor iTerra energy aus Gießen Grundstücke für ein Windkraftprojekt gesichert.
„Mit der Aktion wollen wir die gigantische Größe der geplanten WKA demonstrieren. Hier sollen vier bis sieben der größten Windräder Europas aufgestellt werden. Die Anlagen vom Typ Vestas V172-7.2 messen an der senkrechten Rotorspitze 285 m, die Höhe der Nabe beträgt 199 m, der Rotordurchmesser 172 m. Nach Aussage von Lukas Cislaghi, der bei iTerra für die Standortentwicklung zuständig ist, könnte in zwei bis drei Jahren ein mehr als 300 Meter hoher Prototyp fertig sein, der dann auch für diesen Standort in Frage käme“, erklärte eine Teilnehmerin.
Die technisch aufwendige Ballon-Aktion musste zuvor vom Bundes-Luftfahrt-Amt genehmigt werden. Mehrere Ballons sollten sowohl die Höhe der Nabe als auch die Gesamthöhe der Windkraftanlage verdeutlichen. Aber das Wetter wollte nicht so recht mitspielen, die Ballons wurden vom Wind abgetrieben, in der Folge verhedderte sich ein Seil in einem Baum und musste aus den Zweigen befreit werden.
Als die Ballons dann aufsteigen konnten, sorgte der stärker gewordene Wind dafür, dass sie nicht die vorgesehene Höhe erreichten, sondern in Richtung Ehrenkirchen abgetrieben wurden. Dort hatte die BI an der Ölberg-Kapelle ihren zweiten Standort eingerichtet, um aus dieser Perspektive die Größe der geplanten Windkraftanlagen einschätzen zu können. „Na, bei so viel Wind und Sonne haben wir jetzt wieder negative Strompreise“, kommentierte ein Teilnehmer der Aktion.
Zwei Polizeibeamte überzeugten sich zwischendurch, dass alles gesetzeskonform zuging. Wenn auch nicht alles nach Wunsch geklappt habe, so habe man doch auf das Anliegen der Bürgerinitiative aufmerksam gemacht, so der Tenor am Schluss der Aktion, als die Ballons wieder eingeholt wurden. Von Teilnehmern aus Ehrenkirchen wurde kritisiert, dass die Bürgerschaft im Vorfeld nicht so umfassend über die Planungen informiert worden sei wie in anderen Gemeinden, wo teilweise auch Bürgerbefragungen durchgeführt worden seien. Die Gemeindeverwaltung Ehrenkirchen habe ohne Beteiligung der Bürger die Planungshoheit an den Regionalverband abgegeben.
Aber auch jetzt noch gibt es auf kommunaler Ebene Möglichkeiten, das Vorhaben zu verhindern. So will sich Staufen im Rahmen der Offenlage für die Teilfortschreibungen „Windenergie“ und „Solarenergie“ des Regionalplanes dafür einsetzen, dass der Schlossberg in die Tabelle der Schutz- und Kulturgüter in Baden-Württemberg eingetragen wird und damit der Umgebungsschutz mit einer Pufferzone von 7 km um das Denkmal zum Tragen kommt. Mit dem von der Bundesregierung geplante Wegfall der Vergütung bei negativen Preisen für Neuanlagen ab dem 1. Januar 2025 ist es außerdem aktuell fraglich, ob iTerra das Projekt weiter verfolgt. Dr. Sabine Brandenburg-Frank
Eine Informationsveranstaltung zum Thema „Windkraft im und um das Münstertal“ findet am Montag, 29. Juli, um 18 Uhr in der Belchenhalle in Münstertal statt.